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Ostschweiz
16.10.2022

Erfundene Covid-Tests

Covid-Testcenter am Fischmarkt in Rapperswil-Jona, betrieben von der "Bahnhof-Apotheke"
Covid-Testcenter am Fischmarkt in Rapperswil-Jona, betrieben von der "Bahnhof-Apotheke" Bild: SRF, Kassensturz
Auch Kunden der Rapperswiler «Bahnhof-Apotheke» wurden Covid-Tests verrechnet, die sie nie gemacht haben. Gesamtschweizerisch geht um einen Schaden von 20 Mio. Franken. Dies deckte der «Kassensturz» des Schweizer Fernsehen SRF auf.

Es geht um sogenannte Corona-Tests, die 36.- oder 47.- Franken kosten. Sie werden von den Krankenkassen bezahlt und der Bund zahlt den Krankenkassen das Geld zurück. Nun hat die TV-Sendung «Kassensturz» herausgefunden, dass viele dieser Tests doppelt und dreifach verrechnet wurden oder gar nie stattgefunden haben.

36 Tests, die es nie gab

Der Familie von Herbert Schir aus Rapperswil-Jona wurden 36 erfundene Tests verrechnet. Gesamtkosten 1'450 Franken. Diese verrechneten Tests hat er zeitlich geordnet und stellte fest, dass sie «bombensicher» nie stattgefunden haben. Zum Teil seien er und seine Familie zur fraglichen Zeit im Ausland gewesen, sagte er dem Kassensturz-Reporter Flurin Maissen.

Verrechnet wurden die Tests der Familie Schirs von drei Ärzten, von denen einer unterdessen verstorben ist. Bei den Ärzten handelt es sich um Dr. med. Eric X. Jensen aus Schwyz und das «Avegna Medial Center» im Kanton Luzern unter der Leitung von Dr. Jens Westphal. Auf die Fragen der TV-Sendung antworteten sie nicht. Ihr Anwalt teilte lediglich mit: «Mit der Abrechnung der durchgeführten Tests hatten die beiden Ärzte nichts zu tun.»

Bahnhofapotheke Rapperswil

Viele der betroffenen «Getesteten», auch Herbert Schirs, waren Kunden bei der Rapperswiler Bahnhof-Apotheke oder sie liessen sich in einem 19 Covid-Zentren testen, die unter dem Namen der Rapperswiler Apotheke laufen.

Der Inhaber der Apotheke will keine Stellung beziehen, er sei «lediglich für die medizinische Qualität der Testergebnisse verantwortlich» gewesen. Die Testzentren habe eine Drittfirma betrieben. Der Inhaber teilt mit: «In welcher Form von Betreiber Datensätze entwendet oder missbräuchlich verwendet wurden, kann ich nicht beurteilen.»

Die "Bahnhof Apotheke Rapperswil" betrieb und betreibt total 19 Testcentren, die teilweise in den Betrug verwickelt sind. Bild: SRF, Kassensturz

20 Millionen Schaden

Aktuell sind zwei Dutzend Abrechner im Visier. Matthias Müller, vom Krankenkassenverband Santé Suisse schätzt den Schaden auf rund 20 Millionen Franken.

Gregor Lüthy vom Bundesamt für Gesundheit sagt, «das Ausmass ist enorm» und es dürfe nicht sein, dass der Steuerzahler diesen Schaden bezahlen müsse. Eine Strafanzeige sei aber noch nicht eingereicht worden.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft St.Gallen ermittelt zu den Betrugs Covid-Tests. Ein Fall wurde bereits aufgeklärt. Dabei handelt es sich um Rechnungen eines Testzentrums im Kanton St.Gallen, welches es gar nie gab.

Überprüfen Sie Ihre Rechnung!

Herbert Schir aus Rapperswil und die TV-Sendung empfehlen allen Krankenkassen-Kunden ihre Leistungsabrechnung zu überprüfen. Denn die Tests werden dort aufgelistet und zwar alle, inklusive jene, die es nie gab. Auch wenn der Einzelne den Schaden nicht zahlen muss, sei es doch richtig, wenn Betrüger auffliegen.

Melden Sie den Beschiss

Wer Unregelmässigkeiten feststellt, soll das seiner Krankenkassen melden und auch an kassensturz@srf.ch

Original-Video

https://www.srf.ch/play/tv/sendung/kassensturz?id=78a6014e-8058-4bdd-88aa-824f846ca6f0

MAL/rheintal24/Linth24