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25.03.2023

Prättigauer peilt die Olympischen Spiele 2024 an

Bruce Kessler anlässlich des «Formula Kite Grand Prix» in Campione im Juni 2022.
Bruce Kessler anlässlich des «Formula Kite Grand Prix» in Campione im Juni 2022. Bild: zVg
Während für die Wintersportler die Saison zu Ende geht, flitzt der Prättigauer Bruce Kessler in Südfrankreich übers Meer. Der beste Kiter der Schweiz befindet sich derzeit im Trainingslager für die bevorstehenden Rennen. Schon jetzt ist Kesslers Fokus auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris ausgerichtet.

«Dank dem ‹Swiss Sailing Team› habe ich neu einen eigenen Coach bei mir. Das hilft mir enorm, vor allem, um im taktischen Bereich Fortschritte zu machen», berichtet Kessler aus Port Camargue. Mit Coach Matthieux Girolet sind 80 Wassertage geplant. Seit dem 13. März bereitet sich der Fajauner auf den Saisonauftakt vor. Dabei trainiert er – je nach Windverhältnissen – bis zu vier Stunden pro Tag auf dem Meer. Daneben stehen Fitness und Taktik auf dem Programm. «Mit zwei Wochen intensivem Training bringe ich mich in Form, bevor es dann für das erste Rennen nach Palma geht.» Kein Scherz, dieses wird am 1. April gestartet. Für die Saison 2023 hat Kessler noch fünf weitere Wettkämpfe geplant. Zwischen den Rennen wird er immer wieder Trainingscamps absolvieren, um noch weiter zu den international Allerbesten aufschliessen zu können. Auf seine Ziele angesprochen, sagt der Prättigauer: «Mein langfristiges Ziel ist definitiv die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024. In Paris wird die Formula-Kite-Disziplin ihre Premiere feiern. Dabei möchte ich erfolgreich abschneiden.» Formula Kite ist eine neue Segeldisziplin (Kitesailing), welche 2024 zum ersten Mal bei Olympia ausgetragen wird. «Kurzfristig gesehen möchte ich mich in der kommenden Saison sportlich weiterentwickeln und das Beste aus mir herausholen. An der Europameisterschaft in Portsmouth (England) vom 19. bis 24. September ist mein Ziel eine Klassierung in den ersten 15 Rängen.» Und bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden (Den Haag) vom 10. bis 20. August strebt er eine Top-20-Platzierung an.

Vorbereitung in Australien

Im Januar verlegte Kessler seine Base nach Australien. «Dort konnte ich gemeinsam mit einheimischen Cracks bei Starkwind und hohem Wellengang sehr gut trainieren.» Er verbrachte aber auch viel Zeit im Kraftraum, um bestmöglich auf den Saisonstart im April vorbereitet zu sein. «Neben dem Krafttraining ist es künftig auch wichtig, dass ich mich taktisch und mental verbessere.» Kessler fühlt sich momentan fit: «Ich bin auf einem guten Weg, die Saison mit voller Energie und Kraft zu starten.» Im Materialsektor hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert. «Weil Formula Kite eine olympische Klasse ist, bleiben die Kites und Foils für den ganzen Olympiazyklus unverändert.» Es gibt insgesamt vier verschiedene Hersteller, welche registrierte Kites herstellen, und jeder Athlet kann aus vier verschiedenen Grössen auswählen. «Wichtig ist, den für mich passenden Kite zu finden und die optimale Grössenabstufung vorzunehmen. Dann verfüge ich bei allen Windverhäitnissen über ein ideales Kite.»

Europameisterschaft 2022 auf Nafpaktos in Griechenland mit Bruce Kessler. Bild: zVg

Nicht auf Rosen gebettet

Mit der finanziellen Unterstützung für die Schweizer Kite-Hoffnung hapert es zurzeit noch. «Da die Formula Kite eine neue Klasse ist und ich nicht die klassischen Jugendkader des Verbandes durchlaufen konnte, gibt es (noch) keine Unterstützung von der Schweizer Sporthilfe. Das ‹Swiss Sailing Team› unterstützt mich aber in verschiedenen Bereichen. Wenn auch nicht finanzieller Art.» Da es für den Randsportler schwierig ist, an Unterstützung zu kommen, hat Kessler ein «I Belive in You Crowdfunding»-Projekt (siehe ibiy.net/brucekessler) gestartet. Mit dem Ziel, einen Teil der Kosten für Reisen und Unterkunft decken zu können. «Im Weiteren bin ich auf der Suche nach Sponsoren, die mich auf meinem Weg zu Olympia unterstützen.» Das Nationalmannschafsmitglied mit B-Kader-Status kann seit diesem Jahr auf die Prättigauer Firma «Powerbeef» zählen. «Dieses Sponsoring ist für mich ein wichtiger ‹Zustupf›.» Kessler hofft, dass noch weitere Firmen oder auch Privatpersonen als Geldgeber aufspringen. Der gelernte Spengler arbeitet natürlich – soweit es all die Reisen mit Trainingslagern und Wettkämpfen zulassen – nach wie vor auf seinem Beruf. Kesslers Vision: «Einst möchte ich als Profi vom Kitesurfen leben können.»

Einheitliches Material

Die Formula-Kite-Klasse ist aus der Kitekurs-Board-Renndisziplin hervorgegangen und hat die rasanten, innovativen Entwicklungen des Kite-Hydrofoils aufgegriffen. Es werden auf dem Wasser Geschwindigkeiten von über 70 km/h erreicht. Das Ziel der Klasse ist es, durch die Begrenzung des Materials gleiche Bedingungen zu schaffen, damit die besten Athleten gewinnen. Formula Kite ist das gewählte Material für mehrere regionale Spiele wie die Zentralamerikanischen und Karibischen Spiele, die Panamerikanischen Spiele und die World Beach Games und wird erstmals bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris ausgetragen.

Ernesto Felix