Der Grossvater von Hansjakob Möhr, Hans Möhr, hat 1930 das Metzgereigeschäft gegründet, aufgebaut und erfolgreich betrieben. 1968 konnte er das Geschäft seinem Sohn Friedrich übergeben. Friedrich Möhr führte die Metzgerei weiter, bis 1992 Sohn Hansjakob die Metzgerei übernahm.
30 Jahre haben nun Hansjakob und Irene Möhr-Iseli die Metzgerei im Städtli geführt. Bis vor vier Jahren hat Hansjakob zusammen mit Angestellten noch selbst Tiere aus der Region geschlachtet und verarbeitet. Dazu weiss er auch gleich ein Müsterchen zu erzählen: «An einem Schlachttag brachte uns ein Bauer mehrere Gitzi. Als alle geschlachtet waren, merkten wir, dass ein Gitzi fehlte. Da der Bauer nicht sicher war, ob er am Morgen genug Tiere in den Transporter geladen hatte, war das für uns erledigt. Am späteren Nachmittag kam dann eine Kundin und fragte, ob wir ein Gitzi vermissen würden. Es stellte sich heraus, dass das Gitzi beim Abladen heimlich entwischt war und sich in der Nähe auf einer Weide zu einer Schafherde gesellte. Der Mut des Tieres wurde belohnt, die Frau kaufte das Gitzi dem Bauern ab und brachte es zu einer Kollegin auf einen Bauernhof.»
Regionale Spezialitäten
Spezialitäten von Metzger Möhr waren die weit über die Region hinaus bekannten Salsize, Trockenfleisch, Bauernwürste und die auch von Kindern geliebten «Maienfelderli», die kaum auf einem Grill fehlten. Zu erwähnen sind auch die im Winter angebotenen Blut- und Leberwürste, die bereits vorgekochten Wildgerichte und vorgefertigten Capuns. Selbst Vegetarier fanden mit den Gemüseschnitzeln in der Metzgerei einen Leckerbissen. An manchem Anlass war Hansjakob Möhr mit seinen Grillwürsten vor Ort oder er lieferte gekochte Menüs an Veranstaltungen.
Kein Nachfolger in Sicht
Die Gründe für die Schliessung der Metzgerei sind nachvollziehbar. Einerseits ist es das Alter, da Hansjakob und Irene inzwischen auch beide über 60 Jahre alt sind. Andererseits müssten an Gebäude, Maschinen und Kühlgeräten Investitionen getätigt werden. Und da kein Nachfolger in Sicht ist, lohnen sich diese Investitionen nicht mehr. Die drei Söhne haben beruflich andere Wege eingeschlagen, was Hansjakob und Irene Möhr gut verstehen und für sie passt. Die beiden freuen sich auf die neue Freiheit und darauf, weniger Verantwortung zu tragen und spontan etwas unternehmen zu können.
Dank an die Kundschaft
Heute Samstag, 29. Oktober, stehen Hansjakob und Irene Möhr zum letzten Mal hinter der Verkaufstheke. Danach ist Schluss. Vermissen werden Möhrs die Kundschaft und die vielen tollen Gespräche, die gute Zusammenarbeit mit dem Personal und mit den Lieferanten. Dazu Hansjakob Möhr: «Wir danken unseren treuen Kundinnen und Kunden herzlich dafür, dass sie lokal eingekauft haben. Ein Dank geht auch an unsere ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, ohne die eine so lange Geschäftstätigkeit nicht möglich gewesen wäre. Und ebenso danken wir unseren Lieferanten und Geschäftspartnern für die gute Zusammenarbeit».