Judith Bischof, Hansruedi Felix, Cathrin Legler, Gabriel Imhof und Judith Hosennen nahmen 2024 am Wiborada-Projekt teil. Sie verbrachten eine Woche eingeschlossen in einer Holzzelle an der St.Mangenkirche in St.Gallen, zu Ehren der Stadtheiligen Wiborada, die sich ebenfalls vor über 1000 Jahren einmauern liess.
Eine Woche fast vollständig abgeschnitten von der Aussenwelt, ohne Handy, ohne fliessendes Wasser, lediglich mit sich allein – oder vielleicht mit einer höheren Macht. Wie war dieses Erlebnis?
Liebe Inklusen, was war das Erste, das Sie gemacht haben, als die Zellentür hinter Ihnen geschlossen wurde?
Judith Bischof: Ich habe meine Jacke an den Hacken gehängt. Mitten im Raum habe ich im Stehen die Augen geschlossen und einige tiefe Atemzüge genommen. Die Stimmen von draussen wurden schwächer. Der ganze Ballast fiel von mir ab und ich spürte, ich bin nun hier – in meinem Wohnraum und Wirkungsort auf Zeit – für ganze sieben Tage und sieben Nächte. Ein Glücksgefühl stellte sich ein.
Cathrin Legler: Zuerst habe ich mich mal hingesetzt und versucht zu spüren, was das jetzt mit mir macht. Grosse Freude machte sich breit. Dann aber räumte ich meinen Koffer aus und richtete mich gemütlich in der Zelle ein.
Judith Hosennen: Gabriel Imhof, der vor mir in der Zelle war, hinterliess mir eine brennende Kerze. Ich kam rein, sah die Kerze und fühlte mich gleich wohl. Es war wie ein «Ankommen», ein «Daheim». Dann packte ich aus, zog mein Bett an und richtete mich ein.
Wie verging für Sie die Zeit in der Zelle?
Hansruedi Felix: Ich habe meine Zeit hauptsächlich mit Nichtstun verbracht und, wie ich im Interview vor dem Projekt bereits erzählt habe, mit Atmen. Das Atmen war übrigens mitunter die wichtigste Technik, die mich geleitet hat: Tief in den Bauch zu atmen bis zum Beckenboden. Die letzten Tage war ich nur noch glücklich
Judith Hosennen: Die Zeit verging für mich sehr schnell. Bei allem, was ich tat, sass ich vorher und nachher kurz in der Stille.
Cathrin Legler: Es gab Zeiten, da war einfach nichts und ich habe auch nichts gemacht. Das waren aber trotz des «Nichts» gute und intensive Zeiten.