Der Exodus, der in der Bibel beschriebene Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, zählt zu den eindrucksvollsten Geschichten der Menschheit. Laut der Überlieferung führte Moses die Israeliten aus der Sklaverei in die Freiheit und erhielt dabei die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai.
Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Erzählung? Archäologen, Historiker und Theologen untersuchen seit Jahrzehnten die möglichen historischen Grundlagen und geografischen Details dieses Ereignisses.
Die biblische Erzählung
Gemäss dem Alten Testament befanden sich die Israeliten jahrhundertelang in ägyptischer Knechtschaft. Unter der Führung von Moses, der durch göttliche Anweisungen geleitet wurde, verliessen sie Ägypten in einer dramatischen Flucht, die durch das Wunder des geteilten Roten Meeres gekrönt wurde. Nach dieser spektakulären Befreiung zog das Volk durch die Wüste und gelangte schliesslich ins Gelobte Land.
Diese Erzählung, die im Buch Exodus aufgezeichnet ist, bildet die Grundlage des jüdischen Glaubens und hat eine immense kulturelle und religiöse Bedeutung. Für viele Gläubige ist der Exodus ein Symbol für Freiheit, Erlösung und den Bund zwischen Gott und seinem Volk.
Die Forschung von Alfred Tobler
Ein spannender Ansatz kommt nun von Alfred Tobler, einem versierten Theologen aus Rorschach. Seit sieben Jahren widmet er sich intensiv dem Exodus. Ausgangspunkt seines Interesses war während seiner Studienzeit am theologisch-diakonischen Seminar in Aarau die Frage, warum der Exodus laut Altem Testament 40 Jahre gedauert haben soll. Der direkte Weg über die Sinaihalbinsel hätte nur wenige Monate in Anspruch genommen.
Tobler fand in den biblischen Berichten zahlreiche Widersprüchlichkeiten und begann, historisches Material akribisch mit aktuellem Kartenmaterial abzugleichen. Sein Fazit: Die Israeliten haben tatsächlich einen Umweg über die Arabische Halbinsel genommen.
Der Grund dafür, so Tobler, lag in der Angst vor den auf der Sinaihalbinsel lebenden kriegerischen Stämmen, die in der Bibel als «Riesen» beschrieben werden. Tatsächlich hat man in alten Gräbern Skelette mit einer Körpergrösse von etwa zwei Metern gefunden – im 14. Jahrhundert vor Christus eine beeindruckende Erscheinung.