Die Geschichte der Walensee-Bühne begann kurz nach der Jahrtausendwende in einem kleinen Büro in Sargans. Marco Wyss, in seiner damaligen Funktion als Tourismusdirektor der Ferienregion Heidiland, war auf der Suche nach einer Leuchtturm-Veranstaltung mit einer Strahlkraft, die den regionalen Tourismus anzukurbeln vermag. Schliesslich initiierte er diese 2004 auch dank der grossen Unterstützung vieler Personen und Institutionen gleich selber; 2005 wurde in Walen-stadt «Heidi – das Musical» aufgeführt.
Auf der Erfolgswelle
Die erste Spielsaison war ein Erfolg. Das Publikum kam in Scharen auf die damals noch nicht überdachte Bühne, und die in vielerlei Hinsicht partizipierende Region war des Lobes voll über die «visionären Macher». Daran sollte sich 2006 und 2007 nichts ändern. «Heidi» und «Heidi 2» funktionierten zwei weitere Spielzeiten, die Ränge waren gut gefüllt, die Region profitierte. Zudem wurde Walenstadt über die Landesgrenzen hinaus als Standort für hochwertige Musicalkunst etabliert.
Hinter den Kulissen braute sich das Unheil allerdings schon damals zusammen. Denn die Musicals generierten zwar die kalkulierten Einnahmen, das hoch dekorierte Kreativteam, das damals noch nicht von Wyss selber angeführt wurde, produzierte allerdings entsprechend kostenintensiv. Auch berücksichtigte es die Anliegen der lokalen Bevölkerung nicht gebührend. Etwa, wenn es um das unnötige Sperren von grossen Flächen am Stadtner Badestrand oder des Seeuferweges ging.
Trotzdem richtete man 2008 noch einmal im gleich grossen Stil an; und erlitt Schiffbruch. Die Wiederaufnahme von «Heidi – Teil 2» floppte an der Kasse und viele Aufführungen waren schlecht besucht. Letztlich fanden nur rund 27 000 Besucherinnen und Besucher den Weg nach Walenstadt.
Die Walensee-Bühne stand am Abgrund. Intensive Rettungsbemühungen unter der Leitung von Wyss fruchteten schliesslich, doch mussten auch lokale Handwerker letztlich auf 20 Prozent ihrer Guthaben verzichten. Angeheizt von einigen Lautsprechern vor Ort, kippte die Stimmung in Walen-stadt teilweise und die Bevölkerung verhinderte in dieser giftigen Atmosphäre auch eine Heidi-Erlebniswelt, die Wyss für rund fünf Millionen Franken in Seenähe errichten wollte.
Der «Neuanfang»
In der Folge stellte sich die Walensee-Bühne komplett neu auf. «Heidi 3», an dessen Story bereits geschrieben worden war, verschwand in der Schublade und auch das Produktionsteam wurde grösstenteils ausgewechselt. Stattdessen stieg Wyss selber ins Tagesgeschäft ein, übernahm die Projektleitung und strich das Budget deutlich zusammen. Zudem spielte man «nur» noch alle zwei Jahre. 2010 feierte das Team mit «Die Schwarzen Brüder» einen Grosserfolg, «Tell» 2012 konnte die Erwartungen an die Besucherzahlen dann nicht mehr ganz erfüllen. Erfreulicherweise näherte man sich in dieser Zeit aber der lokalen Bevölkerung wieder an und setzte viele ihrer Anliegen um. Heute ist die Produktion vor Ort weitestgehend wieder gut respektiert. Dennoch gab es auch immer wieder einmal Rückschläge, etwa erhält man seit 2018 keine Gelder mehr aus dem kantonalen Lotteriefonds.
Die Walensee-Bühne setzte derweil ab 2014 erfolgreich auf bekannte Musicals wie «Flashdance» oder «Die Schöne und das Biest». Zudem lancierte man weitere Projekte, etwa im Tessin («Titanic», 2016) oder bespielte im 2019 Theaterbühnen mit «Edith Piaf und Marlene Dietrich – das Musical».
Nun schliesst sich also der Kreis und «Heidi» kehrt nach 20 Jahren nach Walenstadt zurück.