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Sexismus-Vorwurf: HSG-Professorinnen beim Lästern gefilmt

Bild: HSG
Nach einer Online-Vorlesung haben zwei Professorinnen der HSG vergessen, die Aufnahme zu beenden. So veröffentlichten sie ihr privates Gespräch und lösten eine Sexismus-Debatte aus. Besonders Studentinnen sind entrüstet.

Nach der Vorlesung, die wegen Corona online stattfand, haben zwei HSG-Professorinnen die Veranstaltung Revue passieren lassen, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtet. Der Schwatz über einzelne Studenten – einer wird als «Herzchen» bezeichnet – artete in der Frage aus, warum Männer allgemein interessierter scheinen. «Ja, die Frauen sind komplett verloren», so die Antwort der anderen Professorin. 

Auf Anfrage sagten die beiden Professorinnen, dass man im Anschluss an jede Veranstaltung bespreche, wie diese gelaufen sei. Jedoch hätten sie diesmal vergessen, dass die Aufnahme der Vorlesung weiter lief. Die Aufnahme – inklusive siebenminütigem Anschlussgespräch – wurde online gestellt und kursierte schon bald unter den Studenten – was viele erschütterte, besonders die weiblichen Studenten.

Es sei ein Skandal, dass Frauen so über andere Frauen sprechen würden, sagt eine betroffene Masterstudentin. Man habe sich insbesondere vom weiblichen Teil des Lehrkörpers Unterstützung statt schubladisierende Kritik erhofft, sagt eine andere. «Dass weibliche Studierende im Durchschnitt in den schriftlichen Arbeiten besser abschneiden als ihre männlichen Kollegen, aber mündlich sich in grösseren Veranstaltungen auffallend weniger beteiligen, ist ein bekanntes Phänomen», rechtfertigen die beiden Professorinnen ihre Aussagen. Die Bemerkung sei denn auch Ausdruck geteilter Frustration und in keiner Weise abwertend oder verletzend gemeint.

Die Fronten blieben auch nach einer 45 Minuten langen Aussprache verhärtet– zur geforderten Entschuldigung konnten die beiden Dozentinnen dann bewegt werden. Man habe die Lektion gelernt, auch was die Digitalisierung angehe, sagen sie zum Schluss der Vorlesung, die nicht erst seit dem versehentlichen Lauschangriff unter schlechten Vorzeichen steht.

Die HSG äussert sich nur allgemein über den Fehler der beiden Professorinnen. Dass sich Dozenten eines Kurses über die Leistung ihrer Studenten austauschen, sei normal und auch erforderlich, heisst es. Solche Gespräche sollten vertraulich sein und den Anforderungen des Verhaltenskodexes entsprechen. «Dieser sieht unter anderem vor, dass wir nach innen wie nach aussen höflich und respektvoll miteinander umgehen, auf eine inklusive Sprache achten und sexistische oder rassistische Äusserungen an unserer Universität keinen Platz haben.»

pez/stgallen24