Die Ausstellung «kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz» ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden gemäss einer Mitteilung des Landesmuseums Zürich anhand von zahlreichen Fallbeispielen elf Handlungsfelder thematisiert, in denen sich Schweizer Personen, Firmen oder Gemeinwesen ab dem 16. Jahrhundert kolonial betätigten. Das Panorama reicht geografisch von Nord- und Südamerika über Afrika bis nach Asien. Einzelne Schweizer Firmen sowie Privatpersonen beteiligten sich am transatlantischen Sklavenhandel oder verdienten am Handel mit Kolonialprodukten und durch die Ausbeutung versklavter Menschen ein Vermögen.
Schweizerinnen und Schweizer waren als Missionare auf der ganzen Welt unterwegs oder verliessen die Schweiz, um Siedlungskolonien zu gründen und vermeintlich unbewohntes Land zu bewirtschaften. Andere, getrieben von Armut oder Abenteuerlust, dienten als Söldner in europäischen Heeren, die koloniale Eroberungen unternahmen und den Widerstand der indigenen Bevölkerungen bekämpften. In der Heimat prägte neben den Briefen und Berichten aus den Kolonien auch die Wissenschaft den Blick auf die Menschen in den Kolonien.
An den Universitäten Zürich und Genf formulierten Wissenschaftler Rassentheorien, die international verbreitet wurden und der Legitimation des kolonialen Systems dienten.
Der zweite Teil der Ausstellung im Landesmuseum geht der Frage nach, was das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart bedeutet. Aufgezeigt werden die Folgen des Kolonialismus, die bis heute spürbar sind – so etwa in der global ungleichen Verteilung von Wohlstand oder im Umweltbereich.
Bedeutung des Themas erkannt
Im Zentrum stehen aber auch Debatten, welche die Schweizer Bevölkerung direkt beschäftigen: Sollen beispielsweise Strassennamen oder Denkmäler von Personen, die am Kolonialismus beteiligt waren geändert, beziehungsweise gestürzt werden oder wird dadurch die Geschichte zensiert? Die Besuchenden sind eingeladen zu diskutieren und ihre Gedanken zum Thema in der Ausstellung zu hinterlassen.
Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen haben in den letzten Jahren Publikationen über die kolonialen Verflechtungen der Schweiz herausgegeben. Auch die Museen haben die Bedeutung des Themas erkannt, was sich unter anderem in den Ausstellungen, die in diesem Herbst zu sehen sind, widerspiegelt.
Die Ausstellung im Landesmuseum bietet erstmals eine thematisch breit gefächerte Übersicht über die koloniale Verflechtungsgeschichte der Schweiz. Zahlreiche Stimmen kommen darin zur Sprache, verschiedene Regionen, Handlungsfelder und Positionen werden beleuchtet.
Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern wie Denise Bertschi, Sasha Huber, Chris Pappan, Mathias C. Pfund, Deneth Piumakshi Veda Arachchige oder Dom Smaz bringen wertvolle Perspektiven ein. Auch Aspekte aus Interaktionen mit der Öffentlichkeit und mit verschiedenen Experten und Akteurinnen sind in die Entwicklung der Ausstellung eingeflossen. Ein internationaler wissenschaftlicher Beirat hat die Konzeption begleitet.