„Sexismus in Videospielen“, „Der Arzt als Placeboeffekt“, „Der Bosnienkrieg und dessen Trauma“, „Diskriminierung von Ausländern in Sankt Gallen“, „Festung Sargans“, „Häusliche Gewalt gegenüber Männern“, „Shoppingsucht“, „Der Strom in Mels“, „Flugbahnen eines Volleyballs beim Aufschlag“: Die Themenvielfalt in den diesjährigen Maturaarbeiten der Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Sargans (KSS) ist gewaltig. Präsentiert werden sie in diesen Tagen in den Räumlichkeiten der Kanti natürlich den betreuenden (und notengebenden) Lehrkräften. Dazu gesellen sich auch Freunde, Verwandte und Bekannte sowie andere Schülerinnen und Schüler.
Umfassende Richtlinien
Wie viel Fleiss jeweils in die ungefähr 20 Minuten dauernden Präsentationen und die dazu gehörenden schriftlichen Maturaarbeiten geflossen sind, lässt sich bei einem Blick in das „Reglement zur Maturaarbeit“ erahnen, welches das kantonale Bildungsdepartement beziehungsweise KSS-Verantwortlichen an die betroffene Schülerschaft verteilt hat. Es umfasst 13 A4-Seiten plus Online-Feinkriterien. Allein der Kriterienkatalog zur Bewertung beinhaltet 14 Hauptpunkte, die durch an die 80 Detailerklärungen präzisiert werden. Der Zeitplan mit den verschiedenen Terminen, welcher eine solche Aufgabe unterliegt, umfasst über ein Jahr.
„Sarganserländer“ im Fokus
Für die Redaktion „Sarganserländer“ gehört die jährliche Berichterstattung über die Präsentation der KSS-Maturaarbeiten zur Routine. Allen Schülerinnen und Schülern dabei gerecht zu werden, ist nicht möglich, muss sie sich doch jeweils auf einige wenige Präsentationen fokussieren. Welche das sind, unterliegt der subjektiven Auswahl des Berichterstatters und ist in der Regel diskutierbar.
Nicht aber in diesem Jahr. Denn die Melserin Lea Tschirky (4W) mit Roger Eugster als betreuende Lehrperson, hat sich den „Sarganserländer“ zum Thema gemacht. „Entwicklung der Regionalzeitung im Laufe der Zeit“, heisst ihr Werk, für das sie viele Stunden im staubigen Archiv der „Drucki“ verbracht und ihre Grossmutter, Agnes Schneider Wermelinger, interviewt hat.
Schneider Wermelinger gehörte ab 1990 und damit bereits zu Zeiten des einstigen Chefredaktors Leo Pfiffner für viele Jahre zu den Freien Mitarbeitenden des „Sarganserländers“. Ihr gegebenes Interview im Anhang der Diplomarbeit gibt einen spannenden Einblick in die damalige Zeit und offenbart, dass viele einst von Pfiffner an die (Freie) Mitarbeiterschaft kommunizierten Grundsätze für die redaktionelle, lokal spezifische Berichterstattung auch heute noch Gültigkeit hat.
Das Brot im Vergleich
Tschirky skizzierte in ihrer Diplomarbeit am Rande auch die im Laufe der Zeit stattgefundenen Veränderungen in der technischen Produktion dieser Zeitung, fokussierte sich aber im Wesentlichen auf Aspekte, welche für die Leserschaft sicht- und spürbar gewesen sind. Dazu gehören Sprache, Artikelaufbau, Layout, Werbepräsenz, Seitenumfang oder Erscheinungsplan. Grosse Aufmerksamkeit hat Tschirky zudem der Abo-Preisentwicklung geschenkt. Das Jahresabo stieg demnach von 4.40 Franken im Jahr 1875 bis auf 292 Franken per Ende 2022. Tschirky bewertete diese Entwicklung am Beispiel des Brotpreises und kam zum Schluss, das man für den Gegenwert eines „Sarganserländer“-Abos im Jahr 1875 neun Kilo Brot kaufen konnte. 2022 waren es hingegen 56 Brote. Das heisst, der „Sarganserländer“ wurde im Laufe der Jahre exponentiell teuer.
Umfangreicher und billiger
Glücklicherweise für die Redaktion relativierte sie diese Aussage aber auch gleich wieder. Nehme man die Kaufkraft beziehungsweise den durchschnittlichen Lohn eines Handwerkes von einst und heute als Relation, sei die Zeitung sogar billiger geworden als Brot. Hinzu komme aber noch, dass es vom "Sarganserländer" im Vergleich zu 1875 viel mehr Ausgaben, viel mehr Seiten und viel mehr zusätzliche Plattformen (Online) gebe. „Das Abo ist aus meiner Sicht gut bezahlbar“, fasst Tschirky zusammen. Eine Beurteilung, für die sich die Redaktion bei ihr ebenso wie für den Umstand bedankt, dass sie den „Sarganserländer“ als Thema für ihre aus unserer Sicht wunderbar gelungene Maturaarbeit gewählt hat.