«Zwar hat sich in der Schweiz durchaus etwas getan», sagt Tanja Kunz, die als Female-Empowernment-Coachin darauf spezialisiert ist, weibliche Leistungsträgerinnen in ihrer Karriere weiterzubringen. «Trotzdem sind gemäß Schillingreport 2021 unter den Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber nur 24 Prozent Frauen. Das ist viel zu wenig.»
Weltfrauentag: Was kann für die Gleichstellung getan werden?


Das Hauptproblem sei, dass vor allem auf der Führungsebene die Vielfalt am geringsten sei. 97 Prozent der CEOS von den Schweizer Firmen, die an der Börse kotiert sind, sind männlich. Ebenso sind 95 Prozent der Verwaltungspräsidien in diesen Firmen männlich besetzt. (Quelle: Get Diversity Report 2021) Mit diesen Zahlen befindet sich die Schweiz im Europäischen Vergleich auf dem vorletzten Platz. Im Vergleich von 668 europäischen Börsenkotierten Unternehmen schneidet die Schweiz auf Platz 17 von 18 ab (Quelle: European Women on Boards Gender Diversity Index 2020)
«Die Pandemie hat die Situation verschärft», betont Tanja Kunz. «Einer WEF-Studie zufolge wurden die Frauen zudem durch die Pandemie wieder um 40 Jahre Entwicklung in Bezug auf Gleichstellung zurückgeworfen. Das ist bitter.» Die Karriere-Coachin hat anlässlich des Weltfrauentages fünf Maßnahmen zusammengestellt, die die Situation weiblicher Angestellter in der Schweiz sofort verbessern würden.
5 Maßnahmen die Schweizer Firmen tun können, um die Situation der Frauen zu verbessern:
- Neue Positionen mit Frauen besetzen
Nur was messbar ist, zeigt Wirkung. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, Diversity-Ziele zu definieren. Viele Firmen haben nach wie vor keine Ziele in Bezug auf Frauenanteile festgelegt. Sind solche Ziele vorhanden, können neue Positionen in Verwaltungsrat und Geschäftsführung mit Frauen besetzt werden.
- Förderprogramme etablieren
Unternehmen reden sich gerne damit heraus, keine geeignete Kandidatin zu finden. Die Erfahrung zeigt: Wer will, findet auch. Zusätzlich hilft es, Programme speziell für die Förderung von Frauen zu etablieren.
- Sensibilisierung für Vorurteile
Es existieren noch ganz viele Vorurteile in unseren Köpfen. Bei verhandlungsstarken Frauen wird Härte oft negativ ausgelegt, wobei diese als Charakterstärke bei einem Mann sehr angesehen ist. Oder Frauen werden noch Rollenbilder übergestülpt, die hinderlich sind für die Karriere. Männer werden häufig gefeiert, wenn sie sich ebenfalls um die Kinder kümmern. Karrierebewusste Mütter gelten hingegen als Rabenmütter. Bewertungen über Elternqualitäten sollten am Arbeitsplatz aber lieber generell unterbleiben.
- Flexibilität am Arbeitsplatz schaffen
Teilzeitbeschäftigung bedeutet häufig ungesicherte Arbeitsverhältnisse, schlechtere soziale Absicherungen sowie geringere Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Daran dürfen Arbeitgeber arbeiten und sich attraktive, flexible und familienfreundliche Arbeitsmodelle für die Zukunft schaffen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.
- Frauen sichtbarer machen
Weibliche Vorbilder sind der beste Förderfaktor, um junge Talente anzuziehen. Firmen können da ihren Beitrag leisten, indem sie Frauen intern sichtbarer machen. Zum Beispiel in Podiumsgesprächen, Interviews und öffentlichen Auftritten - mindestens eine Frau sollte immer dabei sein. Dies fördert den Mut von jungen Talenten und zeigt ihnen, dass auch "Frau" die Kompetenzen hat, auf der Bühne zu stehen und selbstsicher zu präsentieren.
Über Tanja Kunz:
Tanja Kunz hat als Female-Empowerment-Coacinh in den vergangenen zwei Jahren über 100 Frauen dabei begleitet, für sich und ihren Erfolg im Job einzustehen. Sie ist gelernte Bankkaufrau und hat nach ihrem internationalen Wirtschaftsstudium in Dublin und Winterthur in internationalen Firmen im Verkauf und Marketing gearbeitet. Sie war dabei in männerdominierten Branchen unterwegs und weiß genau, wie schwer es selbst für gut ausgebildete Frauen sein kann, sich beruflich durchzusetzen. Anfangs 2020 hat sie sich nach ihrer Ausbildung zur Psycholgischen Mentalcoachin selbständig gemacht und ihren Fokus auf Frauen gerichtet, die in ihrer Karriere weiterkommen möchten.
Webseite: www.female-power.com