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Freizeit
02.01.2023

Eine Lawine rollt an – was tun?

Wer in eine Lawine gerät, wird zum Spielball ungeheurer Kräfte.
Wer in eine Lawine gerät, wird zum Spielball ungeheurer Kräfte. Bild: Pixabay
Die Wintersportsaison ist da und mit ihr auch die Gefahr, in eine Lawine zu geraten. Wir haben für euch ein paar Tipps zusammengetragen für den Fall der Fälle – und räumen auch mit ein paar Mythen auf.

Die beste Methode, einen Lawinenniedergang zu überleben, ist nicht hineinzugeraten. Aber dies ist leichter gesagt als getan – denn wenn Lawinen so einfach vorherzusagen wären, gäbe es nicht jeden Winter Tote deswegen. Aber die richtige Vorbereitung und die Aneignung von nötigem Fachwissen kann das Risiko zumindest reduzieren.

Sorgfältig planen

Wer gerne auf Ski- oder Schneeschuhtouren abseits gesicherter Gebiete geht, sollte für die Tourenplanung auf jeden Fall vorab das aktuelle Lawinenbulletin  konsultieren, auch eine Interpretationshilfe findet sich auf der Seite. Im Zweifelsfall gilt: Lieber umkehren oder ausweichen, wenn die Situation gefährlich wird oder schwer einzuschätzen ist. Im Zweifelsfall kann man sich auch einer geführten Gruppe anschliessen. Und gerade bei Routinetouren ist Vorsicht geboten – auch eine bekannte Route ist kein Garant für sichere Bedingungen. Hier gilt es die gleichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen wie bei einer neuen Route.

Notfall-Ausrüstung beherrschen und immer mitnehmen

Darum gehört abseits der Pisten gemäss Naturgefahren.ch immer ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS, auf Senden stellen), eine Lawinensonde und eine Lawinenschaufel ins Gepäck. Auch ein Lawinenairbag ist zu empfehlen. Aber die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn man ihren Einsatz nicht beherrscht. Auch Kameradenrettung will gelernt sein!

Wer denkt, dass sie oder er im Wald, auf vorgespurtem Gelände oder bei wenig Schnee vor Lawinen sicher ist, befindet sich im Irrtum

Aus Lawine herauszufahren versuchen

Wenn es doch soweit kommt, und eine Lawine abgeht, wird gemeinhin empfohlen, seitlich aus der Lawine herauszufahren. Dies verspricht sicher mehr Erfolg als eine beherzte Schussfahrt geradeaus. Doch in der Regel nützt dies nicht viel – denn geraten die Schneemassen einmal in Bewegung, ist dies, als würde es einem den Boden unter den Füssen wegziehen.

Unbedingt oben bleiben

Wenn es also soweit ist, und einen die Lawine erfasst: Skistöcke loslassen und sich von den Skiern befreien. Und unbedingt den Airbag auslösen, sofern man einen dabeihat. Auch Schwimmbewegungen werden empfohlen – allerdings sollte man bedenken, dass eine Lawine mit bis zu 100 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, in steilem, felsigem Gelände. Als Spielball der Kräfte sollte man um jeden Preis versuchen, an der Oberfläche zu bleiben, das heisst, strampeln, treten und sich möglichst gross machen. Denn in einer sich bewegenden Masse bleiben grosse Gegenstände eher an der Oberfläche – wie in einer Müslischale, die hin- und her gerüttelt wird. Die Mandeln bleiben oben, die Haferflöckli rutschen nach unten – auch wenn der Vergleich etwas makaber scheint: Man sollte unbedingt versuchen, eine Mandel zu sein und kein Haferflöckli. Hier leistet ein Airbag wertvolle Dienste.

Atemwege schützen

Wird man dennoch verschüttet: Hände vors Gesicht halten, um die Atemwege zu schützen. Und Ruhe bewahren – obwohl das einfacher gesagt als getan ist.

Auto oder Gebäude nicht verlassen

Geht eine Lawine über eine Strasse oder Gebäude ab, sollte man auf keinen Fall das Auto oder die Bauten verlassen. In Gebäuden ist es im Erd- oder Untergeschoss am sichersten. In der Nähe von Gebäuden ist man vor dem Gebäude in Fliessrichtung der Lawine am sichersten.

Beobachten, alarmieren, retten

Wer einen Lawinenniedergang beobachtet, sollte sich unbedingt von der Gefahrenzone fernhalten und genau beobachten, an welcher Stelle verschüttete Personen verschwunden sind und die Rettungskräfte alarmieren (Ambulanz 144, Rega 1414). Jede Minute zählt. Auf keinen Fall sollte man auf eine niedergehende Lawine zugehen. Ist die Lawine zur Ruhe gekommen und droht keine unmittelbare Gefahr mehr, kann man mit der Suche nach den Verschütteten beginnen. Aber hier ist weiterhin Vorsicht geboten, es kann immer zu Nachlawinen kommen. 

Franziska Kohler, March24&Höfe24