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Flums
18.02.2022
18.02.2022 11:01 Uhr

30 tote Schafe in Flums: «Hochemotionales Thema»

Die Wildhut schliesst zweifellos aus, dass ein Wolf die Schafe in Panik versetzt hat. Doch in Flums wird dieses Verdikt teilweise angezweifelt.
Die Wildhut schliesst zweifellos aus, dass ein Wolf die Schafe in Panik versetzt hat. Doch in Flums wird dieses Verdikt teilweise angezweifelt. Bild: Keystone
Am letzten Januartag sind in einem Stall in Flums 30 tote Schafe entdeckt worden. Die Wildhut schloss den Wolf als Verursacher einer offensichtlich unter den Tieren ausgebrochenen Panik unmittelbar aus. Seither wird rund um diesen Vorfall eine hochemotionale Debatte geführt – inklusive Drohung gegen eine Amtsperson.

Was genau passierte in der Nacht vom 30.  auf den 31. Januar in einem Stall an der Gruppastrasse in Flums? Fakt ist: Damals starben rund 30 Schafe, die sich in einer Panik gegenseitig zu Tode trampelten. In einer entsprechenden Meldung der Kantonspolizei St.Gallen (siehe hier Bericht im «Sarganserländer»), hiess es unter anderem aber auch: «Verletzungen durch ein anderes Tier können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die Wildhut kann aufgrund der vorgefundenen Spuren jedoch die Beteiligung eines Wolfes ausschliessen.»

Gerüchte und Anschuldigungen

Diese Meldung warf in Flums hohe Wellen, die sich bis zum heutigen Tag nicht gelegt haben. Insbesondere der kategorische Ausschluss einer Wolfsbeteiligung durch die Wildhut wird kontrovers diskutiert. Unter anderem machten im Nachgang Bilder die Runde (sie liegen auch der Redaktion vor), auf denen mindestens ein Schaf eine Verletzung am Hals aufweist. Der geäusserte Verdacht dazu: Es handelt sich um einen für den Wolf typischen Kehlbiss. Auch kursieren zahlreiche Behauptungen und Gerüchte. Sie reichen unter anderem von angeblich gefundenen Fussabdrücken eines Wolfes vor Ort bis hin zu der Meldung, laut der Amtspersonen Geld geboten hätten, damit den Wolf belastende Bilder unter Verschluss gehalten werden. Oder anders gesagt: Der Kanton wolle mit aller Macht vertuschen, dass dem tragischen Geschehen in jener Nacht ein Wolfsangriff vorangegangen sei.

Drohung gegen Amtsperson

Während sich der Besitzer der Schafe auf Anfrage der Redaktion nicht öffentlich zu dem Geschehen von Ende Januar äussern wollte, bezeichnete Florian Schneider, bei der St. Galler Kapo stv. Leiter Kommunikation, den damalige Vorfall als «hochemotionales Thema». Der Polizei sei das Gerede bekannt, so Schneider der auf konkrete Nachfrage bestätigte, dass es gegen eine Amtsperson zu Drohungen gekommen ist. Schneider: «Auf eine Anzeige wurde bisher verzichtet, aber wir beobachten das genau. Das kann nicht toleriert werden.»

Weiter sagte Schneider, dass der Fall zuhanden der Staatsanwaltschaft wohl als «Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz von Unbekannt» rapportiert werde. «Die Fachleute haben klar ausgeschlossen, dass ein Wolf beteiligt gewesen ist. Darüber hinaus können wir nicht sagen, was genau vorgefallen ist.» Im Verdacht als Auslöser für die Panik stand auch ein Hund. Dieser wurde zum Erbrechen gebracht, dabei fanden sich keine Spuren von Schafen. Schneider: «Wir wissen nicht, was die Panik ausgelöst hat. Es könnte ein Fuchs gewesen sein, auch ein Hund kann nicht ausgeschlossen werden.»

Unklar ist vorderhand noch, ob die Auswertung entnommener DNA-Spuren das Rätsel löst. Schneider hat wenig Hoffnung: «Von den toten Tieren konnten mangels Bissspuren keine Proben entnommen werden.» Und Fremd-DNA auf lebenden Tieren werde wegen deren Körperwärme sehr rasch unbrauchbar. Und was ist mit den Gerüchten zu angeblich bezahltem Schweigegeld? Schneider: «Von so etwas haben wir keinerlei Kenntnis. Ich kann dazu nur sagen: In Flums hat es einen Polizeiposten. Wenn jemand Beweise dafür hat, dass ein Fehlverhalten, von wem auch immer, vorliegt, dann soll er Anzeige erstatten.»

Wildhut: «Es war kein Wolf»

Der zuständige Wildhüter Albert Good bekräftigte am Donnerstag, dass die Anwesenheit eines Wolfes ausgeschlossen wird. Das besagte Foto habe er selber gemacht, sei aber nicht von ihm in Umlauf gebracht worden. «Die Wunde wurde von anderen Schafen verursacht, die auf diesem Tier herumgetrampelt sind. Es gibt keinerlei Abdrücke von Zähnen.»

Good sagte, dass man beim ersten Blick in den Stall einen Wolf als Verursacher in Betracht gezogen habe, aber: «Sobald wir begannen, die Tiere zu untersuchen, wurde schnell klar: Es kann kein Wolf gewesen sein, denn keines der toten Schafe hatte auch nur eine einzige Bisswunde». Dennoch habe man in den folgenden Tagen Fotofallen aufgestellt. Auch das vergeblich.

Der entstandene Schaden wird gemäss Informationen der Redaktion auf rund 12 000 Franken geschätzt. Wäre ein Wolf die Ursache, müsste der Kanton eine Entschädigung zahlen. Good: «Das wäre reine Routine. Aber wir erfinden keine Wolfsspuren, wenn es sie nicht gibt.»

Reto Vincenz