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Bad Ragaz
21.12.2021

Porzellanpuppen in Bad Ragaz ausgestellt

Marie-Christine Kaufmann ist froh, mal in der Nähe ausstellen zu können.
Marie-Christine Kaufmann ist froh, mal in der Nähe ausstellen zu können. Bild: C. Imhof
Das Erschaffen von Azalee Dolls ist die grosse Leidenschaft von Marie-Christine Kaufmann aus Fanas. Obwohl in der Schweiz diese Art von realistischen «Bäbis» noch gänzlich unbekannt ist, darf die Künstlerin jetzt erstmals auch in der Nähe ausstellen. Seit Anfang Dezember und bis Mitte Januar schmücken ihre Porzellanpuppen nämlich zwei Fenster im grünen Salon des Quellenhofs in Bad Ragaz.

Sie werden rasch übersehen die Puppen von Marie-Christine Kaufmann. Diese Erfahrung hat sie selber auch schon gemacht, als sie beispielsweise vor zwei Jahren an der Puppenbörse in Zürich ihre Dolls ausgestellt hat. «Oft ist es so, dass die Leute kurz drüber schauen, sie für Barbies halten und dann weitergehen.» Doch abgesehen von einer ähnlichen Figur haben ihre handgefertigten Kunstwerke wenig gemeinsam mit den am Fliessband produzierten Kinderspielzeugen. «Diese Bäbis sind eher für Sammler und sicher auch Erwachsene gedacht. Sie kleiden sie dann immer wieder neu ein. Machen Fotoshootings mit ihnen draussen in der Natur und haben einfach Freude am Anschauen der Puppen. Für Kinder ist das fast ein wenig zu fein und man darf nicht vergessen, dass Porzellan sehr zerbrechlich ist.» Sie sei in einer sehr kreativen Familie aufgewachsen, sagt Kaufmann, deren Schwester als Liza from the Moon fleissigen P&H-Leser:innen ein Begriff sein könnte. Ihr persönlich habe es besonders das Zeichnen angetan.

Erste Puppen in die USA exportiert

Als ihre Kinder noch klein gewesen sind, habe sie gerne mit Ölfarben gemalt, da diese so lange nass geblieben seien. «So konnte ich auch locker nach dem Mittagsessen weitermalen.» Als sie sich weiterentwickelt habe und im digitalen Bereich angekommen sei, habe sie im Netz eine dieser Puppen entdeckt und seit diesem Moment Feuer und Flamme für die Thematik. «Dieses Lebendige in den Gesichtern dieser Puppen hat mich sofort gefesselt. Etwas so Realistisches wollte ich unbedingt auch selber kreieren.» Und doch ging es zwei Jahre vom Entdecken der Puppen bis zum ersten Prototyp von Marie-Christine. «Richtig Zeit gefunden für diese Miniatur-Menschen habe ich erst, als mein Kleinster auch schon in den Kindergarten ging.» So richtig angesagt seien die Azalee Dolls laut ihr in Russland, den USA und im asia-tischen Raum. In der Schweiz sei dieser Trend bisher noch nicht so wirklich angekommen. «Aktuell fühle ich mich ein bisschen alleine mit meinen Dolls in der Region. Umso schöner ist es, dass ich nun hier in Bad Ragaz sie präsentieren darf und vielleicht auch Touristen aus den Ländern, in denen diese Art von Kunst schon populär ist, darauf aufmerksam werden, respektive ein Exemplar kaufen.» Die Künstlerin, die ursprünglich in Landquart aufgewachsen ist, arbeitet meist weit über 50 Stunden an einem Püppchen, was den Preis von 1000 Franken pro Stück irgendwie gleich wieder relativiert. Verkauft habe sie schon einige, meist an Kunden aus den USA.

  • An einer Puppe arbeitet Marie-Christine Kaufmann über 50 Stunden. Bild: C. Imhof
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  • Erstaunlich realistisch sind die Dolls von Kaufmann. Bild: C. Imhof
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  • Marie-Christine Kaufmann zeigt, wie beweglich ihre Puppen sind. Bild: C. Imhof
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Detaillierte Geduldsarbeit

Beim genaueren Betrachten der Dolls sticht sofort ins Auge, wie unheimlich realistisch die Werke sind. Neben einer gewissen Beweglichkeit, setzt Kaufmann bei ihnen auch total auf Authentizität. «Mir ist es wichtig, dass ein Fuss auch wie ein Fuss aussieht. Mit einer gewissen Detailverliebtheit kann ich mich stundenlang dransetzen und in kleinster Feinarbeit die Puppen zum Leben erwecken.» So viel Ruhe und Ausdauer wie bei ihren Kunstobjekten habe sie aber nicht für alle Bereiche im Leben. «Wenn beispielsweise der Drucker nicht das ausdruckt, was ich gerne hätte, kann ich auch mal sehr ungeduldig werden», wie Kaufmann lächelnd zugibt. Ihre Kunst brauche aktuell noch sehr viel Aufklärung und mit diesem Material zu arbeiten brauche neben Ruhe und Geduld vor allem eins: Viel Zeit. Bevor sie überhaupt anfangen könne mit ihren feinen Arbeiten gebe es eine Skizze auf Papier, ein Modell aus Knettmasse und ein Negativ aus Gips. Erst dann könne das Porzellan gegossen werden. «Was beim fertigen Produkt oft auch gerne vergessen wird, ist der Umstand, dass man Porzellan bei jeder Veränderung wieder ‹brennen› muss. Das heisst, bei einem Gesicht alleine gibt es nur schon um die fünf Brände, die viel Zeit rauben.» Und trotzdem liebe sie es an ihren Figuren zu tüfteln, sie zu bauen und weiterzuentwickeln. Aktuell arbeitet die Fanaserin gerade an ihrem ersten männlichen Püppchen und sucht nach einem Weg ein etwas korpulenteres Püppchen in Bewegung zu versetzen. Zudem möchte sie auch mal eine etwas grössere Puppe selber herstellen, da sie lieber mal mit etwas grösseren Kleidern arbeiten möchte. Es bleibt also spannend im Atelier zuhause bei der Familie Kaufmann und wer weiss, vielleicht verzaubern ihre Arbeiten neben den Kurgästen auch ein paar Einheimische in Bad Ragaz. Mehr Informationen zu Marie-Christine Kaufmann gibt’s unter www.azaleedolls.com

cim/sardona24