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Pfäfers
20.09.2024

Pfäferser Dokumente im Stiftsarchiv unter Schutz gestellt

Ausschnitt aus dem Titelblatt der Pfäferser Klostergeschichte (1628) mit der einzigen überlieferten Darstellung der vorbarocken Pfäferser Klosteranlage
Ausschnitt aus dem Titelblatt der Pfäferser Klostergeschichte (1628) mit der einzigen überlieferten Darstellung der vorbarocken Pfäferser Klosteranlage Bild: Kanton St.Gallen
Der St.Galler Regierungsrat hat den Bestand «Archiv und Bibliothek der Abtei Pfäfers» als bewegliches Kulturerbe unter Schutz gestellt. Er befindet sich im Stiftsarchiv St.Gallen. Am 20. September 2024 zeichnete Regierungsrätin Laura Bucher den Bestand mit dem kantonalen Kulturerbe-Label aus.

Der Bestand «Archiv und Bibliothek der Abtei Pfäfers» zählt rund 10'000 Urkunden, Karten, Akten, Pläne und Bücher. Diese sind vorwiegend handschriftlich verfasst und somit Unikate.

Der Bestand dokumentiert die 1'100-jährige Geschichte des Benediktinerklosters Pfäfers sowie dessen Beziehungen und Einflussgebiete weit über die Kantonsgrenzen hinaus. Seit 1853 wird das Klosterarchiv Pfäfers als eigenständiger Bestand im Stiftsarchiv St.Gallen aufbewahrt.

  • Das «Goldene Buch von Pfäfers», angelegt vom 11. bis 15. Jahrhundert, vorderer Einband Bild: Kanton St.Gallen
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  • Darstellung des Evangelisten Matthäus im «Liber viventium Fabariensis», dem Pfäferser «Buch der Lebenden» aus dem 9. Jahrhundert Bild: Kanton St.Gallen
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  • Darstellung des Evangelisten Lukas im «Liber Aureus», dem im 11. Jahrhundert entstandenen «Goldenen Buch von Pfäfers» Bild: Kanton St.Gallen
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Besondere historische Relevanz

Unterstützt durch einen Fachbeirat hat die Fachstelle Kulturerbe im Amt für Kultur den wertvollen Bestand als bewegliches Kulturerbe des Kantons beurteilt.

Neben seiner hohen historischen Relevanz für die Religions- und Kirchengeschichte sowie die Wirtschafts-, Politik- und Sprachgeschichte im Kanton weist der Bestand eine grosse wissenschaftliche sowie kunst- und kulturhistorische Bedeutung auf. Er besitzt somit einen besonderen kulturellen Zeugniswert für den Kanton St.Gallen und insbesondere für die Region Sarganserland.

Des Weiteren wirkt der Bestand identitätsstiftend, da er das kulturelle und historische Selbstverständnis der Menschen in der Region bis heute prägt. Aufgrund dieser Bedeutung als bewegliches Kulturerbe des Kantons hat die Regierung den Bestand «Archiv und Bibliothek der Abtei Pfäfers» unter Schutz gestellt.

  • Ärztliches Consilium für den Pfäferser Abt Johann Jakob Russinger von Paracelsus, der im Jahr 1535 im Bad Pfäfers als Arzt wirkte Bild: Kanton St.Gallen
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  • Fragment eines Passions- und Osterspiels aus dem frühen 14. Jahrhundert Bild: Kanton St.Gallen
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Label und zwei Plaketten übergeben

Anlässlich der Feier zur Unterschutzstellung im Alten Bad Pfäfers überreichte Regierungsrätin Laura Bucher Peter Erhart und Jakob Kuratli Hüeblin vom Stiftsarchiv St.Gallen das kantonale Kulturerbe-Label in Form einer Kulturerbe-Plakette und einer Urkunde.

Eine weitere Plakette durften Axel Zimmermann, Gemeindepräsident Pfäfers, Rudolf Good, Präsident der Kirchgemeinde Pfäfers, sowie Gordana Heuberger, Direktorin der Klinik St.Pirminsberg, entgegennehmen.

Die zweite Kulturerbe-Plakette wird am Gebäude des Klosters Pfäfers die Besucher auf die Bedeutung der schriftlichen Überlieferung der Benediktinerabtei hinweisen. Über einen auf der Plakette aufgedruckten QR-Code können sie weitere Informationen im Kulturerbeverzeichnis des Kantons abrufen.

Eine der ältesten Abteien im nördlichen Alpenraum

Die Benediktinerabtei Pfäfers wurde in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründet und gilt als eine der ältesten Abteien im nördlichen Alpenraum. Beginnend im 9. Jahrhundert entstanden über Jahrhunderte hinweg umfangreiche Archiv- und Bibliotheksbestände. Mit Auflösung des Klosters im Jahr 1838 gingen diese in das Eigentum des Kantons über und werden seit 1851 als eigenständiger Bestand im Stiftsarchiv St.Gallen aufbewahrt, erschlossen, erforscht und vermittelt.

Die ungefähr 10'000 Dokumente bilden die Geschichte des Klosters ab, das als geistiges, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Einfluss in den St.Galler Ortschaften Kempraten, Rapperswil, Wurmsbach, Busskirch, Quarten, Walenstadt, Rüthi, Wildhaus, Gams, Mels, Wangs, Vilters, Weisstannen, Bad Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis ausübte. Ausserdem spielte die Abtei als Eigentümerin der im Mittelalter entdeckten Heilquelle in der Taminaschlucht und des zu Beginn des 18. Jahrhunderts neu erbauten Alten Bads in Pfäfers eine bedeutende Rolle in der europäischen Badekultur.

pd/jos