Eine Reprise der besonderen Art erlebte Julie Zogg am Montagabend – fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem Empfang ihres ersten Weltmeistertitels wurde die 30-Jährige auf dem Melser Dorfplatz für die zweite WM-Goldmedaille gefeiert. Damals thronte sie am Vorabend der «Iihuttlätä» neben dem Böllenkönig auf dem Thron, gestern war es die Treppe vor dem Rathaus, an der Seite von Gemeinderat Reto Killias. Die Zeiten ändern sich, aber auch bei der zweiten Feier hatte sich eine ansehnliche Menschenmasse versammelt, um die Weltmeisterin aus Heiligkreuz zu feiern. Begleitet von den Schellnern und in Obhut der Melser Nachtwächter schritt Zogg zu den Klängen der Musikgesellschaft Konkordia Mels kurz nach 18 Uhr auf den Dorfplatz.
«An Tagen wie diesen/wünscht man sich Unendlichkeit/an Tagen wie diesen/haben wir noch ewig Zeit», zitierte Kantonsratspräsident Jens Jäger aus dem Song «Tage wie diese» der Toten Hosen passend zur Feier wie auch zur weltmeisterlichen Leistung Zoggs. «Es läuft mir kalt den Rücken hinunter», lobte Jäger die Snowboarderin, wie sie den Titel errungen habe.
Drei Tage davor wurde sie nach einem Sturz noch im Rettungsschlitten abtransportiert, «doch du hast nicht aufgegeben, bist aufgestanden und hast nach vorne geschaut». Als «Aushängeschild des Kantons und Vorbild für alle, gerade für die Jungen», würdigte der höchste St. Galler die Weltmeisterin, um anzuhängen, dass das Sarganserland ein guter Nährboden für Weltklasseleistungen sei.
«Herz und Kopf müssen passen»
Zoggs Schwester Svenja Hartmann hob vor allem das Herz und das Durchhaltevermögen ihrer jüngeren Schwester hervor. «Herz und Kopf müssen passen, nur dann kann man gewinnen.» Als Einzelsportlerin in einer nicht so beachteten Sportart brauche es auch «viel Schnuuf», gerade in organisatorischen Sachen.
Die Angesprochene hielt sich derweil gerührt im Hintergrund und blieb in ihrer Ansprache kurz. «Vielen Dank, dass ihr gekommen seid», sagte sie, «und nun geniesst den Abend.» Der Wunsch war Befehl. Die Schlange vor dem Wurststand wurde länger und länger, während für die Weltmeisterin der Gratulationsmarathon begann.