Gleich neben dem Bauernhaus der Familie Eggenberger steht der alte Stall. Doch Tiere findet man darin keine mehr. Denn, damit der Stall den heutigen Vorschriften entsprechen würde, wären da in den nächsten Jahren einige Umbauten auf die Familie zugekommen. Der Güllenkasten zu klein, die Läger zu kurz und der tägliche Weidegang mit den Kühen war immer damit verbunden, auf die Strasse hinaus zu müssen. Hinzu kam, dass die Kühe die Vorplätze der Liegenschaften an der Strasse nicht betreten und die Postautos nicht behindern sollten. Und wie es heute selbst in den Dörfern so ist, auch wenn vielleicht niemand direkt etwas sagt, einen Kuhfladen auf der Strasse will keiner sehen. Deshalb hat sich die Familie Eggenberger entschieden, ihre Milchkühe auszusiedeln.
Nach eigenen Vorstellungen
Nach jahrelangem Warten auf die Bewilligung wurde am 2. März vergangenen Jahres mit dem Aushub für den neuen Stall begonnen. Vater Andreas und Sohn Andreas jun. haben sich viele Ställe angesehen, um herauszufinden, welcher der richtige für sie sein könnte. Da keiner der besichtigten Ställe zu 100 Prozent ihren Ansprüchen entsprach, haben die Beiden einen Entwurf eines Stalls nach ihren Vorstellungen aufs Papier gebracht.
Auch ohne den geplanten Stallneubau sind die Tage auf dem Betrieb der Eggenbergers arbeitsintensiv. Dank der Mithilfe von Familie und Freunden konnten sie den Bau des neuen Stalls, der rund ein Jahr dauerte, auch noch meistern. Mit zwei Monaten Verspätung, weil das Holz nicht pünktlich geliefert werden konnte, zogen dann am 16. November 2021 die Milchkühe in den neuen Stall ein. Weil es sich bei den Eggenbergers um passionierte Jäger handelt und die Wimmelarbeit in den Reben auch in diese Jahreszeit fällt, kam die Bauverzögerung gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Der neue Stall steht inmitten von Weinbergen und Wiesen. Der helle und grosszügige Laufstall bietet den Tieren viel Licht, Bewegung und frische Luft. Gemolken werden sie mit Hilfe eines Melkroboters. Das Angewöhnen hat erstaunlich schnell und gut funktioniert. Das Arbeiten im neuen Stall ist ein anderes, die Eggenbergers haben mehr Zeit für die Tiere. Die Lebensqualität ist in jeglicher Hinsicht gestiegen, und auch das Tierwohl ist sichtbar. Der permanente Zugang ins Freie, die grosszügigen Liegeboxen und die automatische Kratzbürste, allerbestes Futter und frisches Wasser: Was braucht eine Kuh mehr zum Glücklichsein?
Jeninser Wein
Den Eggenbergers gehört zudem ein Weinberg mit einer Anbaufläche von dreieinhalb Hektaren. Diese werden unter dem Jahr zum grössten Teil von Lea Eggenberger betreut. Sie wird dabei von zwei Frauen unterstützt, aber auch die Familie hilft dabei tatkräftig mit. Bei den Wimmelarbeiten können sie auch auf die Mithilfe von vielen Freunden zählen. Bei der Ernte der Trauben werden die Helfer von Ladina und Sereina, Leas und Andreas’ ältere Tochter, verköstigt. Die Weintrauben werden an drei Winzer – Obrecht Weine Jenins, Von Salis und Graf AG – verkauft. Von den Winzern Obrecht und Graf AG werden einige Weine für die Direktvermarktung im Hofladen zurückgekauft. Aus den Trauben entstehen die Weine Pinot Noir und Riesling-Silvaner.
Mobiler Hühnerstall
Beim mobilen Hühnerstall zeigt sich, wie gut sich die Generationen der Familie Eggenberger ergänzen können. Die Idee des mobilen Hühnerstalls kam von Ladina, und Andreas sen. war voller Begeisterung. Doch angefangen hat es damit, dass die Schwägerin von Lea viele Hühner hielt, die jedoch für die Direktvermarktung zu abgelegen wohnten. Deshalb verkauften sie die Eier dieser Hühner im Hofladen in Jenins, wo die Nachfrage grösser war als das Angebot. Zwei Wochen nach dem Eintreffen des Hühnerstalles zogen im Juli 2020 neu 90 Hühner bei den Eggenbergers ein. Die vielen Eier sind einerseits für den Eigengebrauch gedacht und werden andererseits im Hofladen angeboten oder in all den vielen Köstlichkeiten, die Lea für den Hofladen backt, verwendet.