Die Gestaltung der neuen Wortmarke «Bad Ragaz» in blauer Farbe und mit einer Schrift, die Wasser und damit eine Verbindung zur Tradition und zur Natur symbolisiert, ist Teil eines Pakets, mit dem die Gemeinde ihren Auftritt modernisieren will. Es geht um eine grundlegende Überarbeitung der Corporate Identity und des Corporate Design von Bad Ragaz, wie dies auf Neudeutsch bezeichnet wird (siehe Ausgabe vom 5. Januar).
Vor allem die neue Wortmarke – gleichzeitig das neue Hauptlogo – findet im Kurort nicht nur Anklang, wie mehrere Leserbriefe zeigen. Mit einem offenen Brief, unterzeichnet von den Ortsparteien Mitte, FDP und SVP, verstärkt sich die Kritik am Entscheid des Gemeinderates. Mit der neuen Wortmarke werde gleichzeitig «ein Stück Gemeindeidentität amputiert», heisst es mit markigen Worten. Mit diesem Schritt habe man sich «nicht nur (…) von einem einzigartigen Wiedererkennungsmerkmal, sondern auch von einem Sinnbild verabschiedet, welches für die Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Ragaz seit 97 Jahren Identität symbolisiert».
Keine wichtigeren Fragen?
Für jede Nebenstrasse werde ein Mitwirkungsverfahren veranstaltet, in das die Bevölkerung einbezogen werde. «Wie einfach wäre es gewesen, die Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Ragaz beim neuen Logo zu involvieren?», stellen die Verfasser des offenen Briefs eine wohl rhetorisch gemeinte Frage. Das Unverständnis in der Bevölkerung sei jedenfalls gross. «Gibt es in Bad Ragaz keine wichtigeren Fragen als ein Corporate-Identity-Projekt?», lautet eine weitere Frage. Die Ortsparteien würden sich wünschen, dass der Gemeinderat seine Prioritäten auf die zukunftsbestimmenden Themen von Bad Ragaz legt. Diese könnten leicht aus dem Leitbild 2040 und den Themen aus Bad Ragaz Mobil abgeleitet werden.
Wären die Ortsparteien in den Auswahlprozess einbezogen worden, hätten sie empfohlen, die Wortmarke in eine Wort-Bild-Marke umzuwandeln. «Unser Bad Ragazer Tübli hätte sich als Teil der Gemeindeidentität und somit des Logos der Gemeinde Bad Ragaz gut gemacht. Wenn nötig vielleicht moderner oder stilistisch. Jetzt ist es leider zu spät, schade!», schliesst der offene Brief von Mitte, FDP und SVP.
Online-Umfrage lanciert
Die Parteien lassen es nicht beim offenen Brief bewenden. Sie wollen mit einer Online-Umfrage herausfinden, von welcher Wichtigkeit der neue Auftritt der Gemeinde für die Bevölkerung ist. Und wie diese die Prioritäten im Dorf setzen würde angesichts von Themen wie Stau durchs Dorf, Feuerwehrdepot, Gemeindesaal, ÖV-Verbindungen, Zonenplan und vielem mehr. Die Umfrage läuft bis Dienstag, 17. Januar, um 23 Uhr. Erreichbar ist die Umfrage über die Websites von Die Mitte, FDP und SVP.
Bühler: Nur bedingt Verständnis
Gemeindepräsident Daniel Bühler kann die Aufregung nur teilweise verstehen, habe man doch im Leitbild 2040 die «Überarbeitung der Kommunikationskanäle» und die «gezielte Verbesserung des Erscheinungsbildes der Gemeinde» festgehalten – notabene unter Mitwirkung einer Begleitgruppe, welcher auch die drei Parteipräsidenten angehörten. Die Vereinheitlichung der Wortmarke «Bad Ragaz» sei dann vom Gemeinderat (aus einer Vielzahl von Vorschlägen) verabschiedet worden – den ausgearbeiteten Schriftzug habe man aber nicht in eine Vernehmlassung gegeben. Mit Tourismus-, Schul- und Gewerbevertretern decke der Gemeinderat breite Interessen ab und repräsentiere in diesem Sinne die Bevölkerung, begründet Bühler das Vorgehen. Das Tübli werde im Übrigen nicht abgeschafft, sondern bleibe als Gemeindewappen selbstverständlich weiterhin bestehen, auch auf Fahnen oder Stempeln bleibe es sichtbar.