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03.04.2024

Lokale Seilbahnbetriebe spannen bei der Lehrlingsausbildung zusammen

Wollen hoch hinaus: Drei Sarganserländer Unternehmen machen mit bei der Ostschweizer Verbundlehre, die Seilbahnlehren attraktiver gestalten soll.
Wollen hoch hinaus: Drei Sarganserländer Unternehmen machen mit bei der Ostschweizer Verbundlehre, die Seilbahnlehren attraktiver gestalten soll. Bild: Archiv Gianluca Volpe
Ab August wird der OSVS Lehrverbund Seilbahnlehren lanciert. Dabei arbeiten die Seilbahnbetriebe bei der Lehrlingsausbildung enger zusammen, um mehr Lehrstellen anzubieten und damit dem branchenweiten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Federführend sind dabei auch drei Betriebe aus dem Sarganserland.

Die meisten Jugendlichen, welche die Sekundarschule im Sommer abschliessen, haben bereits eine Lehrstelle oder sind zumindest intensiv auf der Suche nach einer. Dabei würden Ausbildungsplätze bei Bergbahnen, beispielsweise als Seilbahnerin oder als Seilbahnmechatroniker, gerne übersehen, sagt Roger Walser, Präsident und Geschäftsführer des Ostschweizer Verbands der Seilbahnunternehmungen (OSVS).

«Zum einen findet der Job bei einer Bergbahn zum grössten Teil draussen und in der Höhe statt und zum anderen verlangt er einem auch einiges an Flexibilität und Zuverlässigkeit ab», sagt Walser. Zudem sei der noch relativ junge Beruf bei den Jugendlichen noch eher unbekannt. «Trotzdem bin ich überzeugt, dass dieser Beruf vielseitig und attraktiv ist und zudem gute Zukunftsperspektiven bietet», so Walser. Lernende haben nämlich nach Abschluss der Ausbildung die Möglichkeit, sich zur Seilbahnfachperson weiterzubilden und als solche die Position eines technischen Leiters oder einer technischen Leiterin zu übernehmen.

Ein Drittel der technischen Leiter wird bald pensioniert

Den Seilbahnmechatroniker EFZ gibt es erst seit 2006 und er verbinde Faszination Technik, Naturerlebnis und Gästekontakt. Trotzdem habe man branchenweit Mühe, genügend Nachwuchs zu finden. Hinzu kommt, dass in den nächsten fünf Jahren schweizweit ein Drittel der technischen Leiter pensioniert werde.

Um also mehr potenziellen Lehrlingen den Job näherzubringen, hat das OSVS parallel zur schweizweiten Nachwuchskampagne eine Verbundlehre ins Leben gerufen. Eine Art Austauschprogramm für Lernende, wenn man so will. «Ein Novum in der Schweiz», wie Walser sagt. Dabei spannen 14 Seilbahnunternehmen und Industriebetriebe der Ostschweiz sowie Fachspezialisten für Elektronik und Sicherheit aller Grössenordnungen zusammen, um mehr Lehrlinge besser ausbilden zu können. So wird Lernenden von kleineren Betrieben die Möglichkeit geboten, mehr und grössere Bahnarten genauer kennenzulernen. Währenddessen profitieren die Lernenden bei Grossbetrieben von deren Erfahrungen im Alltag als Allrounder beim Kleinbetrieb.

«Mit dem Lehrverbund und den gebündelten Kräften können wir den Lernenden eine attraktive und hochstehende Lehre anbieten, bei dem der überregionale Austausch und die Kontakte unter den jungen Berufsleuten gepflegt wird», fasst Walser zusammen.

Sarganserland weniger betroffen

Laut dem OSVS-Geschäftsführer sei das Nachwuchsproblem in ländlicheren Gegenden wie dem Sarganserland weniger gross. Und trotzdem seien es auch die hiesigen drei grossen Seilbahnunternehmen (Pizolbahnen AG, Bergbahnen Flumserberg AG und Bartholet Maschinenbau AG) gewesen, die federführend für die im August startende überbetriebliche Lehrlingsausbildung waren.

Von einem guten Kontingent an Nachwuchs berichten auch die Bergbahnen Flumserberg AG (BBF). Die eine Lehrstelle sei besetzt und auch mit der Überalterung habe man keine Probleme. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir acht ausgebildete Seilbahnfachmänner im Alter zwischen 25 und 60 Jahren haben, welche die Aufgaben als technische Leiter offiziell ausführen dürfen», sagt Michael Ackermann, Bereichsleiter Bahnen und Technik sowie Vorstandsmitglied von Seilbahnen Schweiz.

Denn pro Betrieb sei mindestens ein Seilbahnfachmann oder eine -fachfrau gesetzlich vorgeschrieben. Trotzdem versuche man, qualifizierte Mitarbeiter für die Weiterbildung zu motivieren. So sei momentan bereits wieder ein junger Mann in der Weiterbildung zum Seilbahnfachmann.

Aber auch wenn man bei der BBF selbst gut aufgestellt sei, möchte das Unternehmen Lehrlingen aus der Ostschweiz mit dem Lehrverbund Türen öffnen. «Im Verbund sind wir die grösste Unternehmung, welche verschiedene Anlagentypen betreibt und auch Arbeiten bei den Nebenbetrieben, wie eine topmoderne Werkstatt oder den Pistenrettungsdienst, theoretisch und praktisch aufzeigen kann», sagt Ackermann.

Doppelt so viele Lehrlinge

Mit dem Lehrverbund will der Ostschweizer Seilbahnverband zusammen mit seinen Mitgliedsunternehmen in der Region Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein die Anzahl der Lernenden von heute zwölf bis in drei Jahren auf rund 24 verdoppeln.

Eine solche Steigerung hat sich die Bartholet Maschinenbau AG nicht auf die Fahne geschrieben, bei ihr gehe es vielmehr darum, die zwei bestehenden Lehrstellen pro Jahr immer besetzen zu können. Denn bei der Flumser Firma merkt man, dass das Interesse an handwerklichen Berufen gesunken sei. Und so würden mit weniger Schnupperlernenden stets weniger Bewerbungen einhergehen. Auch wenn das nicht jedes Jahr der Fall sei, habe man die Lehrstellen für den Sommer 2024 besetzen können. «Die Pensionierungswelle ist bei uns sicher ein Faktor. Momentan können wir diese Entwicklung noch mit den Jungen abfangen», sagt Alessandro Borghi, Leiter Berufsbildung bei der Bartholet Maschinenbau AG. Man rechne aber damit, dass sich das in naher Zukunft verschärfen werde. «Bei uns können wir den Lernenden aus anderen Betrieben die gesamte Herstellung von einer Seilbahn zeigen», erklärt Borghi, was die Bartholet zum Lehrverbund beisteuern kann. Währenddessen kann die Firma symbiotisch von mehr Aufmerksamkeit für den Beruf und ihre Lehrstellen profitieren.

Die «Grossen» helfen den «Kleinen»

Dass die neue Verbandslösung wohl eher dazu führt, dass die kleineren Seilbahnunternehmen mehr oder überhaupt Lehrstellen anbieten können, zeigt auch der Augenschein am Pizol. Dort werde man das Lehrstellenangebot momentan nicht erweitern. «Es ist uns wichtig, dass die Stellen attraktiv gestaltet werden und so auch die kleineren Bergbahnen Lernende ausbilden können», sagt Betriebsleiter Markus Oertle.

Sie als mittelgrosses Skigebiet könnten durch ihre überschaubare Grösse den Lernenden Einsicht in Bereiche von der Beschneiung über den Pistenrettungsdienst und den Kassenbereich bis hin zur Werkstatt der Pistenmaschinen bieten. All diese Bereiche würden zum Lehrplan gehören und könnten nicht von allen kleineren Bergbahnen angeboten werden.

«Profitieren tun am Ende aber alle Ostschweizer Betriebe, ob gross oder klein, von der durch die Verbundlehre attraktiver gemachten Lehre als Seilbahnmechatronikerin oder -mechatroniker», wie Roger Walser sagt.

Gianluca Volpe/sardona24