Aus den 25 Wettbewerbseingaben hat die Filmkommission die vier überzeugendsten Geschichten mit den Titeln «Content Family» von Florian Hinder (Zürich), «S'Hatili» von Raphaela Wagner (Trübbach), «Stadt ohne Versteck» von Sabine Birrer (Rickenbach SO) und «Zäune» von Adrian Perez (Zürich) für die Auszeichnung und Würdigung ausgewählt. Die Jury sieht in diesen vier Ideen am meisten Potenzial und Innovation.
«Stadt ohne Versteck» von Sabine Birrer (Rickenbach SO)
In der Fantasy-Erzählung «Stadt ohne Versteck» erzählt die Autorin Sabine Birrer vom Stiftsbibliothekar Leano Altherr, der eines Tages aus seiner Routine gerissen und in ein fast schon magisches Abenteuer hineingezogen wird. Denn seine Assistentin Ilaria Werner verschwindet mitten in der Nacht beim Polieren eines Narwalzahns. Altherr ist der letzte Mensch, der sie gesehen hat. Laut Google ist der Zahn eigentlich der Zauberstab eines dunklen Herrschers, doch kann das wirklich sein?
Die phantasievolle Filmidee über den Stiftsbibliothekar, der hin- und hergerissen zwischen Magie und Wissenschaft, zwischen Vergangenheit und Zukunft und zwischen den unendlichen Informationen aus dem Internet und dem guten alten Wissen aus Büchern ist, überzeugte die Jury als Grundlage für ein verspieltes Fantasy-Treatment.
«S'Hatili» von Raphaela Wagner (Wartau)
Raphaela Wagners Kurzspielfilm «Saitenstich» wurde im Rahmen der Preisverleihung 2022 gezeigt. Diesmal gewinnt sie mit ihrem «Hatili» einen der vier Preise. «S'Hatili» ist die Geschichte über ein 14-jähriges Mädchen, das 1816 während des Ostschweizers «Jahr ohne Sommer» gegen alle Rückschläge versucht, ihre Familie vor dem Hungertod zu bewahren, basierend auf einer wahren Geschichte von Walter Rotach.
Die Emigrationsgeschichte über das starke Mädchen, das sich ins Elsass aufmacht, um dort Arbeit zu finden und ihre Familie so vor dem Hungertod zu bewahren, überzeugte die Jury mit der zentralen Frauenfigur und dem historischen Stoff der Hungersnot in der Ostschweiz, das ein hohes Vermittlungspotenzial bietet.
«Zäune» von Adrian Perez (Zürich)
«Zäune» von Adrian Perez beschreibt den inneren Konflikt einer Frau auf eindrückliche und unkonventionelle Weise. Alles dreht sich dabei um die Maria Müller, die als Mediensprecherin für das fiktive HSG-Start-up-Unternehmen «Green Capital» arbeitet. Doch so sauber wie die Firma ihre Investitionen in erneuerbare Energien verkauft, sind diese wohl nicht.
Als ein erneuter Umweltskandal ans Licht kommt, muss Maria Müller das grüne Image ihrer Firma sowohl gegen aussen als auch in ihrem familiären Umfeld vertreten, was ihr bald über den Kopf zu wachsen scheint. Zum Glück bekommt sie mit dem Assistenten Edi ein bisschen Entlastung. Doch ist Edi wirklich, was er scheint? Oder ist er eher ein Auswuchs von ihrem schlechten Gewissen? Die raffiniert gesponnene Geschichte über Schuldgefühle und innere Konflikte bietet eine exzellente Grundlage für eine zukünftige filmische Umsetzung.
«Content Family» von Florian Hinder (St.Gallen)
Der St.Galler Florian Hinder beschreibt in «Content Family» das zwanghafte Festhalten einer Familie an ihrem einstigen Erfolg mit ihrem Youtube-Channel. Gegen aussen in ihren SwissFam-Vlogs inszeniert sich die St.Galler Familie perfekt, doch gegen innen scheint das Gebilde zu zerfallen, unter anderem wegen der Rebellion ihrer ältesten Tochter.
Aber auch sonst wird immer deutlicher, dass die erfolgreichen Tage ihres Channels wohl vorbei sind, wodurch sich die Familie immer mehr in einer Negativspirale zu bewegen scheint. Die als aktuelle Gesellschaftsstudie angelegte Idee beeindruckt die Jury und lässt viel Spielraum für eine gelungene Umsetzung.