Die «NZZ am Sonntag» thematisiert in ihrer aktuellen Ausgabe einen seit Wochen schwelenden Konflikt unter den Schweizer Jungparteien.
Schweiz-Button
Hintergrund ist ein Auftritt von Nils Fiechter, Präsident der Jungen SVP, im russischen Propaganda-Medium «Russia Today». Seit Anfang Jahr berichtet dieses in hoher Kadenz über die Schweiz, auf der deutschen Website wurde eigens ein Schweiz-Button eingerichtet. Im Vorfeld der Bürgenstock-Konferenz suchte Russia Today den direkten Draht zu einem gesprächsbereiten Schweizer – und fand Fiechter.
Attacke gegen Bundesrat
Der Präsident der Jungen SVP attackierte im Interview den Bundesrat. Die Schweiz gebe ihre Unabhängigkeit auf und werde in einen Weltkrieg hineingezogen, so Fiechter. Inner- und ausserhalb der JSVP ist das Entsetzen über den Auftritt anhaltend gross, wie Gespräche zeigen.
Jungparteien wenden sich ab
Bereits kurz nach dem Interview teilten die Jungen Grünliberalen mit, ihre Zusammenarbeit mit der JSVP zu sistieren. Fiechter habe sich für russische Propaganda einspannen lassen. Gemeinsame Komitees und Auftritte werde es mit der nationalen Parteileitung nicht mehr geben.
Der Jungen Mitte reicht es nun ebenfalls. «Eine Zusammenarbeit mit Personen von der Jungen SVP Schweiz, die klar Grenzen überschreiten –wie Nils Fiechter oder Sarah Regez –, schliesse ich persönlich aus», sagt der Präsident Marc Rüdisüli gegenüber der «NZZ am Sonntag».
JEVP entsetzt
Lea Blattner, Co-Präsidentin der JEVP Schweiz, zeigt sich «entsetzt über Fiechters Auftritt». Kategorisch wolle man eine weitere Zusammenarbeit mit der JSVP zwar nicht ausschliessen, wohl aber «mit jeglichen Akteurinnen und Akteuren, die gegen unsere demokratischen Grundwerte handeln».
Jungfreisinnige wollen neuen JSVP-Präsidenten
Jonas Lüthy, Präsident der Jungfreisinnigen, regt einen Wechsel an der Spitze der Jungen SVP an. «Politiker sollten sich auf Sachthemen fokussieren und versuchen, die Schweiz durch konstruktive Arbeit weiterzubringen», sagt er. Doch bei der JSVP würden Personalfragen überhandnehmen. «Dies ist meist ein Zeichen für eine Partei, sich zu hinterfragen, wen man an die Spitze wählt.»
Wolken am Säntis
Auch intern wächst der Druck. Mindestens eine Kantonalsektion friert die Zusammenarbeit mit der Spitze per sofort ein. Die Junge SVP Säntis der beiden Appenzell hat kürzlich entschieden, dass ihre Vertreter im nationalen Parteivorstand und bei nationalen Versammlungen «keine aktive Rolle, sondern eine passiv-beobachtende» einnehmen sollen.