Der Himmel hängt voller Geigen» ist ein Sprichwort, das als Ausdruck der Glückseligkeit wahrscheinlich auf Gemälde im 16. Jahrhundert zurückgeht, auf denen der Himmel mit musizierenden Engeln dargestellt wird. Seither kam diese Redensart immer wieder in Liedern und auch als Operettenhit vor. Im Konzerthimmel des Concentus genügten zwei dieser von den beiden Solistinnen in höchster Kunst gespielten Saiteninstrumente, um ein raumfüllendes musikalisches Wohlgefühl herbeizuzaubern.
Kompositionen aus vier Jahrhunderten
Als Einstieg ins Programm erklang von Jean-Marie Leclair (1697–1764) die dreisätzige Sonate «Pour Deux Violons» ganz in der lieblich-harmonischen Art im Übergang vom Barock zur Klassik. Dass er nebst Violinist auch Tänzer und Ballettmeister war, kommt in seinem Kompositionsstil entsprechend zum Ausdruck. Das Duo interpretierte das Werk mit Leichtigkeit und fröhlichem Schwung. Ziemlich herber und sehr temperamentvoll tönten dann die «Mélodies Espagnoles» des belgischen Komponisten Charles Auguste Bériot (1807–1870), dessen wichtigstes Vorbild Nicolo Paganini war. Aus der Fülle der «44 Duos» von Bela Bartok (1881–1945) wurden für dieses Konzertprogramm sechs besonders markante, zum Teil ganz kurze Stücke ausgewählt wie: leicht melancholisches Ruthenisches Lied (die Ruthenen waren in der Habsburgermonarchie die gebräuchliche Bezeichnung der Ostslawen im Reich), Ruthenische Kolomejka (eine Kombination aus Melodie, Lied und Tanz), ein Piccicato oder der «Dudelsack», dessen spezielle Ton- und Klangfarbe die beiden Geigerinnen täuschend ähnlich trafen.
Lavarinis «Sieben Duos»
Die 2009 entstandenen «Sieben Duos» von Enrico Lavarini wurden nicht als Stilbruch zu den im Konzert vorausgegangenen Stücken verschiedener Zeitepochen empfunden, sondern als Weiterentwicklung im eigenständigen Kompositionsstil der neueren Zeit. Der wie vom Komponisten beschriebene progressive Aufbau im Schwierigkeitsgrad war gut erkennbar. Beim genauen Zuhören konnte man auch die Volksmusikeinflüsse – ein Markenzeichen Lavarinis in diesem Genre seiner Kompositionen – herausspüren.
Musik kennt keine Grenzen
Das zahlreich erschienene Publikum zeigte sich im Schlussapplaus sehr begeistert. Dass die aus der Ukraine stammende Aleksandra Lartseva und die russischstämmige Victoria Macijewska so gut und perfekt im Zusammenspiel harmonierten, ist gerade im Zeichen der dramatischen Anspannung zwischen den beiden Nationen ein aktuelles Beispiel, dass Musik keine kriegsträchtigen Grenzen kennt. Das herausragende Konzert fand mit dem lüpfig-volkstümlichen Stück «Hä nu» von Enrico Lavarini als Zugabe einen fröhlichen Ausklang.