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Gefahren beim Schneeschuhwandern

Bild: bergwelt.me
Am Sonntag fiel im Toggenburg ein Schneeschuhwanderer in ein Karstloch und starb. Bergwelt-Experte Patrick Stämpfli erklärt, warum solche Löcher gefährlich sind.

Patrick, was genau sind Karstlöcher?
Als Karst wird eine Geländeform bezeichnet, die durch Verwitterung in Kalk- und Gipsgestein entsteht. In solchen Karstgebieten gibt es Höhlen, Schächte, Karren- bzw. Schrattenfelder und eben auch Karstlöcher, die man auch als Dolinen bezeichnet.

Wo gibt es solche Karstlandschaften?
Etwa 20 Prozent der Landesfläche der Schweiz besteht aus Karst. Die Gebiete liegen vor allem im Jura, den Voralpen und in einigen alpinen Gebieten. Neben Gebieten in den Glarner Alpen, dem Berner Oberland oder im Rätikon ist auch die Churfirsten-Region im Toggenburg ein typisches Karstgebiet.

Wie häufig sind Unfälle in solchen Gebieten?
Glücklicherweise eher selten. Gemäss SAC sind zwischen 2014 und 2021 in der Schweiz insgesamt 35 Unfälle dokumentiert worden, vier davon endeten tödlich. Gefährlich sind Karstlöcher vor allem im Winter.

Warum?
Weil sie dann oft mit Schnee bedeckt sind und man sie nicht mehr sieht. Im Winter können solche Karstlöcher ähnlich gefährlich sein wie Gletscherspalten im Hochgebirge. Wenn nicht sogar gefährlicher …

Gefährlicher als ein Gletscher im Hochgebirge? Das musst du genauer erklären.
Nun ja, auf einer Gletschertour ist man angeseilt und hat somit grössere Überlebenschancen, wenn es zu einem Unglück kommt. Schneeschuhwanderer sind in der Regel nicht angeseilt.

Also sollte man sich auch als Schneeschuhwanderer anseilen?
Das kann man nicht pauschal sagen. Die meisten werden vermutlich nie in Gebieten unterwegs sein, wo das nötig wäre. Viel wichtiger ist, dass man nicht allein auf eine Schneeschuhtour geht. Denn so kann die Begleiterin oder der Begleiter Hilfe holen, sollte es zu einem Unfall kommen.

Du plädierst ja immer für eine gute Tourenplanung. Könnte man nicht vor einer Tour auf der Land- oder Wanderkarte schauen, wo solche Löcher sind und sie dann umgehen?
Das Problem ist, dass die wirklich gefährlichen Dolinen auf der Karte nicht erkennbar sind, weil dort in der Regel nur solche ab einer Breite von zehn Metern eingezeichnet sind. Gefährlich sind aber die kleineren, die man nicht mehr sieht, wenn Schnee darauf liegt. Am besten ist deshalb, man wählt nur Touren, die man entweder kennt oder solche, die auf Portalen wie beispielsweise Schweiz Mobil aufgeführt sind. Zudem finden Schneeschuh-Einsteiger auch Tipps in meinem Blog.

Im Blog bergwelt.me teilt Patrick Stämpfli sein Bergwissen seit über zehn Jahren. Im Unterschied zu vielen anderen Outdoor-Bloggern stehen bei bergwelt.me keine kommerziellen Interessen im Vordergrund:

«Mein Ziel ist es einerseits, mein Bergwissen zu teilen, die Menschen zu inspirieren und ihnen Vorschläge für schöne Bergwanderungen aufzuzeigen. Andererseits möchte ich ihnen aber auch näherbringen, wie man sich in den Bergen verhält und wie man ausgerüstet sein sollte. Beispielsweise, dass Crocks oder Flip-Flops auf einer weiss-rot-weiss markierten Bergwanderung keine gute Idee sind», so Stämpfli, der seit mehr als drei Jahrzehnten in den Schweizer Bergen unterwegs ist.

Stephan Ziegler, StGallen24