Nach 2016 und zwei coronabedingten Absagen in den Jahren 2020 und 2021 ist es dieses Jahr im Spätsommer wieder so weit. Mit dem Stück «Z Grücht» wird die rollende Bühne in Dörfern zwischen Murg und Vättis auf öffentlichen Plätzen haltmachen.
Dank eines kürzlich publizierten Hilferufs bezüglich eines Probelokals konnte zum Glück relativ schnell eine Lösung gefunden werden: Die Fasnachtsgesellschaft Sargans stellt für die Proben ihr Lokal im School bei Sargans zur Verfügung. «Die Wagentheatergruppe ist der Fasnachtsgesellschaft Sargans zu grossem Dank verpflichtet», so Ivo Linder, Präsident des Vereins Wagentheater. «Für den grosszügigen Schritt der Fasnachtsgesellschaft hoffen wir, uns revanchieren zu können. Besonders kulturelle Institutionen müssen zusammenhalten.»
Wanderbühne seit 1983
Seit 1983 ist das Wagentheater in unregelmässigen Abständen jeweils im Spätsommer im Sarganserland unterwegs und besucht ganz bewusst auch kleine und abgelegene Dörfer. Es nimmt die Tradition der fahrenden Gaukler- und Theatergruppen früherer Jahrhunderte wieder auf und verpflanzt sie gewissermassen in die moderne Zeit. Zu den Theaterstücken gehört jeweils auch Musik, extra dafür komponiert, live gespielt, meistens mit Liedern, gesungen vom Theaterensemble. «Erfinder» und langjähriger Leiter des Wagentheaters war der Sarganser Lehrer, Theatermann und Literat Hans Bernhard Hobi (1936–2018).
2016 wurde der Verein Wagentheater Sarganserland gegründet mit dem Ziel, das einzigartige rollende Theater auch in der Zukunft der Region zu erhalten. Die meisten Gründungsmitglieder waren bereits bei der Tournee im Jahr 2000 dabei oder schon bei früheren Produktionen. Der Vorstand besteht aus Ivo Linder, Walenstadtberg, Martin Marmet, Walenstadt, Marc Stucky, Walenstadt, Vera Bachofner, Bad Ragaz; Christoph Züllig, Sargans, und Stephan Wildhaber, Jenins.
Im Team dabei sind nicht nur die Schauspieler und der Regisseur, sondern auch Musiker, Techniker, Fahrer, Küchen- und Festwirtschaftspersonal.
Theater unter freiem Himmel
Die Truppe führt alles mit, was für einen Theaterabend unter freiem Himmel benötigt wird: Bühne, Beleuchtung sowie Tische und Bänke fürs Publikum und eine Festwirtschaft. Die Freilichtaufführungen werden jeweils um 20 Uhr auf zentralen Plätzen in den Dörfern gespielt; das Theaterpublikum ist nach der Darbietung eingeladen, bei Speis und Trank in der mitgeführten Festwirtschaft den Abend ausklingen zu lassen.
Diese Art Wandertheater mit mobiler Bühne ist wohl einzigartig in der Schweiz oder im nahen Ausland und zaubert jedes Mal ein ganz spezielles Flair ins Dorf. Bisher wurden sechs Tourneen gespielt; zuletzt – nach vielen Jahren Pause – im Jahr 2016.
Das Objekt, um das sich alles dreht, und Herzstück des Ganzen ist eine genial einfache Konstruktion: ein alter Infanterieanhänger, beladen mit Zubehör (unter anderem vier Pfosten und Balken, zwei Treppen), was mit wenig Aufwand in kürzester Zeit zu einer ordentlich grossen Bühne umgebaut werden kann.
Preisgekrönter Neustart im 2016
«Kei Stugg» hiess das Stück, mit dem die Theatertruppe im Spätsommer 2016 nach 16 Jahren einen Neuanfang wagte und auf Tournee ging. Der Besucherandrang war überwältigend; die 15 Aufführungen fanden vor weit über 2000 Zuschauern statt. Im Frühling 2017 konnte Vereinspräsident Ivo Linder einen Anerkennungsbeitrag der Stiftung Symbola entgegennehmen. Kurz darauf, Anfang April, verlieh die Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee dem Wagentheater ihren Anerkennungspreis 2017. Diese Ehrungen kamen völlig unerwartet und stellten eine Bestätigung oder wohl fast eher eine Verpflichtung dar, weiterzumachen. Dieses Jahr im August ist es wieder so weit.
2022: «Z Grücht»
Im neuen Stück «Z Grücht» (Text und Regie: Stephan Wildhaber, Jenins; Musik: Enrico Lavarini, Walenstadt) geht es um ein Dorf, in dem ein grosses Jubiläumsfest bevorsteht. Mitten in die Vorbereitungen platzt ein Gerücht. Zunächst ist es quasi eine winzige Mücke, beim Weitererzählen jedoch fügt jede(r) nach Lust und Laune dem Geschichtlein hier ein Detail und dort Farbe hinzu, und bald ist es ein unübersehbarer bunter Elefant. Irgendwann wird es dramatisch und chaotisch, das Gerücht droht alles auf den Kopf zu stellen.
Bestandteil des Stücks sind – wie immer beim Wagentheater – auch eingängige, für die einzelnen Szenen massgeschneiderte Lieder, live gesungen von den Darstellern auf der Bühne und begleitet vom kleinen, aber feinen Wagentheater-Orchester.
Die Premiere von «Z Grücht» findet am Freitag, 19. August, um 20 Uhr in Berschis statt. Weitere Informationen findet man unter www.wagentheater.ch sowie zu einem späteren Zeitpunkt im «Sarganser-länder».