Mittwochmittag beim Feuerwehrdepot in Sargans, 24 Stunden nachdem ein Lastwagenfahrer den sechsjährigen Knaben beim Einbiegen in die Rheinstrasse übersehen und tödlich verletzt hatte. Schulkinder wie Erwachsene machen Halt an der Unfallstelle, an der inzwischen unzählige Kerzen brennen. Weitere Kerzen oder andere Gegenstände werden dazugestellt. Die Anteilnahme, die auf diese Art ausgedrückt wird, ist enorm.
Allein weitergefahren
Hanspeter Krüsi, Kommunikationsverantwortlicher bei der Kantonspolizei St. Gallen, bestätigt auf Anfrage Informationen von «Sardona24», wonach der Bub nur Minuten vor dem Zusammenprall mit dem Lastwagen in einen anderen Unfall verwickelt war. Er sei auf dem Fussgängerstreifen beim Manor von einem Auto leicht touchiert worden. Dabei sei der Knabe gestürzt, aber von selber wieder aufgestanden und – gemäss Krüsi unverletzt – mit seinem Kickboard weitergefahren Richtung Schwefelbadkreuzung. In jenem Bereich kam es dann zum tödlichen Unfall.
In Sargans und weit darüber hinaus ist das tragische Ereignis am Tag danach das grosse Diskussionsthema. Wie ist die Schule Sargans damit umgegangen? Bernhard Hauser spricht vom traurigsten Tag in seinen 15 Jahren als Schulratspräsident. Sie hätten diverse Angebote für psychologische Betreuung erhalten, hätten die Situation aber grossmehrheitlich mit eigenen Kräften – und starkem Einbezug der Schul-sozialarbeit – handhaben können. Die Lehrkräfte hätten den Schülerinnen und Schülern Raum gegeben zum Reden über das Geschehene. In jedem Schulhaus sei ein Bild des Verstorbenen platziert worden, um Anteil nehmen zu können. Hauser lobt das sehr gute Verhältnis der Lehrkräfte zur Schülerschaft, die gerade in einem derart schwierigen Moment eindrücklich zum Tragen gekommen sei.
Er und Gemeinderatspräsident Jörg Tanner hätten die betroffene Familie gestern Vormittag besucht, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Auch in die Lehrerzimmer seien sie gegangen. Hauser weiss um die vielen Kerzen, die beim Schwefelbad niedergelegt werden. Dies sei ein Zeichen der Anteilnahme seitens der Bevölkerung.
Grosseinsatz für das regionale Care Team
Für das Care Team Psychologische Erste Hilfe des Kantons St. Gallen bedeutete der tödliche Unfall in Sargans einen Grosseinsatz mit fünf Personen. Das sei immer dann nötig, wenn unterschiedliche Kreise betroffen seien. Thomas Meier, Co-Leiter der kantonalen Organisation, erwähnt in diesem Zusammenhang die Angehörigen, Kinder und andere Passanten, die den Vorfall miterlebt hätten, die unfallverursachende Person sowie die Rettungskräfte (Feuerwehr, Polizei usw.). Hauptaufgabe des Care Teams sei, zu beruhigen, die Menschen wieder zurück in den Alltag zu bringen.
Der Begriff Erste Hilfe sei wortwörtlich zu verstehen, erklärt Meier. Das Care Team sei nur so lange vor Ort, wie seine Dienste benötigt würden. Eine Mitarbeiterin habe im konkreten Fall nach dem Einsatz auf der Unfallstelle bei der Schwefelbadkreuzung in der Schule Unterstützung geleistet.
Und wenn es «mein Kind» wäre?
Für viele Menschen weit über Sargans hinaus ist das Geschehene unfassbar, wie verschiedene Gespräche, die die Redaktion geführt hat, zeigen. Es wühlt auf, weil Weihnachten vor der Tür steht, weil auch «mein Kind» betroffen sein könnte, wie sich besorgte Eltern äussern.