Es gibt Vorurteile, die sich hartnäckig halten, obwohl sie eindeutig nicht der Realität entsprechen. So wird Lese- oder Rechtschreibschwäche immer noch viel zu oft mit mangelnder Intelligenz gleichgesetzt, obwohl erwiesen ist, dass dies definitiv nicht der Fall ist. Betroffene haben ihre Stärken auf anderen Gebieten, beispielsweise im musischen, künstlerischen oder handwerklichen Bereich oder im Sport. Insbesondere für Jugendliche in der Phase der Berufswahl ist Dyslexie (vormals Legasthenie genannt) ein nicht zu unterschätzendes Handicap.
Anlässlich des Tages der Logopädie von gestern Sonntag, 6. März, weist der Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband darauf hin, dass es wirksame Strategien zur Verbesserung dieses Defizits gibt und Betroffenen beispielsweise Erleichterungen in Prüfungen zustehen. Wenn das Lesen Mühe macht, ist das Textverständnis gestört. Wer eine Textaufgabe nicht versteht, kann prompt das durchaus vorhandene mathematische Talent nicht zeigen. Das ist ein absoluter Frust. Andere können sich zwar schriftlich sehr gut ausdrücken, aber es hapert an der Rechtschreibung. Auch dafür gibt es hilfreiche Strategien.
Genau hinsehen lohnt sich
Die Melser Logopädin Anita Sutter ermutigt im Gespräch dazu, auf jeden Fall genauer hinzusehen, um Betroffenen bestmöglich zu helfen. Es ist ihr wichtig, zwischen einem Leistungsproblem und der anerkannten Dyslexie zu unterscheiden. Bei Dyslexie geben heute hauptsächlich die schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen oder die Logopädinnen und Logopäden versierte Hilfestellung. Die Zusatzausbildung für Lehrkräfte in Legasthenietherapie gab es nur vorübergehend. Dank der Hilfe der Therapeutinnen und Therapeuten können gezielt individuelle Strategien entwickelt werden.
Bei der Schreibschwäche kann auch das Rechtschreibprogramm im Computer hilfreich sein. Auf der Website www.logopaedie-lohnt-sich.ch finden Jugendliche kurze Infos, Videos und Onlinespiele.
Mit individueller Hilfe durch Lehrpersonen, Lehrlingsverantwortliche und dem Verständnis im Umfeld gelingt es betroffenen Jugendlichen auf jeden Fall deutlich besser, ihr Potenzial optimal zu entfalten.