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Eine Weihnacht für Randständige in St.Gallen

Am Bohl feierte man am 25. Dezember Gassenweihnachten.
Am Bohl feierte man am 25. Dezember Gassenweihnachten. Bild: Endlesslife
Am 25. Dezember fand in St.Gallen die Gassenweihnacht statt. Dabei wurden gesammelte Güter wie zum Beispiel Kleidung, Hygieneartikel und Essen an Arme und Randständige verteilt. Organisiert hat diese Aktion der Suchthilfe-Verein Endlesslife.

Fast schon etwas versteckt zwischen Coop, Waaghaus, Post und Bushaltestelle fand am 25. Dezember die Gassenweihnacht statt. Dieser Festtag für Randständige wurde vom Verein «Endlesslife» ins Leben gerufen und konnte nun zum zwölften Mal stattfinden. Das Ziel der Gassenweihnacht ist es, zumindest für einen Abend die Not, Armut, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit zu vergessen.

Eröffnet wurde der Anlass um 17 Uhr. Jeder, der sich eine Ration schnappen wollte, musste anstehen und sich anmelden – dies aber aufgrund von Corona. Nachdem man das erledigt hatte, durfte man sich dann die Güter abholen. Fertiggerichte, Hygieneartikel, Schuhe und Jacken schnappte sich zum Beispiel ein Randständiger. «Nicht unbedingt schön, dass man das beanspruchen muss» kommentierte er die Gassenweihnacht. Es erinnere an die Tiefen im Leben und er persönlich hasst Weihnachten. «Aber ich schätze und finde es schön, dass es so eine Aktion gibt.»

Bild: Endlesslife

Aus Mitarbeiter-Sicht ist es schön, so etwas zu organisieren. Man sehe viele strahlende Gesichter, erzählt eine Helferin gegenüber stgallen24. Während die einen sich ihre Güter nehmen und gehen, bleiben andere noch eine Weile, gönnen sich einen Kebab, sitzen an einen Tisch und tauschen sich mit anderen Personen aus. Hier kommen Helfer und Besucher zusammen. Dabei bekomme man auch die heftigen Schicksalsschläge mit, erzählt sie weiter. Doch belastet fühle sie sich nicht. «Ich kann Berufliches und Privates gut trennen», so die Helferin.

Generell herrschte an der Gassenweihnacht eine lockere Stimmung. Die Besucher sind äusserst freundlich gewesen – zwischendurch wurde ein wenig «gebellt», aber zu grösseren Ausschreitungen sei es noch nie gekommen, wie Thomas Feurer, Gründer und Leiter von Endlesslife, erzählt. Das ist, weil die Randständigen teilweise Angst haben, es habe für sie zu wenig Güter. Aber diese kleineren Streitereien entschärfe er mit einem Spruch.

Bild: Endlesslife

Die Gassenweihnacht besuchen nicht nur Drogensüchtige – auch Sozialhilfebezieher und Flüchtlinge sind Besucher. Viele rutschen durch einen oder mehrere Schicksalsschläge in die Spirale von Armut und Hoffnungslosigkeit. Insgesamt sind dieses Jahr 282 Personen an die Gassenweihnacht gekommen – wovon viele männlich sind. Zirka 30 bis 40 Prozent mehr Männer als Frauen schätzt Feurer. Weibliche Randständige hätten wegen ihres Körpers andere Möglichkeiten.

Bild: Endlesslife

Endlesslife ist ein Suchthilfe-Verein, der aus Experten mit eigenen Erfahrungen im Suchtbereich besteht. Endlesslife legt grossen Wert auf die Weiterbildung der Mitarbeiter, um Kinder und Jugendliche rechtzeitig zu erreichen sowie die Fragen der betroffenen Eltern zu beantworten.

pez/stgallen24/rheintal24