Andrija Straka ist Spezialist für Vintage-Bekleidung. Vor rund dreieinhalb Jahren machte er sich in diesem Bereich selbstständig und betreibt das Bekleidungsgeschäft Soki Noki in Schaffhausen. Seit Anfang dieses Jahres ist er an der Sporrengasse 4 einquartiert. Für den «Bock» verfasst er regelmässig Mode-Tipps zu aktuellen Themen mit dem Augenmerk auf Nachhaltigkeit.
Herbstzeit ist Schichtenzeit
«Hurra, der Herbst ist da!», tönt es alljährlich aus den Modezeitschriften. Der Herbst ist die Jahreszeit, in welcher modebewusste Menschen voll auf ihre Kosten kommen. Es ist noch nicht so kalt, sich vollkommen vermummen zu müssen, stattdessen nimmt mit jedem Blatt weniger auf dem Baum eine Kleiderschicht zu. Es ist Layers- (Schichten) Saison. Die Tage werden kürzer, alles neblig und grau. Genau jetzt sind erdige und warme Töne wohltuend fürs Auge. Eine ideale erste Schicht ist zum Beispiel ein langärmliges, enganliegendes Shirt aus Baumwolle oder Merino. Ebenso eignen sich leichte Rollkragenpullover. Darüber schlicht ein Hemd oder in unserem Fall etwas Ausgefalleneres, ein Karo-Cape. Ein idealer Herbstbegleiter.
Von Wolle bis Leder
Ebenso ist eine Weste eine sehr gute Wahl für eine weitere Layer. Hierbei kann einfach eine Jeansjacke entärmelt oder eine Daunenweste verwendet werden. Was ist mit Leder? Ja, sehr gerne. Eine Lederjacke ist ideal für den Herbst. Ein Wollpullover oder Innenfutter geben warm, das Leder schützt vor Feuchtigkeit und leichter Nässe. Leder ist als Jacke, Hose, Hemd oder Weste immer ein Augenschmaus. Abends dunkel und glatt, tagsüber Wildleder in erdigen Farben.
Weisse Sneakers im Schrank lassen
Als dritte Schicht eignen sich weite Mäntel und generell nicht allzu dicke Jacken. Warme Socken und schöne Lederschuhe runden den Look ab. Beim Thema Schuhe lade ich die Leute ein, sich nach Alternativen zu Sneakers umzuschauen. Weisse Sneakers im Herbst sehen bald nicht mehr gepflegt aus und sollten lieber bis zum Frühling im Schrank bleiben. Geeigneter sind elegante Loafers, die sich ideal zu formellen und informellen Anlässen tragen lassen.
Das Sahnehäubchen im Herbst ist die Kopfbedeckung. Hier kann man durchaus experimentieren und mutig sein. Ein Hut ist dem Herbstwind stärker ausgesetzt und deshalb nicht so komfortabel zu tragen wie Mützen in allen Variationen. Auf dem Velo ist ein farblich abgestimmtes Stirnband praktischer. Praktisch muss nicht generell unmodisch sein. Immer mehr Designhäuser haben den Trend erkannt und geben der Funktion der Kleidung mehr Gewicht.
V-Ausschnitt ist angesagt
Auch im Herbst können bereits getragene Kleider ideal zur neuen Garderobe kombiniert werden. Cord, Wolle und Leder überleben Jahrzehnte nahezu unversehrt. Diesen Herbst sind klassische V-Ausschnitt-Pullover sehr angesagt. Der «Old Money»-Look ist zurück. Auch der ärmste Schlucker möchte nach altem Geld aussehen. Hier empfehle ich immer wieder das gleiche Brocki für kleines Budget oder viel Zeit und sonst Vintage- und Secondhand-Läden für gezielteres und hochqualitatives Einkaufen. Tendenziell geht der globale Trend wieder mehr Richtung Klassik, einfach neu interpretiert. Leider sind die Trainingshosen seit Corona eine modische Plage an Schulen, an Homeoffice-Tagen auch auf dem Markt, im Restaurant oder am Glühweinstand.
Locker bleiben, der Winter kommt bald und alle Modemuffel dürfen sich bald wieder einwickeln und im modischen Winterschlaf auf den Frühling warten. Für alle anderen heisst es: Maronibrater anziehen und zum neuen modischen Stern im dunklen Herbstnebel aufsteigen. Viel Erfolg.