2023 kam es bei einem Landeanflug auf dem Flughafen Altenrhein zu einer brenzligen Situation. So sollen zwei Flugzeuge beinahe ineinander gekracht sein. Letztendlich konnte eine Katastrophe aber verhindert werden.
Pilot reagiert nicht
Der Bericht über diese verhinderte Katastrophe geht aus einem summarischen Bericht der SUST, Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle, hervor. Er liest sich wie folgt: «Am 10. Februar 2023 führte die Besatzung eines Geschäftsreiseflugzeuges einen Flug von Giebelstadt nach St.Gallen-Altenrhein durch. Um 14:23 Uhr befand sich das Flugzeug mit dem Funkrufzeichen «Fraction 426N» im Anflug mittels Instrumentenlandesystem.»
Weiter: «Der Flugverkehrsleiter (FVL) wies die Piloten darauf hin, dass sie die Nummer 1 für den Anflug seien und dass ein einmotoriges Flugzeug in Richtung Nordwesten abfliegen würde.» Der Pilot des einmotorigen Flugzeuges plante einen Rundflug. Nach dem Start wurde der Pilot mehrfach aufgefordert, nach rechts einzudrehen. «Der Pilot antwortete auf die Funksprüche mit «Hotel Hotel Bravo, say again» und «Hotel Hotel Bravo», reagierte aber nicht auf die Aufforderungen zum Einleiten der Rechtskurve.»
Kurz darauf sah die Besatzung des Geschäftsreiseflugzeuges das entgegenkommende Flugzeug, «woraufhin die Besatzung die Sinkgeschwindigkeit erhöhte. Gleichzeitig ertönte ein vom Verkehrswarn- und Kollisionsverhinderungssystems (Traffic Alert and Collision Avoidance System – TCAS) generierter Ausweichbefehl (Resolution Advisory – RA) zum Absinken.»
Dann kam es beinahe zum Crash.
Was jetzt folgt, liest sich wie in einem Actionfilm. «Die beiden Luftfahrzeuge kreuzten sich um 14:26:50 Uhr in einer horizontalen Distanz von rund 150 m und mit einer Höhendifferenz von etwa 400 ft, wobei sich das einmotorige Flugzeug oberhalb der anfliegenden Embraer befand. Der Ort der gefährlichen Annäherung lag rund 2.5 NM westlich der Pistenschwelle 10 in einer Höhe von ca. 2500 ft AMSL.» Kurz: Es wurde extrem knapp. Nur durch Glück und menschliches Eingreifen konnte eine Katastrophe verhindert werden.
«Der Pilot des einmotorigen Flugzeuges war nach dem Start mit den Verfahren zur Flugzeugführung absorbiert und flog, entgegen dem auf der Sichtflugkarte publizierten Verfahren, geradeaus weiter. Damit befand er sich auf Kollisionskurs mit dem entgegenkommenden Geschäftsreiseflugzeug und es kam in der Folge zur gefährlichen Annäherung.»
Sicherheitsdefizit
Das SUST kommt damit zu einem eindeutigen Schluss: «Die in St. Gallen-Altenrhein (LSZR) angewendeten Betriebsverfahren, die unter anderem regelmässig zu Starts und Landungen in entgegengesetzter Richtung führen, trugen zur Entstehung des schweren Vorfalls bei und stellen deshalb ein Sicherheitsdefizit dar.»
Noch schlimmer: Es ist nicht das erste Mal, dass beinahe etwas passiert: «Zwischen den Jahren 2017 und 2023 wurden vier ähnlich gelagerte Zwischenfälle der SUST gemeldet. Diese sowie der vorliegend untersuchte, erneute schwere Vorfall zeigen auf, dass die bisher getroffenen Massnahmen offenkundig noch nicht ausreichend sind.»