Obwohl Violine, Klarinette und Akkordeon in der Volksmusik aller Kulturen gespielt werden, gibt es für diese Besetzung praktisch keine originalen Werke. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt, wenn Stücke für die klangvolle Besetzung passend gemacht werden. Dies gelang dem Ensemble The Quinten Project geradezu genial.
Das Konzertprogramm, geprägt von stilistischer Vielfalt und kontrastreicher Farbigkeit, führte durch alle Epochen, Stile, Kulturen und Stimmungslagen hindurch, wurde getragen von purer Lebensfreude und vermittelte diese auch an das begeisterte Publikum. Die sorgfältig ausgesuchten Stücke zeigen die Anmut eines einzelnen Instruments im Zwiegespräch mit dem Raumklang ebenso wie im Dialog mit einer zweiten Stimme. Die warme Klanglichkeit der drei Instrumente konnte auch zu orchestralem Klang verschmelzen.
Von Venedig nach Paris und in den Orient
Es begann klassisch mit Antonio Vivaldi, sozusagen im Dogenpalast in Venedig. Dann aber führte die Reise nach Paris zur enorm virtuosen «Guisganderie» von Faustin Jeanjean – wer wusste schon, dass ein solcher Meister die Klarinette in Höhen schwingen kann, wie man sie sonst nur beim Piccolo vernimmt? Es folgte ein eigenes Stück des Akkordeonisten «When she’s leaving», das nun wirklich alle Register dieses wunderbaren Instrumentes auskostete. Dann mit dem «Decarísimo» ein Tango Nuevo von Piazzolla, bei dem nicht nur der Rhythmus, sondern auch die musikalisch ausgestalteten dynamischen Wellen der perfekt aufeinander eingestimmten und eingespielten Musiker faszinierten.
Die weitere musikalische Reise führte in ganz andere Gefilde: ins Orientalische zu einem «Horon» für Violine und Akkordeon, einem Drehtanz, wie er für Derwische typisch ist, und dann mit der etwas tieferen, kräftigen Viola ein rhythmisch differenziertes, vorwärtsdrängendes und wieder innehaltendes «Perpetuum Mobile» der Komponistin Gölçe Altay. Ein «Sholem-alekhem» Klezmer von Béla Kovács brachte den ersehnten Frieden und die innere Ruhe, die wirklich die Voraussetzung für Vergebung sind. Die Melodien waren hier so tröstlich, die tänzerische Lebensfreude steckte an.
Nach dieser intensiven Musik gab es eine Art Pause mit dem ganz wunderbar gespielten «Andante» für Violine Solo von Johann Sebastian Bach, wo sich die Geige gleichsam selbst begleitet und die Einzelstimmen in einem Gesamtklang hörbar macht.
Dann gings ins Volkstümliche mit Ländlern aus dem 19. Jahrhundert aus der Sagenmatter-Sammlung aus dem Kanton Uri, variantenreich grossartig gespielt. Aus Japan stammte dann die Kreuzfahrt durch ein fremdes Labyrinth, eine Lebensreise, die dann auch noch in einen dortigen Jazzkeller mündete.
Ungarische Musik eines Italieners in Frankreich
Zum Abschluss dieses grossartigen Konzertes wurden dann die berühmten «Zigeunerweisen», welche der als Komponist immer genannte Pablo des Sarasate wohl eher einem unbekannten Sänger «abgestaubt» und berühmt gemacht hatte, in einem originellen eigenen Arrangement gespielt. Dabei liess sich die Kraft eines ganzen Orchesters auf diese drei meisterhaft gespielten Instrumente verteilen. Als Zugabe gab es dann noch Vittorio Montis «Csardas», wahrscheinlich das bekannteste Beispiel für Zigeunermusik im ungarischen Stil, das je geschrieben wurde. Ironischerweise stammt es von einem Italiener, der die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich verbracht hatte. Offbeat-Akzente und treibende Bravour-Passagen erlaubten es den Solisten, ihr virtuoses Können unter Beweis zu stellen, auch wenn eine kurze Erinnerung an den langsamen einleitenden Teil in den Obertönen auftauchte. Der pulsierende tänzerische Rhythmus kehrte jedoch bald zurück und führte zu einem bejahenden Schluss. Dieses grossartige Konzert war für alle, die das Glück zuzuhören hatten, ein grosses Geschenk.