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Freizeit
07.04.2023

Hier versteckt der Osterhase seine Eierfärbmaschine

Werner Isler (links) und Sohn Fabian sind die Maschinenbauer aus dem Zürcher Oberland für gefärbte und bedruckte Eier.
Werner Isler (links) und Sohn Fabian sind die Maschinenbauer aus dem Zürcher Oberland für gefärbte und bedruckte Eier. Bild: Nuovo Color AG
Bunte Ostereier gehören zu Ostern wie der Tannenbaum zu Weihnachten. Das weiss jedes Kind. Doch hast du gewusst, dass die Färbmaschine, welche für die bunten Eier in den Läden sorgt, eine Erfindung aus dem Zürioberland ist?

2021 wurden in der Schweiz 1718 Millionen Eier konsumiert. Dazu gehören natürlich auch gekochte bzw. gefärbte Eier. Möglich macht dies eine Innovation aus Pfäffikon. Werner Isler ist der Erfinder der ersten kombinierten Eierkoch- und Färbmaschine und auch der ersten Eierbeschriftungsmaschine.

Färbe-Idee entstand in der Luft

1982 stiess der damals 26-jährige gelernte Maschinenmechaniker Werner Isler auf ein Stelleninserat, das ihn neugierig machte. Ein Unternehmen aus dem Zürioberland, welches ein deutsches Patent für eine Eierschälmaschine erworben hatte, suchte einen Mechaniker, um die Anlage weiterzuentwickeln. Isler meldete sich und bekam den Job.

Isler brachte nicht nur die Eierschälmaschinen weiter, er entwickelte später auch die erste kombinierte Eierkoch- und Färbanlage für rollende Eier und wurde Teilhaber der Firma. Die Nachfrage war gross. Sie lieferten innerhalb der Schweiz, ins nahe Ausland und sogar in die USA.

Mit dem Mixer der Frau getüftelt

Im Flieger auf dem Weg zurück von einer Montage in den USA, kam Werner Isler und einem Freund die Idee, eine Maschine zu entwickeln, welche die Eier nicht mehr rollend im Farbbad färbt, sondern farbsparend durch ein Spritzverfahren. «Zu Hause angekommen, nahm ich den Mixer meiner Frau aus der Küche mit in die Werkstatt, um etwas auszuprobieren», erinnert sich Werner Isler lachend.

1988 gründete er die Firma Nuovo AG, und noch im gleichen Jahr wurde die erste Maschine mit Spritzverfahren in Pfäffikon in Betrieb genommen. Wegen grosser Nachfrage wurde bereits eine Ostersaison später die erste Anlage mit einer Leistung von über 10'000 Eiern pro Stunde in Wila zur schweizweiten Produktion installiert.

Die Eier werden mit Wasserdampf gekocht und anschliessend gefärbt. Bild: Nuovo AG

Bis 60 000 Eier pro Tag

Bald darauf, nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, entstand in Ostdeutschland ein Bedarf für gekochte und gefärbte Eier. «Wir hatten gute Aufträge», erzählt Werner Isler. Die Färbung mit Spritzdüsen ermöglichte es zudem erstmals, Eier mehrfarbig zu färben. Die kundenspezifischen Grossanlagen werden bis heute durch Ideen der Nuovo AG in langjähriger Zusammenarbeit mit einem regionalen Entwicklungsbüro zu Papier gebracht und in der eigenen Werkstätte produziert, montiert und in Betrieb genommen.

Die zur Ei AG gehörende Produktionsfirma Nuovo Color AG in Pfäffikon bietet etliche Färbemöglichkeiten – von klassischen Farben bis hin zum Motiv- und Logodruck. In Spitzenzeiten werden dort bis zu 60'000 Eier pro Tag gefärbt.

Führend in der Eierbeschriftung

Mitte der 1990er-Jahre kamen die ersten Eierbeschriftungsgeräte hinzu, nachdem der Handel von den Eierproduzent:innen verlangte, ihre Eier mit Produzentennummer und Legedatum zu versehen. Die Nuovo AG, die seit 2021 von Sohn Fabian Isler in zweiter Generation geleitet wird, ist bis heute führend in der Eierbeschriftung. Selbst die wasserbasierenden Lebensmittelfarben und die Druckpatronen sind das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit der Nuovo AG.

In Pfäffikon ZH wurde die erste Eierfärbmaschine mit Sprühtechnik erfunden. Bild: Nuovo AG

Gefragte Zürioberländer Qualität

Jährlich verlassen mehrere Hundert Beschriftungsgeräte die Produktion in Pfäffikon, wovon 95% in den Export gehen. «Es gibt zwar mittlerweile Kopien aus Fernost, doch die erreichen unsere Qualität noch nicht.» Das sei auch der Grund, warum die Kundschaft bereit sei, einen etwas höheren Preis zu bezahlen. «Wir produzieren bewusst in der Schweiz und beziehen auch diverse Teile aus der Region und der Schweiz. Unsere Geräte haben eine deutlich längere Lebensdauer und sind wartungsarm. Das zahlt sich für die Kunden aus», sagt Fabian Isler.

Die hochmoderne Anlage färbt die Eier unmittelbar nach dem Kochprozess. Bild: Nuovo AG

Vom Bio-Huhn zum gefärbten Osterei

Eine Kundin von Nuovo AG ist die hosberg AG in Rüti ZH. hosberg – seit 2014 leidenschaftliche Regionalprodukte-Produzentin – ist mit mehr als 100 Millionen verarbeiteten Eiern pro Jahr die grösste Vermarkterin von Bio- und Demeter-Eiern in der Schweiz. Zu den 190 Lieferant:innen zählen 15 aus dem Zürioberland. 2022 wurden unter der Produktemarke «us em Zürioberland» 1,3 Millionen Eier vertrieben. Die Standortförderung Zürioberland unterstützt die Produzent:innen unter anderem bei der Vermarktung.

Bei hosberg werden die angelieferten Eier maschinell sortiert, anschliessend gelagert und dann in der vom Handel benötigten Menge zu Nuovo Color nach  Pfäffikon gefahren, wo sie gekocht und gefärbt werden. Von da gehen die Eier zu den Händlern, wo sie zum Beispiel als Picknick-Eier in individuelle Verpackungen kommen und anschliessend den Weg in die Regale und zu den Konsument:innen finden.

Dieser Beitrag ist im aktuellen Zürioberland MAGAZIN vom 31. März 2023 der Standortförderung Zürioberland (SZO) erschienen. Das Magazin erscheint zweimal im Jahr und kann im Gratis-Abo bestellt werden. www.zuerioberland.ch/magazin

Standortförderung Zürioberland

Der Verein Standortförderung Zürioberland setzt sich für ein lebenswertes, attraktives und wettbewerbsfähiges Zürcher Oberland ein. Zu den über 300 Mitgliedern zählen Gemeinden/Städte, Unternehmen, Kulturschaffende sowie Vereine und Verbände.

Der Verein engagiert sich für ein nachhaltiges Wachstum in den drei Dimensionen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft und vereint die Geschäftsfelder Wirtschaft, Tourismus, Kultur & Gesellschaft und Regionalprodukte im Sinne der integrierten Standortförderung. www.zuerioberland.ch

sardona24/Giacinto In-Albon, Standortförderung Zürioberland / Barbara Tudor