Die Lehrpersonen-Situation bleibe angespannt, teilte das St. Galler Bildungsdepartement am Freitag mit. Umfragen im ganzen Kanton zeigten, dass vor den Sommerferien 87 Schulen für das neue Schuljahr noch offene Stellen hatten. Die meisten davon konnten inzwischen auf den letzten Drücker besetzt werden.
Nur zwei Schulen hatten zu Beginn des Schuljahrs 2022/2023 noch je eine unbesetzte Stelle. Es fehlen eine schulische Heilpädagogin und eine Lehrperson für Deutsch als Zweitsprache. Obwohl sich die Lage im Vergleich zum Stand vor den Sommerferien entspannt habe, rechnet der Kanton mit einem weiter anhaltenden Lehrpersonenmangel.
Als kurzfristige Massnahme fragte das Amt für Volksschule alle Lehrpersonen, die in den vergangenen drei Jahren pensioniert wurden an, ob sie sich einen befristeten Wiedereinstieg in den Beruf vorstellen könnten. Gut 30 Lehrpersonen erklärten sich bereit, bei Bedarf nochmals zu unterrichten.
Pilot-Studiengang
133 Stellen sind mit Lehrerinnen und Lehrern ohne die nötigen Diplome ihrer Schulstufe besetzt. 37 Schulträger sahen sich zu diesem Schritt gezwungen, wie das Bildungsdepartement schreibt. Das Personalrecht erlaubt den Schulträgern, bei Bedarf vorübergehend nicht formell qualifiziertes Personal anzustellen.
Um den Lehrpersonen-Mangel zu entschärfen, startet im Herbst an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) ein Pilot-Studiengang "Berufsintegriertes Studium". Dabei können angehende Lehrerinnen und Lehrer der Kindergarten- und Primarstufe bereits ab dem fünften Semester parallel zum Studium an einer Schule unterrichten.
Ein ähnlicher Studiengang läuft bereits für angehende Lehrpersonen auf der Sekundarstufe 1. Die PHSG zählte im vergangenen Jahr so viele Studierende auf der Kindergarten- und Primarstufe sowie der Sekundarstufe 1 wie noch nie. Im laufenden Jahr seien die Zahlen ähnlich, heisst es. Dies stimme zuversichtlich.