Es war kein gutes Jahr für die Fussballfans aus der Region, die sich auch für den internationalen Fussball interessieren. Weder die Schweizer Nati, noch Borussia Dortmund – das erste Mal seit zwölf Jahren – oder ein anderes internationales Topteam weilten für ein Trainingslager in Bad Ragaz. Schon früh war aber bekannt, dass die portugiesische Nationalmannschaft vor ihrem EM-Qualispiel Mitte November in Vaduz gegen Liechtenstein im Bad Ragazer Luxushotel nächtigen wird.
Kommt er oder nicht?
Portugals Nati, das heisst bei vielen: Mega-Superstar Cristiano Ronaldo und noch ein paar andere. Der seit Januar in Saudi-Arabien seinen Vor-Ruhestand geniessende fünfmalige Weltfussballer sorgt auch mit 38 Jahren noch für Schnappatmung bei seinen Fangirls und -boys. «Fans drehen in Bad Ragaz wegen Ronaldo durch», titelte beispielsweise der «Blick». Verwackelte Handybilder von kreischenden Fans machten die Runde. Kurzum: Ausnahmezustand im Kurort.
Ein gefundenes Fressen auch für den «Sarganserländer», könnte man jedenfalls meinen. Hautnah waren zwei «Abgesandte» einst dabei, als Justin Bieber mit dem Motorrad über den Highway, äh die Maienfelderstrasse brauste – zwar hinter ihrem Rücken, aber immerhin. Oder als die BVB-Stars plötzlich im McDonald’s in Mels speisten. Nur dieses Mal klappte gar nichts. Das fing schon damit an, dass ein Redaktionsmitglied mit verschwörerischer Miene erzählte, dass der grosse Ronaldo gar nicht mit dem Team nach Ragaz fahren werde, sondern direkt am Tag danach von Lissabon nach Vaduz. Das werde so in Liechtenstein «grüchtlet», hiess es vom Betreffenden weiter. Wer das sagte, wird an dieser Stelle nicht verraten, es wäre einfach unfair unserem «Redaktionswelpen» gegenüber.
Dass die Portugiesen erst am Tag vor dem Spiel in die Schweiz reisten und die Ankunftszeit in Bad Ragaz nicht bekannt war, kam der «Operation Ronaldo» auch nicht entgegen. Ebenso, dass der Sportredaktor ausgerechnet an jenem Abend noch Abschlussdienst schob.
Deshalb erbarmte sich die ehemalige Justin-Bieber-fast-Paparazza, kurz ums Grand Resort zu spazieren. «Kein Mensch da», schrieb sie am frühen Abend, nachdem sie (sich an Justin erinnernd) Parkplätze und Hintereingänge inspiziert hatte, und kehrte wieder um. Zwei Stunden später war das Netz voll mit kreischenden Fans beim Hoteleingang. Das hatte inzwischen auch der diensthabende Sportredaktor herausgefunden. Hektisch durchforstete dieser nämlich an jenem Abend alle möglichen Social-Media-Profile der portugiesischen Stars, ehe er mit detektivischem Spürsinn herausfand: «Ronaldo ist doch mit dem Team nach Zürich geflogen!». Zu spät.
Nächster Versuch am Tag danach. Nach dem Interview mit Nicole Good versuchte sich der Sportredaktor als «Paparazzo». Wieder gähnende Leere vor dem Hotel, nur zwei pro forma aufgestellte Gitter deuteten auf Aussergewöhnliches hin. Kaum abgerauscht, erhaschte TV Ostschweiz den vom Balkon winkenden Ronaldo und die durch Ragaz spazierenden Nationalspieler.
Vielleicht lacht uns das Glück nächstes Jahr. Wir bleiben jedenfalls am Ball.