Die sogenannte Corona-Sommerwelle ist im Kanton St. Gallen offenbar eingetroffen. Darauf lassen die aktuellsten Zahlen von Bund und Kanton schliessen, welche aktuell nur noch einmal in der Woche, jeweils am Dienstag, veröffentlicht werden. Allerdings ist fraglich, wie aussagekräftig diese tatsächlich sind. Die Testaktivität hat sich im Vergleich zu vor einem Monat zwar fast vervierfacht – so wurden im Kanton in der letzten Woche im Schnitt täglich knapp 700 Abstriche ausgewertet –, doch im Januar dieses Jahres lag dieser Wert bei knapp 4500.
Die aktuelle Zahl der laborbestätigten Fälle kann deshalb kaum als Massstab genommen werden. Ein Hinweis auf die mögliche Dunkelziffer, den die St. Galler Zahlen zulassen, ist deshalb die sogenannte Positivitätsrate. Und die ist sehr hoch. Mehr als jeder zweite Test war in den letzten Tagen jeweils positiv. Das sind Spitzenwerte, die lediglich auf dem Höhepunkt der Winterwelle im März 2022 noch übertroffen wurden. Laut WHO deutet eine Positivitätsrate von über fünf Prozent auf eine steigende Dunkelziffer hin. Kleinere Werte bilden demgemäss das tatsächliche Infektionsgeschehen besser ab. Nach wie vor hoch ist auch die geschätzte Reproduktionszahl für den Kanton St. Gallen. Sie wird zeitverzögert ermittelt, zuletzt am
17. Juni. Damals lag der R-Wert bei 1,32. Dies würde bedeuten, dass eine positive Person das Virus im Schnitt an 1,32 Menschen weitergibt. Das Infektionsvolumen würde zunehmen.
Mehr Fälle im Spital
Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der hospitalisierten Personen mit laborbestätigtem SARS-CoV-2-Virus. 36 Menschen waren es am Dienstag in den St. Galler Spitälern, einer davon auf der Intensivstation. Offen ist hier, ob diese Menschen mit oder wegen Corona im Spital liegen. Gleichwohl waren vor einem Monat lediglich zwei Personen mit einem positiven Coronabefund hospitalisiert. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass das Virus deutlich stärker zirkuliert.
Schaut man sich die 14-Tage-Inzidenzen (Anzahl laborbestätigter Fälle der letzten 14 Tage pro 100 000 Einwohnern) der einzelnen St. Galler Wahlkreise an, werden die meisten Fälle aktuell in der Stadt St. Gallen ausgewiesen. Der Inzidenzwert liegt bei 928. Im Sarganserland ist er gut halb so hoch, wobei auch hinter diesen Zahlen wegen der insgesamt geringen Testaktivität ein grosses Fragezeichen gemacht werden muss.