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«NZZ» lässt HSG-Skandale Revue passieren

Wolken über der HSG. Werden die Ereignisse der letzten Jahre wirklich aufgearbeitet?
Wolken über der HSG. Werden die Ereignisse der letzten Jahre wirklich aufgearbeitet? Bild: Matilda Good
An der berühmtesten Wirtschaftshochschule der Schweiz rumort es gewaltig. Es ist von Gefälligkeiten, Spesenmissbrauch und Interessenskonflikten die Rede.

Es wäre eigentlich ein Festjahr für die legendäre Universität St.Gallen (HSG). Sie zelebriert ihren 125. Geburtstag und damit ein wichtiges Stück Schweizer Bildungs- und Wirtschaftsgeschichte.

Doch ins Jubiläum mischen sich Misstöne. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» in ihrer Montagausgabe auf zwei Seiten flächendeckend und schonungslos schreibt, sei ausgerechnet das Erfolgsmodell, die Nähe zur Privatwirtschaft, zum Problem für die HSG geworden: «Mehrere Skandale haben die Universität erschüttert».

Der Fall Vincenz

Am meisten zu reden gab der Fall von Pierin Vincenz und der Raiffeisenbank, deren Präsident der HSG-Professor Johannes Rüegg-Stürm war. Überdies kamen mehrere Fälle von Spesenmissbrauch ans Licht.

Die NZZ dazu: «Diese Fälle rücken auch die besondere Organisation der Universität St.Gallen in den Fokus. Deren Institute geniessen eine hohe Autonomie und generieren einen Grossteil ihrer Ressourcen über Drittmittel selber».

Das gebe ihnen Freiheit und Flexibilität, zugleich erhalten die Institutsleiter ausserordentlich viel Macht. Verstärkt werde diese dadurch, dass Professoren zu Nebenjobs in der Privatwirtschaft ermuntert werden: «Die Grenzen zwischen akademischer und privater Tätigkeit sind dabei oft nicht klar».

Politik wird aktiv

Die HSG hat in der jüngeren Vergangenheit diverse Ombuds- und Beratungsstellen sowie eine Meldestelle für Missstände geschaffen.

Auch die St.Galler Politik ist aktiv geworden. Sie plant eine Revision des Universitätsgesetzes, die den Ansprüchen an Transparenz und Governance besser Rechnung tragen soll.

Der Neue ist ein «Alter»

Ob die HSG die notwendigen Reformen umsetzen wird, hängt nicht zuletzt von der künftigen Universitätsleitung ab. Im Februar 2024 übernimmt Manuel Ammann das Rektorat von Bernhard Ehrenzeller.

Für die Nachfolge von Ehrenzeller hat die HSG zwar erstmals auch externe Bewerbungen zugelassen. Mit Ammann kommt nun aber wieder ein HSG-Eigengewächs an die Spitze. Und die Gefahr steht im Raum, dass ausgerechnet der Neue die alte Führungskultur konserviert.

Thomas Renggli