Seit Jahren schon klagen die Berufsfischer der drei Bodensee-Anrainerstaaten darüber, dass der Kormoran zu viele Fische vertilgt. Dass die Population dieser fischfressenden Vögel viel zu hoch sei. Kormorane sind zu allen Jahreszeiten gesellig, die Brutkolonien liegen an Küsten oder grösseren Gewässern.
Berufsfischer schlagen Alarm - Kormorane fressen alles weg

Vogel des Jahres 2010
Bestand und Verbreitung der Art wurden in Europa durch menschliche Bejagung stark beeinflusst, im mitteleuropäischen Binnenland war die Art zeitweise fast ausgerottet. In den letzten Jahrzehnten ist eine deutliche Bestandserholung zu verzeichnen. Der Kormoran war in Deutschland und Österreich noch im Jahr 2010 der «Vogel des Jahres». Und jetzt sollen die Bestände wieder weitgehend vernichtet werden?

«Der Kormoran frisst uns alles weg. Wir brauchen noch härtere Maßnahmen gegen die Vögel, weil sonst gibt es bald keine Berufsfischerei mehr", so Franz Blum, einer der betroffenen Petrijünger laut Informationen von vol.at. Wobei in Österreich schon vor eineinhalb Jahren sämtliche Jagdschutzbestimmungen für Kormorane aufgehoben und der Weg für Vergrämungsmassnahmen inklusive Abschüsse freigemacht wurden. In der Schweiz dürfen die Vögel nur von September bis Februar bejagt werden.
Es gibt aber auch eine andere Sichtweise für das Problem der «Fischarmut» im Bodensee. Denn das «Schwäbische Meer» ist so rein wie noch nie, die Trinkwasserqualität für sechs Millionen Menschen hervorragend. Was aber bedeutet, dass wenig Schwebstoff, wenig Kleinlebewesen sich vom durch die Kläranlagen von den meisten Nährstoffeinträgen gefilterten Wasser ernähren können.
Ungehemmte Verbreitung der Quagga-Muschel
Und dass als Folge davon auch die Fischbestände zu wenig Futter finden. Dazu kommt die ungehemmte Verbreitung der Quagga-Muschel. Diese früher nur im Aralsee und im Schwarzmeerraum beheimatete Muschel wurde vor einigen Jahren eingeschleppt und hat sich im Bodensee mangels Fressfeinden explosionsartig verbreitet.
Die Krux daran: Als aktiver Filtrierer erzeugt die Quagga-Muschel aus eigener Kraft einen Wasserstrom, um Nahrungsteilchen aus dem Wasser zu filtern. Die Muschel ist daher ein weiterer Nahrungskonkurrent der einheimischen Fische und richtet vielleicht so mehr Schaden an als der Kormoran. Dazu pflanzen sich diese Schalentiere ganzjährig fort.

Grösstes Problem für die Fischbestände
So sieht auch Walter Niederer, Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta die Quagga-Muschel langfristig als das grösste Problem für die Fischbestände. «Weil wir gegen deren Verbreitung überhaupt nichts tun können.» Eine kleine Hoffnung ruhe auf gewissen Wasservögel, welche die Muscheln fressen. Das Problem bei der Quagga-Muschel aber sei, dass sie sich bis an den Grund festsetze. «Und so tief kommen die Wasservögel gar nicht hinunter.»
Aber zurück zu den Kormoranen. Es gibt bis heute kein gemeinsames Kormoranmanagement der Bodensee-Anrainer-Staaten. Und es gibt laute Stimmen, die vor einem weiter verstärkten Abschuss der Kormorane warnen. So etwa Alwin Schönenberger, Vogelschützer und Mitglied der Vorarlberger Kormoranarbeitsgruppe: «Der Kormoran frisst nicht nur Speisefische, sondern auch Stichlinge, welche die Speisefische im See ebenfalls bedrohen.» Und darf mit Sicherheit nicht ein weiteres Mal von der Ausrottung bedroht sein.
Die Kormorane (Phalacrocoracidae) sind eine Familie aus der Ordnung Suliformes. Es handelt sich um mittelgroße bis große Wasservögel, die in Kolonien brüten und mit über 40 Arten weltweit verbreitet sind. Tragen die Vögel einen Federschopf, werden sie als „Scharben“, sonst als „Kormorane“ bezeichnet, doch entspricht diese Einteilung nicht den tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnissen. Im Volksmund heißen diese Vögel auch „Seeraben“, „Meerraben“ oder „Wasserraben“; der Name Kormoran ist entsprechend aus dem lateinischen „corvus marinus“ („Meerrabe“) abgeleitet. Quelle: Wikipedia