«Last push of the season», schrieb Nicole Good vor dem Start am Super-G der Schweizer Meisterschaften in Davos auf Instagram. Das letzte Saisonrennen endete dann aber gar nicht wie gewünscht für die Pfäferserin. Es waren schwer zu ertragende Bilder, welche sich abspielten: Schon nach wenigen Toren verlor Good die Kontrolle über die Ski, landete kopfvoran auf der Piste und blieb regungslos liegen. Zum Glück waren innert Sekunden Rettungskräfte vor Ort und versetzten die 26-Jährige in die Seitenlage. Mit dem Helikopter wurde Good anschliessend ins Kantonsspital in Chur auf die Notfallstation überführt.
Es waren bange Minuten für viele Skifans. Für Erleichterung sorgte das Statement von Swiss-Ski kurz nach dem Mittag, in welchem mitgeteilt wurde, dass sich Good keine schwere Hirnverletzung zugezogen habe. Dafür eine Gehirnerschütterung und diverse Brüche im Gesicht, die allerdings keine Operation nach sich ziehen würden.
«Ich sehe schlimm aus»
«Es geht mir, den Umständen entsprechend, gut», sagt Good zwei Tage nach dem Unfall am Telefon, «ich hatte ein paar Schutzengel an meiner Seite.» Mittlerweile könne sie wieder lachen und die Lippen seien nicht mehr so dick, wie am Samstag. «Man versteht mich jetzt wieder, wenn ich spreche», sagt die 26-Jährige lachend.
Den Humor hat die Frohnatur nicht verloren, auch wenn es überall am Körper schmerzt. Die Augen sind blau, einige Rippen gebrochen, der Fuss tut weh und die Nase muss auch noch gerichtet werden. «Ich sehe schlimm aus», sagt sie selber, «ich warne jeden, der mich besuchen kommt. Fotos gibt es derzeit darum keine von mir.» Verständlich.
Hadern will Nicole Good nach dem Sturz nicht. «Das passiert halt in unserem Sport», sagt die Pfäferserin lapidar. Erinnern kann sie sich nicht mehr an den fraglichen Moment. «Auch nicht, was danach am Pistenrand geschah», ergänzt Good. Vermutet wird ein Fahrfehler. Nichts wissen will sie davon, dass die Piste zu weich gewesen sei. «Die Unfallstelle war im Schatten, da war der Schnee sicher nicht zu weich.»
Die Slalom-Weltcupfahrerin ging auch nicht unvorbereitet in das Super-G-Rennen. «Ich habe viel Super-G trainiert in diesem Winter und fühlte mich gut am Start», sagt Good, «ich mag die Disziplin und möchte sie als zweite neben dem Slalom aufbauen.» Im Europacup startete die Kombinations-Junioren-Weltmeisterin von 2019 zweimal in diesem Winter im Super-G.
Nachzudenken, warum der Sturz geschah, bringe nichts, so die Profisportlerin. «Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist», sagt Good, die in den nächsten Tagen das Spital verlassen kann und sich dann zu Hause in Pfäfers weiter erholen wird. «Es braucht jetzt Geduld, wann ich mit dem Training beginnen kann, wird man sehen.»
Fragezeichen Gehirnerschütterung
Abzuwarten gilt es vor allem, wie sich die Gehirnerschütterung bemerkbar macht. Vor zwei Jahren erlitt Good bereits eine. Damals brauchte sie einige Zeit, bis der Kopf wieder voll funktionsfähig war. Sie wisse sich aber in guten Händen, versichert die Weltcupfahrerin. «Etwas vom wenig Positiven dieses Sturzes war, dass es quasi zu Hause passierte», sagt sie.
Im Kantonsspital Chur wurde sie gut betreut, «und ich habe schon viele nette Besuche erhalten.» Bislang sei sie noch gar nicht dazugekommen, alle Genesungswünsche auf dem Handy zu beantworten. «Ich habe mich über alle sehr gefreut», lässt die Taminatalerin ausrichten.
Fixplatz im Weltcup gesichert
Der Sturz im letzten Rennen überschattet eine erfolgreiche Saison, in welcher Good einen weiteren Schritt Richtung Weltspitze gemacht hat. In sieben von elf Weltcupslaloms fuhr sie in die Punkte, in Lienz erstmals als Neunte in die Top-Ten, dazu kommen zwei 12. Ränge in Spindlermühle und Are. «Mein Niveau hat sich verbessert»; hat Good selber festgestellt, «mittlerweile erreiche ich den zweiten Lauf, auch wenn mir die Fahrt nicht optimal gelingt.»
Einziger Wermutstropfen war, dass sie das Weltcupfinale in Schladming verpasste, obwohl sie vor dem letzten Rennen auf Rang 23 lag. Ebenso ärgerte sie sich, dass sie sich den Sieg in der Europacup-Slalomwertung noch wegschnappen liess. Als Zweite hatte sie aber schon vor dem letzten Rennen den Weltcup-Fixplatz in der nächsten Saison auf sicher.
Auch das lässt Good beruhigt die nächste Saison angehen. Zuerst steht aber das Auskurieren des Sturzes von Davos auf dem Programm.