Und plötzlich stand das von sechs Sarganserländer Gemeinden zusammen in Mels betriebene Pflegezentrum Sarganserland ohne Führung da. Nachdem bereits Anfang November die stellvertretende Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, meldete sich am 25. November auch der Geschäftsführer des PZSL bis auf Weiteres krankgeschrieben ab. Über den Ausfall des Geschäftsleiters ist die Belegschaft am vergangenen Montag informiert worden. Der PZSL-Verwaltungsrat bestätigte auf Anfrage diese Information des «Sarganserländers». Die beiden ausfallenden Führungspersonen des PZSL sind auch privat liiert, was bei den Mitarbeitenden zum Thema wurde.
Unzufriedene Belegschaft?
Die Redaktion ist zudem im Besitz eines anonymen Schreibens, in dem sich angeblich Mitarbeitende des PZSL über die dortigen Arbeitsbedingungen beschweren. Zwar lässt sich die Urheberschaft des Dokumentes nicht eindeutig verifizieren. Detaillierte Angaben zu betrieblichen Abläufen und zur Informationsveranstaltung vom 28. November lassen aber den Schluss zu, dass das mit «Reklamation Altersheim Mels» betitelte Dokument vom 29. November authentisch sein dürfte. Insbesondere wird bemängelt, dass innerhalb des PZSL für gleiche Leistung unterschiedliche Löhne bezahlt würden. Benachteiligt seien jene Mitarbeitenden, die zuvor im Altersheim Mels beschäftigt waren. Dieses wurde mittlerweile ins PZSL integriert.
Weiter wird moniert, dass das PZSL personell drastisch unterbesetzt sei. Es sei deshalb mit weiteren Kündigungen zu rechnen. Speziell prekär sei die Situation auf den Stockwerken 3 und 4. Notabene seien dies jene Abteilungen, in denen vorwiegend die früheren Bewohnenden des Altersheims Mels untergebracht seien. Den in den Zusammenschluss involvierten Melser Behördenvertretern wird vorgehalten, sie hätten den Vereinigungsprozess zuletzt schöngeredet.
Interimistischer Heimleiter
Ralph Dietsche, neu Medienbeauftragter des PZSL-Verwaltungsrats, sagte gegenüber dem «Sarganserländer», dass der Verwaltungsrat «unverzüglich auf die herausfordernde Situation reagiert» und mit Andreas Bolliger bereits einen interimistischen Heimleiter benannt habe. Ziel sei die Sicherstellung der Geschäftsleitung und somit die Pflege und Betreuung der Bewohnenden bis zur Genesung der Führungspersonen. Bolliger sei diplomierter Heimleiter und bringe Erfahrung als Geschäftsführer eines mittelgrossen Alters- und Pflegeheims mit. Zudem verfüge er über vertiefte Branchenkenntnisse in der Langzeitpflege, der Gemeinschaftsgastronomie und Hotellerie. Um das Pflegekader zu unterstützen, werde David Baer die Pflegedienstleitung interimistisch in einem Teilzeitpensum übernehmen. Baer kenne das PZSL bereits von einem früheren Interims-Einsatz. Zusätzlich sei der Melser Gemeinderätin Désirée Guntli ein befristeter Auftrag erteilt worden, den Verwaltungsrat in der Stabilisierungsphase als Delegierte zu unterstützen. Sie sei in erster Linie Ansprechperson für die Anliegen der Mitarbeitenden.
Dietsche bestätigte, dass die Mitarbeitenden den PZSL-Verwaltungsrat an der Veranstaltung vom 28. November auf mögliche Lohnungleichheiten hingewiesen hätten. Eine entsprechende Analyse sei nun in Bearbeitung. Allfällige Funktions- oder Verantwortungsveränderungen seit dem Zusammenschluss des Altersheims Mels und des PZSL würden darin berücksichtigt. Auch würden Vergleiche mit anderen Institutionen und Dienstleistern in der Region vorgenommen. Die Lohnanalyse habe eine hohe Priorität, es verstehe sich aber, dass diese Arbeit nicht in wenigen Tagen abgeschlossen werden könne.