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07.11.2024

Pizolcare-Gesundheitsforum: Einfach weniger essen?

Bild: Katrin Wetzig
Das 24. Pizolcare-Gesundheitsforum hat Interessierten ein umfassendes Podium zum Thema «Umgang mit Übergewicht» geboten. Dabei ging es nicht nur um die Abnehmspritzen, sondern auch um umfassende Therapiemöglichkeiten.

Rund 50 Personen waren der Einladung zum 24. Pizolcare-Gesundheitsforum gefolgt und lauschten mit grossem Interesse den einleitenden Worten von Urs Keller, Hausarzt und Geschäftsführer von Pizolcare. Mit Grafiken machte Keller deutlich, dass Übergewicht (Adipositas) als weltweit grösstes Gesundheitsproblem gilt und auch in der Schweiz auf dem Vormarsch ist. Hierzulande haben 12,4 Prozent der Bevölkerung einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30 und leiden somit unter krankhaftem Übergewicht. Daraus resultieren Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme.

Ein grosser Markt

Prominente machen seit einiger Zeit auf Social Media auf die Abnehmspritzen aufmerksam, einer Weiterentwicklung aus einer neuen Medikamentengruppe zur Behandlung von Diabetes Typ 2. Jede dritte der wöchentlich anzuwendenden Abnehmspritzen wird in der Schweiz auf eigene Kosten gekauft. Manche, obwohl sie gar nicht benötigt würden, gab Keller zu bedenken. Die Schweiz ist das einzige Land, in dem die Grundversicherung die Kosten in gewissen Fällen übernimmt – vorausgesetzt, es wird begleitend eine kalorienreduzierte Diät mit Ernährungsberatung und entsprechender Bewegung gemacht und die Gewichtslimite wird im Lauf der Therapie erfüllt. Natürlich verlocke der Verdienst durch solche Medikamente nicht nur Pharmafirmen, sondern auch Diätanbieter wie etwa Weight Watchers und Nestlé. Die Nebenwirkungen der Präparate sorgten jedoch dafür, dass die meisten Patienten den Versuch mit den Medikamenten wieder abbrechen würden.

Umfassendes Podium

Die Ernährungsberaterin HF des Spitals in Grabs, Elvira Bless, die Präsidentin der Allianz Adipositas Schweiz, Doris Fischer-Taeschler, Martina Gadient, Fachpsychologin FSP in Flums, die Wartauer Hausärztin Melanie Greisinger, Christian Frei, Leiter der Integrierten Versorgung der Swica-Versicherung, und der Endokrionologe sowie Diabetologe Daniel Walser (Grabs) gaben anschliessend auf dem Podium Einblick aus ihren Fachgebieten in die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit Adipositas. Der Hinweis «Jetzt iss doch endlich mal weniger» helfe nicht weiter, sagte Doris Fischer-Taeschler. Für die Hausärztin Melanie Greisinger und Ernährungsberaterin Elvira Bless ist klar, dass es nicht reicht, den Appetit los zu sein. Man müsse sich auch gesund ernähren, um keine Muskeln, sondern Fett abzubauen.

«Eine gute Investition»

Für Daniel Walser ist klar, dass man die Medikamente gut einstellen und damit allenfalls grössere Kosten durch Arbeitsausfall wegen Gelenkproblemen oder Knieprothesen verhindern könne. Christian Frei sieht darin für die Krankenkassen eine gute Investition, die langfristig Gesundheitskosten senken könnte. Psychologisch gesehen scheint es für Martina Gadient sinnvoll, die Ursachen für das Fehlverhalten beim Essen genauer anzuschauen. Sie seien so individuell wie das Leiden Betroffener selbst. Für Frei ist klar, dass nur ein Netzwerk aus Fachleuten individuelle Lösungen finden kann.

Fazit: Um nachhaltig Gewicht zu reduzieren, sind Verhaltensänderungen und gesunde Ernährung nötig, damit keine Mangelerscheinungen oder Folgeerkrankungen auftreten. Medikamente können dabei hilfreich sein. 

Katrin Wetzig