Sie werden rasch übersehen die Puppen von Marie-Christine Kaufmann. Diese Erfahrung hat sie selber auch schon gemacht, als sie beispielsweise vor zwei Jahren an der Puppenbörse in Zürich ihre Dolls ausgestellt hat. «Oft ist es so, dass die Leute kurz drüber schauen, sie für Barbies halten und dann weitergehen.» Doch abgesehen von einer ähnlichen Figur haben ihre handgefertigten Kunstwerke wenig gemeinsam mit den am Fliessband produzierten Kinderspielzeugen. «Diese Bäbis sind eher für Sammler und sicher auch Erwachsene gedacht. Sie kleiden sie dann immer wieder neu ein. Machen Fotoshootings mit ihnen draussen in der Natur und haben einfach Freude am Anschauen der Puppen. Für Kinder ist das fast ein wenig zu fein und man darf nicht vergessen, dass Porzellan sehr zerbrechlich ist.» Sie sei in einer sehr kreativen Familie aufgewachsen, sagt Kaufmann, deren Schwester als Liza from the Moon fleissigen P&H-Leser:innen ein Begriff sein könnte. Ihr persönlich habe es besonders das Zeichnen angetan.
Erste Puppen in die USA exportiert
Als ihre Kinder noch klein gewesen sind, habe sie gerne mit Ölfarben gemalt, da diese so lange nass geblieben seien. «So konnte ich auch locker nach dem Mittagsessen weitermalen.» Als sie sich weiterentwickelt habe und im digitalen Bereich angekommen sei, habe sie im Netz eine dieser Puppen entdeckt und seit diesem Moment Feuer und Flamme für die Thematik. «Dieses Lebendige in den Gesichtern dieser Puppen hat mich sofort gefesselt. Etwas so Realistisches wollte ich unbedingt auch selber kreieren.» Und doch ging es zwei Jahre vom Entdecken der Puppen bis zum ersten Prototyp von Marie-Christine. «Richtig Zeit gefunden für diese Miniatur-Menschen habe ich erst, als mein Kleinster auch schon in den Kindergarten ging.» So richtig angesagt seien die Azalee Dolls laut ihr in Russland, den USA und im asia-tischen Raum. In der Schweiz sei dieser Trend bisher noch nicht so wirklich angekommen. «Aktuell fühle ich mich ein bisschen alleine mit meinen Dolls in der Region. Umso schöner ist es, dass ich nun hier in Bad Ragaz sie präsentieren darf und vielleicht auch Touristen aus den Ländern, in denen diese Art von Kunst schon populär ist, darauf aufmerksam werden, respektive ein Exemplar kaufen.» Die Künstlerin, die ursprünglich in Landquart aufgewachsen ist, arbeitet meist weit über 50 Stunden an einem Püppchen, was den Preis von 1000 Franken pro Stück irgendwie gleich wieder relativiert. Verkauft habe sie schon einige, meist an Kunden aus den USA.