Zuerst ein grossräumiger Blick in die säulenlose Halle, dann einen auf die nur am Boden präsentierte Ausstellung, überrascht die Besuchenden auf positive Weise. Nach einem kurzen Moment wagen sie das Betreten der mit Melser Verrucanosand und -steinen belegten Fläche und hinterlassen ihre Spuren. Durch das Betreten des sandbestreuten Bodens entstehen fortlaufend neue Gestaltungen. Die Idee dieser Ausstellung «Inner desert» stammt von Mirko Baselgia aus Lantsch/Lenz. Es ist die dritte und letzte Ausstellung dieses Jahres im Museumbickel.
Verrucanosand aus Mels
Kuratorin Noëmi Bechtiger und Laura Giudici erklärten, Baselgia vertrete einen ganzheitlichen künstlerischen Anspruch. Als Fundus für seine Ideen und Umsetzungen, aber auch für sein Material diene ihm die Natur seiner Lebens- und Schaffensumgebung. Seine verantwortungsvoll geschaffenen Arbeiten seien Teil eines lokalen, geschlossenen Ökosystems, die beim Transfer in die Museumsräume das Eingebundensein des Menschen in ein grosses Ganzes aufzeige.
«Inner desert» biete ein Sinnerlebnis, das die Besuchenden an andere Orte und in andere Zeiten versetze. Es sei eine Entdeckungsreise, auf der man wundervollen Persönlichkeiten begegnen könne, die aus den Steinen auftauchen. Diese seien im Raum angeordnet wie Charaktere in einer sich entfaltenden Geschichte, die vor Millionen Jahren begann und immer noch geschrieben werde.
Bei Andreas Triet, Thusis, einem Bekannten des Künstlers, spürte man sowohl die Begeisterung für die Geologie als auch für die Wirkung dieser Ausstellung. Der Gesteinsname stamme vom Monte Verruca in der Nähe von Pisa. Schweizer Geologen haben den Namen des rötlichen vor 250 bis 290 Millionen Jahren entstandenen Gesteins übernommen.
Verrucanogestein kommt im Gebiet Sarganserland an verschiedenen Orten vor, unter anderem in Mels, Flumserberg und dem Murgtal. Mit dem Melser Verrucano aus dem Tiergarten habe sich der Künstler mit der Umgebung und dem Standort des Museums beschäftigt. Die Ausstellung sei ein Anregungsstück und wirke harmonisierend, so Triet.
Interessant zu verfolgen war, wie und welche Wege die Besuchenden im Anschluss an die Vernissage vom Samstag nahmen und ihr Spurbild anschliessend betrachteten. Einzelne gingen sogar barfuss. Die jeweiligen Gedanken konnten Aussenstehende natürlich nur ansatzweise erahnen.
Anknüpfend an die Gedanken aus der Vernissage-Rede und das Erlebte entstanden da und dort interessante Diskussionen. Ein Besucher bezeichnete die aktuelle Ausstellung im Museumbickel gar als «biennalewürdig».
Eine gelungene Premiere
Eine Ausstellung dieser Art gab es im Museumbickel noch nie. Da darf man von einer gelungenen Premiere reden. Das Material für den teppichartig belegten Hallenboden stammt aus dem Steinbruch der Firma Ackermann Bau AG in Mels. Am Ende eines Tages wird die Fläche jeweils ausgeebnet und die Spuren verschwinden. Die Halle ist bereit für die nächsten Besuchenden und neue Spurbilder.