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Kanton St. Gallen
12.04.2023
12.04.2023 13:51 Uhr

Friedli verteilt Bratwürste und wird kritisiert

Friedli schenkt Bier und Bratwürste aus
Friedli schenkt Bier und Bratwürste aus Bild: Twitter Andrin Monstein
SVP-Ständeratskandidatin Esther Friedli half am Karsamstag beim Heimspiel des SC Brühl beim Verteilen von Bratwürsten. Ihr Auftritt im Paul-Grüninger-Stadion sorgt für Kritik.

Der SC Brühl fieberte aus vielen Gründen auf die Partie gegen den FCSG II hin: Es war Derby-Tag, Brühl spielte im Heimstadion, konnte seine Serie ohne Punkteverlust auf zehn Spiele erhöhen und gutes Wetter lockte viele Zuschauer an (stgallen24 berichtete) Die Vorfreude wurde bestätigt, als 1450 Fans dem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden der Brühler gegen den St.Galler Nachwuchs beiwohnten.

Für Aufregung sorgt nun aber der Auftritt von Esther Friedli neben dem Spielfeld. Ralf Klingler von der Verwaltungs- und Trauhand AG (VTAG) und Hauptsponsor des SCB spendierte den Gästen Wurst und Bier. Zeitweise half ihm SVP-Ständeratskandidatin Esther Friedli dabei und verteilte die Verpflegung.

Auf Social Media wird kritisiert, dass ein SVP-Mitglied sich so in einem Stadion zeigt, das nach einem Retter von jüdischen Flüchtlingen benannt wurde – und sich Friedlis Auftritt mitten im Wahlkampf vor dem zweiten Durchgang der Ständeratswahlen ereignete.

Der SC-Brühl-Präsident Christoph Zoller äussert sich im Interview mit dem «Tagblatt» dazu. Er stellt klar, dass Esther Friedli als Privatperson bei der Partie war und als Bekannte von Ralf Klingler hinter dem Verteilstand half.

Insbesondere auf Twitter äussern sich Nutzer empört und verweisen auf den geschichtsträchtigen Hintergrund des PSG-Stadions: «Was hätte wohl Paul Grüninger dazu gesagt?», twittert GLP-Kantonsrat Andrin Monstein. Ein anderer antwortet: «Paul Grüninger würde toben vor Wut».

Zoller meint dazu: «Der SC Brühl ist statutengemäss politisch und konfessionell neutral.» So werde auch niemandem den Zutritt ins Stadion verwehrt. Der Präsident des Clubs betont, dass Friedli als Privatperson das Stadtderby besucht habe und bei den letzten Stadtratswahlen ebenfalls Kandidaten im PSG-Stadion aufgetaucht seien.

«Dass man uns jetzt einen Strick drehen will, weil Esther Friedli hier war, ist schade», bilanziert Christoph Zoller zu den Reaktionen im Netz.

Das PSG-Stadion und sein Namensgeber

Paul Grüninger (1891-1972) war ein St.Galler Spieler des SC Brühl, wurde dort Schweizer Meister und präsidierte den Verein später. Als Polizeihauptmann rettete er Tausende jüdische und andere Flüchtlinge vor dem Holocaust. Aufgrund dieser Tat wurde Grüninger vom Polizeidienst 1939 suspendiert, verurteilt und fand keine Festanstellung mehr. Er starb verarmt und wurde 1993 auf das Wirken seiner Nachkommen hin von der St.Galler Regierung politisch rehabilitiert.

pd/stgallen24/rheintal24