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Sargans
27.11.2022

Beeindruckende Frau ausgezeichnet

Gratulanten aus dem Sarganserland: Guido Städler, Talgemeinschaft, Canisius Braun, Luzia Tschirky, Erich Zoller, Vorstandsmitglied SRG Ostschweiz, und der Sarganser Gemeinde-Vizepräsident Bernhard Hauser (von links).
Gratulanten aus dem Sarganserland: Guido Städler, Talgemeinschaft, Canisius Braun, Luzia Tschirky, Erich Zoller, Vorstandsmitglied SRG Ostschweiz, und der Sarganser Gemeinde-Vizepräsident Bernhard Hauser (von links). Bild: Pressedienst
Die SRF-Osteuropa-Korrespondentin und Sarganserin Luzia Tschirky hat verdientermassen den Radio- und Fernsehpreis 2022 der Ostschweiz erhalten.

Der Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz, getragen von den Kantonen St. Gallen, Glarus, Graubünden und beider Appenzell, wird seit 1952 vergeben. Die Preisträger und -trägerinnen verfügen über medienspezifische Hintergründe und zeichnen sich durch manigfaltige journalistische Leistungen aus, so Canisius Braun, Präsident der SRG Ostschweiz. Dabei wurde in den letzten Jahren der Fokus vor allem auf Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen gelegt. Die Ostschweiz sei bekanntlich auch ein Teil der Welt.

Frauenförderung in der Medienwelt

Der Ausserrhoder Regierungsrat Hansueli Reutegger, Präsident der Ostschweizer Regierungskonferenz, bezeichnete Luzia Tschirky und ihre Leistungen als bewundernswert. Zudem sei sie ein Vorbild in der Frauenförderung im Medienwesen. Der mit 10 000 Franken dotierte Preis, gestiftet von den Ostschweizer Kantonen, sei sowohl Anerkennung als auch Ansporn. Reutegger hielt fest, dass immer mehr talentierte Journalisten und Journalistinnen aus der Ostschweiz die landesweite Medienlandschaft prägen.

Gemäss Kantonsrat Bernhard Hauser, Vizepräsident der Gemeinde Sargans, trat Luzia Tschirky als Nachfolgerin von Christoph Franzen in grosse Fusstapfen. Als couragierte Frau führe sie ihren Job und ihre Berufung bestens aus und lege damit auch Ehre für ihren Geburtsort und das Sarganserland ein.

Journalismus als Berufung

Johanna Burger, Präsidentin der Programmkommission der SRG Ostschweiz, hielt in ihrer Laudatio die schon frühe Vorliebe von Tschirky für den Journalismus sowie deren Begeisterung für Osteuropa hervor. Dies habe sich bereits in der Kantonsschule Sargans abgezeichnet. Neugierig, wie Tschirky sei, wollte sie das Geschehen vor Ort mit eigenen Augen sehen. Das Fehlen russischer Sprachkenntnisse sei genug Ansporn gewesen, diese Sprache zu lernen. Nun komme ihr dies im Beruf zugute. Neben dem Studium nach der Kanti lernte sie durch die Praxiserfahrung. An der Uni Zürich fiel sie als aussergewöhnliche Studentin positiv auf. Die Laudatorin bezeichnete die aktive Rolle in der Frauenförderung im Journalismus als eine Stärke von Tschirky. Bei ihrer Berichterstattung stehen stets die Menschen im Zentrum. Burger beschrieb sie als objektive Berichterstatterin, die konsequent ihren Weg gehe.

Diese Frau hat wirklich Mut

In gewohnter Art schilderte Tschirky ihre persönliche Situation in ihrem Berufsalltag: Bei uns hier die heile Welt und dort in der Ukraine Krieg. Das Publikum erlebte eine Tschirky hautnah und nicht am Bildschirm. Umso beeindruckender waren ihre Schilderungen, sie gingen unter die Haut.

Die SRF-Korrespondentin für alle Staaten in Osteuropa wurde seit dem 24. Februar fast ausschliesslich zur Kriegsberichterstatterin. Eigentlich würde sie aber lieber über friedliche Themen, Länder und Leute ohne Kriegssituation berichten. Die Realität hat sich verschärft, denn schon vorher musste sie über kriegerische Ereignisse in einigen Ländern informieren. Ihren Arbeits- und Wohnort Moskau verliess sie fast fluchtartig. Sie wohnt heute in Warschau. Daher kommen ihre Reportagen statt aus Moskau zur Zeit hauptsächlich aus Warschau und der Ukraine. Ein Visum für Russland zu erhalten sei momentan unmöglich. Grundlagen ihrer Berichterstattung bilden grosse Länderkenntnisse sowie ein entsprechendes Netzwerk. Zum Schutz ihrer Informantinnen und Informanten will sie keine Namen preisgeben. Wichtig in ihrer Arbeit sei auch die Sicherheit der Befragten, ihres Teams und erst zuletzt ihrer selbst. Von Vorteil seien zudem die wichtigsten Sprachkenntnisse der Berichtsländer.

Tschirky habe, wie sie selber sagte, den besten Beruf, den sie sich vorstellen könne. Kein Tag sehe wie der andere aus. Die Arbeit erfordere sehr viel Flexibilität, Kreativität und Durchhaltewillen. Für sie sei es ein grosses Privileg zahlreichen Leuten Fragen stellen zu dürfen. Jetzt steht der Winter bevor, der die Lage in der Ukraine nicht einfacher mache. Die Berichterstattung sei grundsätzlich sichergestellt. Eine Rückkehr sieht sie voraussichtlich im Sommer 2023.

von Guido Städler