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Weiterhin Streit um die neue Rheinbrücke

Die Grenzbrücke Au-Lustenau hat ihre prognostizierte Lebensdauer beinahe erreicht. Wo bleibt der Ersatz?
Die Grenzbrücke Au-Lustenau hat ihre prognostizierte Lebensdauer beinahe erreicht. Wo bleibt der Ersatz? Bild: PD
Das Schildbürgertum der Gemeinde Lustenau ist jetzt um eine Facette reicher. Denn die Luschnouer wollen sich mit allen politischen und juristischen Mitteln gegen einen aufgrund des Alters der bestehenden Grenzbrücke notwendigen Ersatzbau an gleicher Stelle wehren.

Langsam ist es schwierig, die Irrungen und Wirrungen der Verkehrspolitik unserer liebsten Nachbarn zu verfolgen. Denn seit nunmehr sechzig Jahren weiss man, dass es eine belastbare Transitverbindung zwischen den beiden Rheintalautobahnen braucht. Und seit genauso langer Zeit sind die Gsiberger nicht in der Lage, eine solche zu bauen.

S18 über die Diepoldsauer Rheininsel

Vor einiger Zeit schien es, als ob man sich in Vorarlberg auf die CP-Variante einigen könnte, die von der Autobahnabfahrt Messepark bis zum seit 1964 von der Schweiz fertiggestellten Anschluss St.Margrethen führen würde. Aber die Wiener Verkehrsministerin Leonore Gewessler, die als erzgrüne Politikerin jedes Grossbauvorhaben verhindern will, hat sich in seltener Einigkeit mit dem in den letzten Jahren in seinen Entscheidungen immer erratischer werdenden Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer dafür stark gemacht, die S18 über die Diepoldsauer Rheininsel zu führen.

Da dies am strikten «Njet» der Schweiz scheiterte, müsste sich der gesamte Transitverkehr bis zum St.Nimmerleinstag weiterhin über die Grenzbrücke zwischen Au und Lustenau quälen. Eine Brücke, die ein Ablaufdatum hat. Sie wird 2027 die theoretische Nutzungsdauer derartiger Spannbetonbrücken erreichen. Zwar sei diese Brücke noch in gutem Zustand, dennoch wurden in der Mitte bereits leichte Verformungen gemessen, sodass bereits jetzt überschwere Lkw nicht mehr darüberfahren dürfen. Seit Juni 2023 wird diese Rheinbrücke durch ein Brückenmonitoring-System überwacht.

Tunnellösung ist vom Tisch

Es braucht also dringend einen Neubau. Eine Tunnellösung sei inzwischen vom Tisch, so die Verantwortlichen. Und jetzt kommt´s! Alle Parteien im Lustenauer Rathaus seien sich einig, die Brücke müsse weiter südlich neu entstehen, damit das Ortszentrum vom Verkehr entlastet werde. Da kommen´s aber früh drauf, die Lustenauer!

Und der im nächsten Jahr scheidende und die Folgen seines politischen Tuns damit wohl nicht mehr verantworten müssende Bürgermeister Kurt Fischer setzt noch einen drauf: Man werde im Rathaus der Senfgemeinde jedenfalls alle politischen und rechtlichen Mittel ausschöpfen, damit die Rheinbrücke nicht mehr am selben Ort neu gebaut wird.

Schweizer Seite gesprächsbereit?

Die grüne Landtagsabgeordnete Christine Bösch-Vetter behauptet sogar allen Ernstes, die Schweizer Seite sei gesprächsbereit. Und schlägt statt einer grossen, mehrere kleine Lösungen vor. Aha, sollen die Schweizer halt mehrere neue Autobahnauffahrten realisieren. Da wird die Freude von Kriessern bis St.Margrethen aber recht überschaubar bleiben.

Nein, im Ernst: obwohl die Schweiz bereits seit 1964 die grenzüberschreitende Infrastruktur langfristig geplant und umgesetzt hat, soll jetzt der Transitverkehr in die Dörfer entlang des Rheins gelenkt werden. Wie hätte da unser liebster Gallier Obelix zutreffend gesagt: «Die spinnen, die Lustenauer!». Bleibt zu hoffen, dass sich die angebliche Gesprächsbereitschaft darin erschöpft, auf die seit Jahrzehnten vereinbarten Verkehrslösungen zu pochen und hart zu bleiben.

Man kann nicht alles haben

Ennet des Rheins sollte realisiert werden, dass man nicht alles haben kann. Sich zuerst gegen die CP-Variante entscheiden. Und die aus dieser Entscheidung langfristig resultierende Transitverkehrsproblematik nach dem Florianiprinzip den Nachbarn aufbürden wollen. Nein, ihr lieben Leute und ach so grünen Politiker: So geht´s einfach nicht.

Denn eines ist klar: die Brückenplanung muss vorangetrieben werden. Denn im Ernstfall könnte die aktuelle Brücke ohne Ersatz gesperrt werden. Und die 120 Jahre alte Wiesenrainbrücke ist auch sanierungsreif und kann natürlich keinen Ersatz darstellen. Ein Riesenproblem für beide Seiten wäre die Folge. Und der Verkehr würde sich vermutlich nach Diepoldsau, Kriessern und St.Margrethen verschieben.

Kein politisches Überleben

Hoffen wir auf das kommende Wahljahr in Österreich. Denn das wird ja die Frau Verkehrsministerin Leonore Gewessler politisch wohl nicht mehr überleben. Und in Lustenau kommt ein neuer Bürgermeister. Der hoffentlich realitätsbezogen, nüchtern und zukunftsorientiert und ohne Scheuklappen agieren wird.

pd/sardona24