Hana* liebt die Weihnachtszeit. Sie bastelt und backt gerne und freut sich sehr auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann sowie den vier Kindern. Hana und ihr Mann stammen aus dem Balkan und leben seit bald 20 Jahren, geflüchtet vom Krieg, im Sarganserland, aktuell in einer 4½-Zimmer-Wohnung. Es gefällt ihnen hier. Sie sind froh, können sie mit ihren Kindern in einem friedlichen und sicheren Land leben. Zwar hat Hana früher kein Weihnachten gefeiert, hier in der Schweiz aber feiere sie sowohl die hiesigen Bräuche als auch jene aus ihrem Geburtsland.
Eine grosse Entlastung
Die Familie gehört zu den sogenannten Working Poor. Hanas Mann arbeitet Vollzeit, das Einkommen reicht dennoch nur für ein Leben am Existenzminimum. Gerade für Auslagen wie Weihnachtsgeschenke ist das Geld knapp. «Mama, warum bekommen die anderen Kinder mehr Geschenke als wir?», sind Fragen, mit denen sie konfrontiert werden. Umso dankbarer ist Hana für die Aktion Weihnachtspäckli der Caritas. Sie erinnert sich noch gut an das erste Mal, als Caritas-Regionalleiter Lorenz Bertsch ihrer Familie vor sechs Jahren Geschenke der Aktion vorbeigebracht hat. «Es war herrlich», schwärmt sie – «zu wissen, dass wir jemanden haben, der für uns da ist.»
Gut erinnert sie sich auch noch an die Päckli des letzten Jahres. So hat ihr Sohn beispielsweise einen Lamborghini in Spielauto-Format bekommen, den er sich sogar gewünscht hat. «Er hat sich so gefreut und das Auto behandelt er wie einen Schatz.» Die Aktion ist für sie denn auch eine grosse Entlastung. Es tue weh, wenn ihre Kinder sich etwas wünschen, was andere Kinder haben, und sie es sich nicht leisten können. Wohlgemerkt, hier handelt es sich nicht um überrissene Sachen, sondern um ganz normale Kinderwünsche.
Was wirklich zählt
Markensachen oder Ähnliches liegen im Budget nicht drin. Hana schaut sich jeweils nach Rabatten um, kauft Aktionsartikel, holt sich Kleider bei der Caritas und vor allem kauft sie vieles, wie Spielsachen und Möbel, das bereits verwendet wurde. Damit ist sie zufrieden. Sie sei selber arm aufgewachsen, habe Kuchen aus Schlamm gebaut, aber habe auch mit wenig eine glückliche Kindheit gehabt. Werte wie Respekt, Anstand und Freundlichkeit sind ihr wichtig. Das möchte sie ihren Kindern mitgeben. «Wenn meine Kinder ausgelacht werden, weil sie nicht die neusten Kleider tragen oder diese farblich nicht zusammenpassen, sag ich ihnen, sie sollen es ignorieren.» Was wirklich zähle, sei die Gesundheit, die Liebe und dass die Familie gemeinsam Spass hat.
Natürlich hofft Hana auch in diesem Jahr auf die Geschenkeaktion der Caritas. Laut Bertsch sind es heuer 208 Kinder von insgesamt 97 Familien, die im Sarganserland beschenkt werden. Wie Hana betont, habe sie keine Mühe damit, Hilfe anzunehmen. Sie möchte selber gerne helfen und erzählt, dass sie zwei Jacken hat, die ihr nicht mehr passen und sie gerne an jemanden Bedürftiges weitergeben möchte. Auch die Kleider der Caritas gibt sie zurück, wenn ihre Kinder sie nicht mehr tragen können.
Alles für die Kinder
Für Hana ist klar: Die Kinder kommen zuerst und sie möchte ihnen möglichst viel ermöglichen. Sie selber stehe an letzter Stelle, und ihr sei es wichtig, dass sich ihre Kinder an eine schöne Kindheit erinnern. Ob sie auch einen Wunsch frei habe? Nein, meint die Vierfach-Mutter nach kurzem Nachdenken, und streicht sich über die Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. «Na gut, wieder einmal zum Coiffeur zu gehen wäre schon schön» – und zeigt auf den ausgewachsenen Farbansatz. Oder Ferien in einem warmen Land.
*Name der Redaktion bekannt