Viele Interessierte hatten den Weg ins Pflegezentrum Sarganserland (PZSL) an die Veranstaltung der Mitte Sarganserland gefunden. Die Regionalpartei hatte zu einer Information mit dem Thema «Leben im Alter – zukünftige Gesundheitsversorgung» eingeladen. Dr. Markus Leser, Geschäftsführer der Curaviva, und Daniel Baer (Vitalba) zeigten die aktuellen Trends in der integrierten Versorgung und mögliche Wege für die Region auf.
Peter Schumacher, Präsident der Mitte Mels, informierte als Gastgeber über diverse Gesetzesänderungen, die der Kanton St. Gallen im Bereich Langzeitpflege auf 2024 plant: «Es wird einen Experimentierartikel geben. Dieser ermöglicht dem Kanton, Pilotprojekte im Bereich integrierte Versorgung finanziell zu unterstützen.» Dies gelte es nun zu nutzen. «Wenn wir davon profitieren wollen, müssen wir sofort die Arbeit aufnehmen», griff die ebenfalls anwesende Melser Gemeinderätin Désirée Guntli dieses Thema in der Fragerunde auf, «denn das Sarganserland hat die Möglichkeit, eine Pionierrolle einzunehmen.»
Sarganserland auf dem Weg
Daniel Baer von der Vitalba begann seine Ausführungen mit einem Blick auf die aktuelle Situation in der Region. Bereits 2017 sei man im Zusammenhang mit der Erneuerung und Erweiterung des PZSL die Herausforderung Langzeitpflege angegangen, daraus sei beispielsweise die Koordinationsstelle Leben im Alter Sarganserland (LiAS) entstanden. Die Eröffnung des PZSL fiel in die Coronazeit, entsprechend tief war – wie in allen Heimen der Region – die Auslastung. Ein Jahr später kam die Einsicht, auf einen Neubau des Altersheims in Mels zu verzichten und die Überführung in das PZSL anzugehen. Diesen Weg unterstützte die Melser Bürgerschaft bei der Abstimmung anfangs Jahr mit grossem Mehr. Sie folgte dabei einem Megatrend in der Langzeitpflege: Die Investitionen sollten nicht mehr nur in Gebäude, sondern in gesamtheitliche Lösungen erfolgen. Auch der Kanton St. Gallen ist auf dieser Linie, er verlangt immer stärker eine regionale Gesamtsteuerung.
Finanzierung als Knackpunkt
Dabei wird auch die Finanzierung ein entscheidender Punkt sein, denn bislang wurden vor allem Leistungen bezahlt, die in einer Institution erbracht wurden. Neu sollen auch niederschwellige Angebote unterstützt werden. «Wir brauchen nicht immer eine A380, manchmal tut es auch ein Hängegleiter», meinte Baer. Entscheidend sei, dass die Profiorganisationen wie Heime und Spitex entpolitisiert würden, das heisst, die Gemeinden mit Leistungsaufträgen arbeiteten. Eine Koordinationsstelle suche dann die geeignete Lösung für die Bedürfnisse der Menschen im Alter. Das Sarganserland ist auf diesem Weg schon recht weit, denn mit der Spitex Sarganserland und dem PZSL arbeiten zwei regionale Player an einer umfassenden Kooperation und mit dem Altersheim Mels ist auch eine weitere grosse Institution im Boot. Man sei sehr offen für weitere Kooperation, meinte Baer.
Trends im Alter
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Dr. Markus Leser einige Begriffe geklärt. So beginnt das «Alter» laut Definition mit 50 und endet mit 120 Jahren. Meistens spreche man ab dem 80. Lebensjahr von vulnerablen Personen und ab dem 90. von Pflegebedürftigen. Dabei ist der Weg nicht mehr linear, im Sinne zuerst Spitex, dann Heim und schliesslich Friedhof: «Oft braucht man für einen Zeitspanne mehr Pflege und wird dann wieder selbständiger.» In Zukunft müsse sich das Angebot auf die Bedürfnisse ausrichten: «Wer einsam ist, braucht soziale Kontakte. Dafür muss er nicht unbedingt in eine Pflegeinstitution, dafür reichen Tagesstrukturen.» Wichtig sei deshalb, dass die Organisationen zusammenrücken: «Es braucht alle, aber nicht jeder soll alles machen.»