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Ostschweiz
21.12.2024

Muss die Route des Exodus neu geschrieben werden?

Bild: Hamburger Kunsthalle (Frans Francken d. J., Tobias Verhaecht: Die Israeliten am Roten Meer, 1621)
Alfred Tobler vom Institut für Makro-, Mikro- und Nanotechnologie aus Rorschach wirft ein neues Licht auf den Exodus: Durch jahrelange Forschungen kommt er zum Schluss, dass die Israeliten nicht den direkten Weg über die Sinaihalbinsel nahmen, sondern einen rund 20-mal längeren Umweg über die Arabische Halbinsel. Seine Erkenntnisse basieren auf historischen Analysen, geografischen Abgleichen und spektakulären Funden aramäischer sowie althebräischer Inschriften entlang der vermuteten Route.

Der Exodus, der in der Bibel beschriebene Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, zählt zu den eindrucksvollsten Geschichten der Menschheit. Laut der Überlieferung führte Moses die Israeliten aus der Sklaverei in die Freiheit und erhielt dabei die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai.

Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Erzählung? Archäologen, Historiker und Theologen untersuchen seit Jahrzehnten die möglichen historischen Grundlagen und geografischen Details dieses Ereignisses.

Die biblische Erzählung

Gemäss dem Alten Testament befanden sich die Israeliten jahrhundertelang in ägyptischer Knechtschaft. Unter der Führung von Moses, der durch göttliche Anweisungen geleitet wurde, verliessen sie Ägypten in einer dramatischen Flucht, die durch das Wunder des geteilten Roten Meeres gekrönt wurde. Nach dieser spektakulären Befreiung zog das Volk durch die Wüste und gelangte schliesslich ins Gelobte Land.

Diese Erzählung, die im Buch Exodus aufgezeichnet ist, bildet die Grundlage des jüdischen Glaubens und hat eine immense kulturelle und religiöse Bedeutung. Für viele Gläubige ist der Exodus ein Symbol für Freiheit, Erlösung und den Bund zwischen Gott und seinem Volk.

Die Forschung von Alfred Tobler

Ein spannender Ansatz kommt nun von Alfred Tobler, einem versierten Theologen aus Rorschach. Seit sieben Jahren widmet er sich intensiv dem Exodus. Ausgangspunkt seines Interesses war während seiner Studienzeit am theologisch-diakonischen Seminar in Aarau die Frage, warum der Exodus laut Altem Testament 40 Jahre gedauert haben soll. Der direkte Weg über die Sinaihalbinsel hätte nur wenige Monate in Anspruch genommen.

Tobler fand in den biblischen Berichten zahlreiche Widersprüchlichkeiten und begann, historisches Material akribisch mit aktuellem Kartenmaterial abzugleichen. Sein Fazit: Die Israeliten haben tatsächlich einen Umweg über die Arabische Halbinsel genommen.

Der Grund dafür, so Tobler, lag in der Angst vor den auf der Sinaihalbinsel lebenden kriegerischen Stämmen, die in der Bibel als «Riesen» beschrieben werden. Tatsächlich hat man in alten Gräbern Skelette mit einer Körpergrösse von etwa zwei Metern gefunden – im 14. Jahrhundert vor Christus eine beeindruckende Erscheinung.

Alfred Tobler Bild: stz.

Während seiner Recherchen entdeckte Tobler zahlreiche Orts-, Städte-, Strassen-, Familien- und Gebietsbezeichnungen hebräischen Ursprungs an Orten, die exakt der Route um die Arabische Halbinsel entsprechen. Noch bemerkenswerter: Aramäische und althebräische Inschriften entlang der Route deuten für ihn darauf hin, dass die Israeliten tatsächlich diese Strecke gewählt haben.

Für Alfred Tobler ist klar: Die Geschichte des Exodus muss neu geschrieben werden. Statt den direkten Weg über die Sinaihalbinsel zu nehmen, führte der Exodus die Israeliten auf eine etwa 20-mal längere Route. Diese verlief über das heutige Dschidda, Aden, Taqa, Maskat, Abu Dhabi, Dammam, Riad und Arab, bevor das Volk Israel schliesslich das Gelobte Land erreichte.

Alternative Routen des Exodus

Alfred Toblers Theorie reiht sich in eine Reihe von Hypothesen ein, die von der traditionellen Route des Exodus abweichen. Während einige Forscher annehmen, dass das «Rote Meer» im biblischen Kontext eher ein «Schilfmeer» oder ein flaches Gewässer gewesen sein könnte, verlegt Tobler den Exodus vollständig auf die Arabische Halbinsel.

Die Bibel beschreibt im 4. Buch Mose, Kapitel 33, einen 40-jährigen Marsch, der durch Widrigkeiten, Prüfungen und göttliche Offenbarungen geprägt war. Toblers Entdeckungen könnten erklären, warum diese Zeitspanne nötig war: Eine Route von rund 6.000 Kilometern, die schwierige geologische und klimatische Bedingungen umfasste, hätte diese Dauer tatsächlich rechtfertigen können.

Alfred Tobler erreichen Interessierte unter toblerfredy8@gmail.com

Die Stationen der Wüstenwanderung

Dies sind die Lagerplätze der Israeliten, als sie unter Mose und Aaron aus Ägypten gezogen sind Heerschar um Heerschar. Und Mose schrieb auf nach dem Befehl des HERRN ihre Wanderungen nach ihren Lagerplätzen. Dies sind ihre Lagerplätze auf ihren Wanderungen: Sie zogen aus von Ramses am fünfzehnten Tag des ersten Monats, dem zweiten Tage des Passa, durch eine starke Hand, dass es alle Ägypter sahen, als sie eben die Erstgeburt begruben, die der Herr unter ihnen geschlagen hatte. Und der Herr hatte auch an ihren Göttern Gericht geübt. Als sie von Ramses auszogen, lagerten sie sich in Sukkot und zogen weiter von Sukkot und lagerten sich in Etam, das am Rande der Wüste liegt.

Von Etam zogen sie weiter und blieben in Pi-Hahirot, das vor Baal-Zefon liegt, und lagerten sich vor Migdol. Von Pi-Hahirot zogen sie weiter und gingen mitten durchs Meer in die Wüste und zogen drei Tagereisen in der Wüste Etam und lagerten sich in Mara. Von Mara zogen sie weiter und kamen nach Elim; da waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen, und sie lagerten sich dort. Von Elim zogen sie weiter und lagerten sich am Schilfmeer. Vom Schilfmeer zogen sie weiter und lagerten sich in der Wüste Sin. Von der Wüste Sin zogen sie weiter und lagerten sich in Dofka. Von Dofka zogen sie weiter und lagerten sich in Alusch.

Von Alusch zogen sie weiter und lagerten sich in Refidim; dort hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Von Refidim zogen sie weiter und lagerten sich in der Wüste Sinai. Von der Wüste Sinai zogen sie weiter und lagerten sich bei den Lustgräbern. Von den Lustgräbern zogen sie weiter und lagerten sich in Hazerot. Von Hazerot zogen sie weiter und lagerten sich in Ritma. Von Ritma zogen sie weiter und lagerten sich in Rimmon-Perez. Von Rimmon-Perez zogen sie weiter und lagerten sich in Libna. Von Libna zogen sie weiter und lagerten sich in Rissa. Von Rissa zogen sie weiter und lagerten sich in Kehelata. Von Kehelata zogen sie weiter und lagerten sich im Gebirge Schefer.

Vom Gebirge Schefer zogen sie weiter und lagerten sich in Harada. Von Harada zogen sie weiter und lagerten sich in Makhelot. Von Makhelot zogen sie weiter und lagerten sich in Tahat. Von Tahat zogen sie weiter und lagerten sich in Tarach. Von Tarach zogen sie weiter und lagerten sich in Mitka. Von Mitka zogen sie weiter und lagerten sich in Haschmona. Von Haschmona zogen sie weiter und lagerten sich in Moserot. Von Moserot zogen sie weiter und lagerten sich in Bene-Jaakan. Von Bene-Jaakan zogen sie weiter und lagerten sich in Hor-Gidgad. Von Hor-Gidgad zogen sie weiter und lagerten sich in Jotbata. Von Jotbata zogen sie weiter und lagerten sich in Abrona.

Von Abrona zogen sie weiter und lagerten sich in Ezjon-Geber. Von Ezjon-Geber zogen sie weiter und lagerten sich in der Wüste Zin, das ist Kadesch. Von Kadesch zogen sie weiter und lagerten sich an dem Berge Hor, an der Grenze des Landes Edom. Da ging der Priester Aaron auf den Berg Hor nach dem Befehl des Herrn und starb dort im vierzigsten Jahr des Auszugs der Israeliten aus Ägyptenland am ersten Tag des fünften Monats, als er hundertdreiundzwanzig Jahre alt war. Und der König der Kanaaniter zu Arad, der da wohnte im Süden des Landes Kanaan, hörte, dass die Israeliten kamen. Und von dem Berge Hor zogen sie weiter und lagerten sich in Zalmona.

Von Zalmona zogen sie weiter und lagerten sich in Punon. Von Punon zogen sie weiter und lagerten sich in Obot. Von Obot zogen sie weiter und lagerten sich in Ije-Abarim, im Gebiet der Moabiter. Von Ije-Abarim zogen sie weiter und lagerten sich in Dibon-Gad. Von Dibon-Gad zogen sie weiter und lagerten sich in Almon-Diblatajim. Von Almon-Diblatajim zogen sie weiter und lagerten sich in dem Gebirge Abarim östlich vom Nebo. Von dem Gebirge Abarim zogen sie weiter und lagerten sich in den Steppen Moabs gegenüber Jericho. Sie lagerten sich aber am Jordan von Bet-Jeschimot bis Abel-Schittim in den Steppen Moabs.

Zitiert aus der Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017

stgallen24/stz.