Der Wolf ist in diesen Tagen und Wochen wieder in aller Munde. Tiere ohne Scheu vor dem Menschen (Puschlav), solche, die ausgewachsene Kühe angreifen (Beverinrudel am Schamserberg), andere, die die Abschussbedingungen aufgrund der Anzahl Nutztierrisse erfüllen (Kanton Glarus). Dies nur einige aktuelle Stichworte. Der Wolf ist auch in unserer Gegend omnipräsent und besorgt insbesondere die Schafhalter und Alpbewirtschafter.
Zeitreise durch die Geschichte
Rolf Hösli, Filmemacher aus Bad Ragaz, will das Raubtier – er nennt es lieber Beutegreifer (siehe «Sarganserländer» vom 7.April) – nicht verherrlichen. Mit nüchternem Blick befasst er sich mit dessen Geschichte und der möglichen Zukunft. Der 70-minütige Film ist eine Zeitreise, befasst sich mit der Verfolgung und Ausrottung, der Biologie des Wolfs, den Themen Ethik, Regulierung und Her- denschutz. Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Wolf ist Hösli zur Ansicht gekommen, dass der Herden- schutz wohl etwas vom Wichtigsten ist im Zusammenleben mit dem Beutegreifer.
Im Film kommt auch ein Forum Pro und Kontra vor. Allerdings hat sich Hösli dagegen entschieden, radikalen Wolfsgegnern eine Plattform zu bieten. Solchen Schweizer Politikern etwa, die einen gewilderten Wolf in Frankreich auf Facebook mit der Bemerkung «Das macht Freude» kommentieren. Zu Wort kommen dagegen Vertreter von Surselva Wolf und der Initiative Kanton Wallis ohne Grossraubtiere.
Ein Recht auf Leben ermöglichen
Worauf Hösli ebenfalls verzichtet hat, sind hässliche Bilder von gerissenen Schafen, obwohl auch das zur Realität im Zusammenleben mit dem Wolf gehört. Das Thema Wolf würde Stoff für ein paar Stunden Film hergeben, ist der Bad Ragazer überzeugt. Vielleicht werde es irgendwann eine Fortsetzung geben. Der Wolf werde jedenfalls aktuell bleiben, er werde nicht verschwinden, «auch wenn das viele Leute möchten». Es gelte, Lösungen zu finden, mit denen beide Lager leben können. Wer dazu nicht gefragt werde, das sei der Wolf selber. Er sei daher auf Leute angewiesen, welche seine Stimme sind und ihm ein Recht auf Leben ermöglichen.
Genau das tut Rolf Hösli mit seinem sehr sehenswerten Film «Missverstandene Kreatur», der selbst für «fortgeschrittene» Wolfskenner neue Aspekte zeigen dürfte. Dieser kann ab Montag, 1.August, um 12 Uhr auf dem Youtube-Kanal des Filmemachers kostenlos angeschaut werden. Für kontroverse Diskussionen zum umstrittenen Thema Wolf dürfte er auf jeden Fall sorgen.
www.rolfhoesli.com