Dort trafen wir die Politologin und Gastronomin unmittelbar nach der CS-Debatte und vor dem nächsten "Esther bi de Lüt"-Auftritt, der gleichentags - zusammen mit alt Bundesrat Ueli Maurer - in Wangs auf dem Programm stand.
Frau Friedli, Sie machen einen gut gelaunten und voll motivierten Eindruck. Keine Kopfschmerzen nach der CS-Debatte?
Esther Friedli: "Nein, ich bin fit und habe in der Zwischenzeit schon wieder vieles erledigen können. Aktuell treffen laufend Meldungen von Menschen ein, die mir mitteilen, dass sie bereits gewählt haben und das Stimmcouvert morgen auf die Post bringen werden."
Und was gibt es zum CS-Desaster zu sagen?
„Wir müssen jetzt definitiv dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Diese Verantwortung haben wir gegenüber dem Schweizer Volk. Dazu gehören klaren Regeln zur Vermeidung von „Too-Big-to-Fail“, ein Trennbankensystem und klare Regeln zur Boni-Unkultur. Zudem ist es wichtig, dass die jetzigen und früheren CS-Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Enttäuscht bin ich darüber, dass der Ständerat nicht mitgeholfen hat, klare und wirkungsvolle Bedingungen an die CS-Milliarden zu knüpfen. Daher hat der Nationalrat die Gelder auch abgelehnt. Damit ist auch klar geworden, dass es im Ständerat Vertreterinnen und Vertreter braucht, die nahe bei den Bürgerinnen und Bürgern und unabhängig sind.“
So wie Sie?
„Ja, ich fühle mich nur den Bürgerinnen und Bürger verpflichtet. Unabhängigkeit ermöglicht es, Probleme an den Wurzeln zu packen und Lösungen zu finden, ohne dass man auf irgendwelche Abhängigkeiten Rücksicht nehmen muss.“
Spüren Sie das auch bei Ihrem beinahe täglichen Austausch mit der Bevölkerung in unserem Kanton?
"Ja, ich nehme die Sorgen und Ängste der Menschen ernst und werde mich bei einer Wahl in den Ständerat noch stärker für sinnvolle Lösungen und deren schnelle Umsetzung einsetzen können. Ständerat Beni Würth, der viel Erfahrung aus dem urbanen Umfeld mitbringt, und ich - mit stärkerem Bezug zum ländlichen Raum - würden uns dabei bestens ergänzen."
Welche Themen beschäftigen denn St.Gallerinnen und St.Galler in den verschiedenen Regionen? Was bekommen Sie zu hören?
"Dazu kann ich ein paar Beispiele nennen. Es gibt zum einen rein regionale Themen wie im Sarganserland, welches unter der Ausbreitung der Wölfe leidet. Hier werde ich mich für eine rasche Inkraftsetzung des neuen Jagdgesetzes einsetzen. Wer will schon eine vom Wolf gerissene Hirschkuh in seinem Garten finden wie es vor Kurzem in Mels der Fall war. Wie auch andernorts wird das Rheintal von Verkehrssorgen geplagt.
Die Menschen dort wünschen sich endlich eine Lösung für die Verbindung ins Vorarlbergische und damit eine Entlastung für Diepoldsau. Dafür müssen wir den Weg ebnen. Praktisch flächendeckend macht sich die Bevölkerung Sorgen über das starke Bevölkerungswachstum aufgrund der Zuwanderung - mehr als 200'000 Personen allein im letzten Jahr. Diesbezüglich wünschen sich viele, dass man in Bern einen Riegel schiebt.
Insbesondere wegen den zahlreichen negativen Folgeerscheinungen im Schatten dieser Entwicklung. Das Asylwesen stellt viele Gemeinden vor grosse Herausforderungen, Wohnraum wird knapper und in städtischen Gebieten wie St.Gallen, Rapperswil-Jona, Gossau und Wil bereiten der zunehmende Verkehr, aber auch die Sicherheitslage an den Bahnhöfen Sorgen. Es ist Zeit zu handeln."