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Fluch und Segen: Der Biber breitet sich aus

Die Biber sind in St.Gallen zurück.
Die Biber sind in St.Gallen zurück. Bild: shutterstock.com
Innert 17 Jahren schnellte die Biberpopulation in St.Gallen in die Höhe, mittlerweile leben schweizweit am zweitmeisten Nager hier. Was ein Plus für die Biodiversität ist, beherbergt auch Konfliktpotenzial.

Ein einziger Biber bevölkerte den gesamten Kanton St.Gallen im Jahr 2006. Heute sind es über 400. Seine Artgenossen stiessen im Laufe der Jahre insbesondere vom Thurgau über die Kantonsgrenze und liessen die Zahlen über 17 Jahren in die Höhe schnellen.

Erfreulich ist das für die oft thematisierte Biodiversität. In der Stadt St.Gallen wird um jede Grünfläche gekämpft, Bienenwiesen erstellt und im Rheintal setzen sich zahlreiche Aktionen gegen Neophyten ein.

Biber-Paradies im Rheintal

Aus diesem Blickwinkel empfängt St.Gallen die Nager mit offenen Armen. Biber befruchten die Biodiversität, erschaffen Feuchtlebensräume für andere Spezies und helfen gegen anhaltende Trockenheit. Und auch seitens der Biber dürfte die Freude über die Siedlungsfläche St.Gallen gross sein. Die flachen Lebensräume in der Bodensee-Region sind prädestiniert, um die eigenen Reviere zu erstellen.

Zu diesem Biber-Paradies gehört vor allem das Rheintal. Nebst abgenagten Baumstümpfen zieren also Dämme die regionale Gewässergegend. Damit verbunden ist das Risiko, dass bewirtschaftete Felder überflutet werden können oder Bewässerungssysteme gestört werden. So gesehen hält sich die Freude der Bauern über die zusätzlichen Säugetiere in Grenzen.

Dämme könnten einige Zentimeter abgesenkt werden. Bild: Adobe Stock/Archiv

Entstehen solche Konflikte, vermittelt der Kanton zwischen Tier und Mensch. Die Situation wird unter Einbezug von jeglichen Faktoren und Bedürfnissen aller Beteiligten eingeschätzt. Wie gross ist die betroffene Biberfamilie und wie gravierend sind die Auswirkungen für den Menschen?

Kleines Tier, grosse Wirkung

Letztere können durch einen einzigen Biber bereits verheerend sein. Der Rheintaler Wildhüter Josef Koller erklärt gegenüber dem «St.Galler Tagblatt»: «Wenn das Abflussniveau der Drainagen der Melioration im Promillebereich liegt, kann eine kleine Stauung bereits mehrere hundert Meter zurück und in die Drainagen hinein stauen.»

Die nötigen Massnahmen – allenfalls muss der Damm entfernt werden – werden nur mit dem Einverständnis von Umweltverbänden wie Pro Natura oder WWF vollzogen. Solche Entscheidungen werden künftig zweifelsfrei anstehen. Allerdings dürfte das Ausmass überschaubar sein, denn die Biberpopulation wird sich von Natur aus sättigen. Ein exponentieller Anstieg bis in weiteren 17 Jahren ist also nicht zu befürchten.

sir/stgallen24