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31.03.2022

Was ist morgen wahr?

Nicht alle Menschen finden die 1. April-Scherze lustig.
Nicht alle Menschen finden die 1. April-Scherze lustig. Bild: Pixabay
Wer hat den Aprilscherz erfunden? Seit wann kennt man den Begriff «in den April schicken»? Warum wird ausgerechnet der Anfang des Monats April genutzt?

Mark Twain hat den 1. April als den Tag charakterisiert, an dem wir uns erinnern sollen, was wir 364 Tage im Jahr sind: nämlich Narren.

Der Aprilscherz hat viele Freunde – aber mindestens ebenso viele Menschen sind von dem Brauch genervt, Freunde oder Kollegen am 1. April hochzunehmen, sie in die Irre zu führen oder, wie man sagt, «in den April zu schicken».

Wer hat den ihn erfunden?

Es gibt mehrere Erklärungen, woher der Aprilscherz vielleicht kommen könnte.

  • Ein möglicher Ursprung liegt in Augsburg, wo am 1. April 1530 eigentlich der Reichstag stattfinden sollte. «Viele Spekulanten investierten ihr Erspartes, weil an diesem Tag das Münzwesen neu geregelt werden sollte. Als der Reichstag abgesagt wurde, verloren viele Menschen ihr Geld und standen wie 'Narren' da. Daraus könnte der Aprilscherz hervorgegangen sein», sagte der Volkskundler Rainer Wehse einmal in einem Interview.
  • Ein weiterer möglicher Ursprung ist der Tag des römischen Narrenfestes, die Quirinalia. Dieses ist mit dem heutigen Fasching vergleichbar – die Römer verkleideten sich und machten Scherze auf Kosten anderer. Im römischen Kalender war dieses Fest am 17. Februar, durch die diversen Kalenderreformen der folgenden Jahrhunderte könnte sich das Fest entsprechend verschoben haben.
  • Eine dritte Erklärung hängt mit der Kalenderreform aus dem Jahr 1564 zusammen. Der französische König Karl IX. verlegte damals den Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar. Der Legende zufolge verschickten Scherzbolde dann für den 1. April Einladungen für Neujahrsfeiern und verspotteten diejenigen, die darauf hereinfielen. Soldaten sollen diese Form von Aprilscherzen dann über ganz Europa verteilt haben.

Erstmals 1618 notiert

Wie das Wissenschaftsmagazin «Spektrum» berichtet, ist die Redensart «in den April schicken» erstmals 1618 in Bayern notiert worden. So alt muss der Aprilscherz also mindestens sein.

«Ibidum», eine Zusammensetzung von «ich bin dumm», um Schüler zu sensibilisieren. Bild: Pixabay

Wie steht es heute um den Brauch?

Praktisch überall auf der Welt werden Menschen in die Irre geführt, oder es werden auf ihre Kosten Scherze gemacht. In den USA etwa feiert man den 1. April als den «April Fool's Day», in Frankreich als «Poisson d‘Avril», auch in Italien wird der Gefoppte als «Aprilfisch» bezeichnet.

In den 50er und 60er Jahren waren Aprilscherze sogar pädagogisch angesagt. Lehrer schickten naive Schüler in die Apotheke, um «Stecknadelsamen» holen zu lassen oder besonders in Bayern ­das Medikament «Ibidum», eine Zusammensetzung von «ich bin dumm». Die bloßgestellten Kinder sollten dazu erzogen werden, vor einem Auftrag nachzudenken.

Redaktionen verzichten auf Brauch

Aprilscherze haben auch in den Medien eine lange Tradition. Am 1. April wurden gerne kuriose Meldungen in die Welt gesetzt und wenig später aufgelöst. In Zeiten zunehmender Fakenews – also bewusst gefälschten Meldungen, um politische Ziele zu erreichen – verzichten aber immer mehr Redaktionen auf diesen Brauch.

Für wieder andere ist die Aprilscherz-Zeit die Gelegenheit, auch mal in der Öffentlichkeit aufzutauchen. So lancieren immer wieder auch Firmen am 1. April fragwürdige Meldungen, um ins Gespräch zu kommen – eine Form des Marketings.

Quelle: Allgäuer Zeitung, März 2022.

vilan24/Patricia Rutz/Goldküste24