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11.01.2023

Neonazi gab im Sonnenberg in Vilters Schule

Die Junge Tat führt im Januar 2022 in Bern eine Demonstration gegen die Coronamassnahmen an. Der Buchser war vorn mit dabei.
Die Junge Tat führt im Januar 2022 in Bern eine Demonstration gegen die Coronamassnahmen an. Der Buchser war vorn mit dabei. Bild: Keystone-SDA
Ein Buchser, der die dortige SVP präsidiert und kantonal bei der Jungen SVP mitgewirkt hat, ist seit Längerem Mitglied bei einer bekannten Neonazi-Gruppe. Laut dem «St. Galler Tagblatt» hat der junge Mann im Asylzentrum Sonnenberg in Vilters unterrichtet.

Das «St. Galler Tagblatt» nahm die verstärkten Aktivitäten der Gruppierung Junge Tat zum Anlass, die Geschichte des 28-jährigen Rheintalers zu hinterleuchten. Bis 2019 war er Präsident der SVP Buchs und Vizepräsident der Jungen SVP St. Gallen. Weil er immer weiter nach rechts abdriftete, kam er einem Ausschluss aus der Partei zuvor, indem er alle Ämter ablegte. Mitbeteiligt gewesen war er auch bei der Gründung des Komitees Sichere Grenzen im Rheintal. SVP-Vertreter wie Nationalrat Mike Egger und Kantonsrat Sascha Schmid distanzierten sich im ersten Artikel des «St. Galler Tagblatts» zum Thema vom jungen Mann. Die SVP lehne jede Form von Radikalisierung ab.

 

In einem zweiten Beitrag machte das «St. Galler Tagblatt» am Mittwoch bekannt, dass der Buchser ein halbes Jahr lang beim Kanton angestellt war. Und zwar als Lehrer im Ausreise- und Nothilfezentrum Sonnenberg in Vilters. Dort betreute er von Februar bis Juli vergangenen Jahres 15 Kinder der Primar- und Oberstufe aus verschiedenen Ethnien. Der Leiter des kantonalen Migrationsamtes, der Flumser Jürg Eberle, bestätigte dies gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Eberle sagt, der junge Mann habe das übliche Rekrutierungsverfahren durchlaufen, er habe weder Vorstrafen gehabt, noch seien gegen ihn Ermittlungen im Gange gewesen. «Es sprach nichts gegen eine Anstellung.» Auch während der sechs Monate seiner Anstellung habe nichts auf eine rechtsextreme Gesinnung hingedeutet, weder Eltern noch Kinder hätten sich über ihn beschwert. Eberle verteidigt die Anstellung, indem er im «St. Galler Tagblatt» ausführt: «Die politische Haltung ist für uns grundsätzlich nicht relevant, solange sie nicht auf die Arbeit durchschlägt.»

«Eifriger Rassist»

Der 28-jährige Buchser, der gemäss Informationen des «Sarganserländers» die Kantonsschule Sargans absolviert und danach die Pädagogische Hochschule St. Gallen besucht hat, ist seit Mai 2022 auf der Website Nazifrei.org aufgeführt. Dort wird er als «fanatischer Katholik und eifriger Rassist» bezeichnet. Auf Instagram – ein privates Konto – nennt er sich wie sein Vorbild: Raoul Salan, ein historischer französischer Heeresoffizier und Verantwortlicher für diverse Kriegsverbrechen. Im Januar 2022 fiel der Buchser auf, als er in Bern zusammen mit anderen Neonazis eine Corona-Demo anführte. Personen in der Region, die ihn kennen, bezeichnen den jungen Mann, der meist in Springerstiefeln und mit entsprechender Kleidung unterwegs ist, als Wirrkopf, aber nicht bösartig.

Hans Bärtsch/sardona24