Cup-Match auf der Aegeten. FC Widnau gegen den FC St.Gallen. Das hiess ein Verein aus der 2. Liga Interregional gegen den Vertreter der Super League und ältesten Fussballklubs auf dem Kontinent. Das hiess David gegen Goliath. Und beinahe hätte David dem Goliath ein Haxerl gestellt. Doch letztlich gewannen die Grün-Weissen mehr als verdient.
Widnau machte es spannend – nur 2:1 für FC St.Gallen
Temporäre Tribünenanlage
Lautstarke Fangesänge auf der Aegeten. Hat es das je schon einmal gegeben? Was die St.Galler Fanszene da aufführte, war eindrucksvoll. Eindrucksvoll aber auch die Kulisse mit der über 1000 Sitzplätze bietenden temporären Tribünenanlage. Eindrucksvoll auch die Leistungen der beiden Teams, die den Temperaturen von etwa 34 Grad Celsius trotzten.
Es war wieder ein richtiges, ein grossartiges Fussballfest. Mit 6350 Zuschauern, einer Riesenstimmung, einem attraktiven Spiel und viel Spannung. Die der formidablen Leistung der Blau-Weissen geschuldet war. Die Lüchinger-Schützlinge lieferten einen echten Cupfight mit grenzenlosem Einsatz. Konnten phasenweise auch spielerisch mithalten. Und wurden nach dem Abpfiff bei einer Ehrenrunde von den Zuschauern gefeiert, als ob sie gewonnen hätten.
Mut der Verzweiflung
Alles in allem haben sich die Blau-Weissen gut verkauft, mussten aber je länger das Spiel dauerte dem nicht zu leugnenden Qualitätsunterschied zu den Super-League-Profis Tribut zollen. Ein Qualitätsunterschied, der in der ersten Halbzeit mit dem Mut der Verzweiflung wettgemacht wurde. Die Widnauer grätschten und tackelten, als ob es kein Morgen gäbe. Und schafften es mit ihrer aktiven Spielweise, mehr als gut über die Anfangsphase zu kommen.
Und in der 19. Minute geschah das Unfassbare. Kevin Egbon flankte von der linken Aussenbahn in Richtung der rechten äusseren Ecke des Strafraums, wo Timo Faleschini mit eingelegtem Turbo angerauscht kam und mit einem unglaublichen eingesprungenen Volleyschuss den Ball in die Maschen jagte. FCSG-Goalie Lukas Watkowiak konnte dieser Kanone nur mehr hinterherschauen. 1:0 Führung für den Underdog FC Widnau.
Keine Offenbarung
In der gesamten ersten Halbzeit war die Offensivleistung der Espen keine Offenbarung, sondern kann nur als mässig bezeichnet werden. Was allerdings zu einem guten Teil am jungen Leo Hetzel im Tor der Blau-Weissen lag, der eine phantastische Leistung zeigte und alles hielt, was irgendwie zu halten war. Trainer Andreas Lüchinger hatte ihm fairerweise den Vorzug vor Maximilian Lang gegeben, da Leo Hetzel mit seinen guten Leistungen Ende der Vorsaison den Aufstieg in die Cup-Hauptrunde und damit das heutige Spiel erst möglich gemacht hatte.
Nach der Pause war der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Teams dann deutlich zu sehen. Die St.Galler Profis konnten in der glutheissen Stadionatmosphäre konditionell ganz einfach länger durchhalten. Widnau war jetzt hinten eingeschlossen und konnte sich nur noch selten ausserhalb der eigenen Spielhälfte sehen lassen. So kam es, wie es kommen musste.
Offensivbemühungen standgehalten
Der baumlange, und alle seine Gegenspieler um Haupteslänge überragende Abdoulaye Diaby konnte eine Flanke von links mühelos per Kopf ins Netz expedieren. Zum Ausgleich in der 53. Minute. Die Aegetenboys gaben aber nicht auf, sondern hielten weiter tapfer den St.Galler Offensivbemühungen stand. Nur das 2:1 für die Espen in der 71. Minute konnten sie nicht mehr verhindern. Für einmal stand Chadrac Akolo Ababa ungedeckt am Elfmeterpunkt, erhielt den Ball und schoss trocken ein. Goalie Hetzel hatte nicht die geringste Chance.
«Sie haben es uns unglaublich schwergemacht!», so FCSG-Präsident Matthias Hüppi nach dem Match, «ein grosses Lob für den FC Widnau. Sowohl für die sportliche Leistung, wie auch für die Organisation dieses grossen Fussball-Events.»
Matchtelegramm 20.08.2023
Schweizer Cup, 1/32 Final
FC Widnau – FC St.Gallen 1:2 (1:0)
Aegeten – 6000 Zuschauer – SR Nico Gianforte (sehr gut)
Tore: 19. Falescnini 1:0, 52. Diaby 1:1, 71. Akolo 1:2.
FC Widnau: Hetzel; Faleschini, Ivic, Liechti, de Almeida; D´Amico, Tüccar (67. Massari), Andrade (58. Walt), Lässer (77. Shala); Egbon (58. Cabezas), Thönig (77. Barboza).
FC St.Gallen: Watkowiak; Sutter, Vallci, Diaby, Schmidt (54. Okoroji); Fazliji, Görtler, Van der Venne (74. Stevanovic), Schubert (74. Witzig); Geubbels (47. Von Moos), Akolo (74. Möller).
Gelbe Karten: keine.